Steinzeitliche Spuren im Boden in Schwabthal entdeckt
Autor: Thomas Heuchling
Schwabthal, Donnerstag, 31. Juli 2014
Der Archäologe Timo Seregély und sein Team graben derzeit auf einem Feld beim Hohlen Stein eine frühsteinzeitliche Siedlung aus. Dabei entdeckten Spuren des Ackerbaus von Menschen aus der Bandkeramischen Zeit.
Dunkle Stellen in einem Erdloch können Geheimnisse lüften. Dem Archäologen Timo Seregély von der Universität Bamberg und seinem Team verraten sie, wer auf einem Acker nahe des Hohlen Steins bei Schwabthal einmal gelebt haben könnte - jedenfalls teilweise. Denn viele Informationen von Menschen aus der Bandkeramischen Kultur und ihrer Lebensweise liegen im Nebel der Jahrtausende verborgen. Den Namen habe die Kultur, die rund 500 Jahre existierte, von den bandartigen Verzierungen an ihren Keramikgefäßen, erklärt der Archäologe.
Während der dreiwöchigen Ausgrabungen haben die Wissenschaftler die Spuren eines rund 13 Meter langen und sechs Meter breiten Hauses freigelegt. Denn viel mehr als verfärbte Böden, die durch Holzpfosten an einigen Stellen dunkler sind, Holzkohle und Rotlehm ist als Zeugnis vom Leben der Menschen, die hier zwischen 5100 und 5200 vor Christus (Frühe Jungsteinzeit) siedelten, nicht übrig geblieben. Und eben die mit Bandmustern versehen Keramikteile sowie keilartige Steinwerkzeuge.
Magnetfeld der Erde zeigt Spuren
Auf den Feldern rund um den Hohlen Stein hatte im 19. und 20. Jahrhundert bereits der Arzt Gustav Roßbach, der begeisterter Vorgeschichtsforscher war, tausende Artefakte gesammelt. Durch Entdeckungen in Quellen aus dieser Zeit - sogenannte Lesefunde - und durch die Hilfe moderner Technik haben die Forscher die Stelle ausgemacht.
2008 hat Timo Seregély ein Projekt am Hohlen Stein begleitet. Im diesem Zusammenhang wurden auch Teile der umliegenden Felder mit der Technik der Magnetprospektion erkundet. Der promovierte Archäologe blättert in seinem Ordner und zeigt ein Blatt auf dem dunkle Flecken sowie rote und grüne Linien zu sehen sind. "Die dunklen Flecken sind Störungen des Erdmagnetfeldes", erklärt er. Anhand dieser wisse man, dass hier etwas stand.
Das Ergebnis der Ausgrabungen auf rund 520 Meter Höhe kann sich sehen lassen: Es sei einer der ersten Siedlungsbeweise aus dieser Zeit und in dieser Höhe für ein europäisches Mittelgebirge.
Das lebensnotwendige Wasser holten die Bewohner aus dem Tal oder sie fingen Regenwasser auf, vermutet der Archäologe. Diese Menschen waren die ersten Bauern in dieser Gegend. Sie haben Einkorn und Emmer angebaut. Eine Art fruchtbarer Lössboden, "Melm" genannt, eignete sich für den Ackerbau.
Aus dem Osten Europas
Aber wo kamen diese frühen Bauern her? Sie kamen aus dem tiefen Osten Europas. Aus den Gebieten der heutigen Ukraine, Ungarn oder Anatolien, sagt Seregély. Um 5000 vor Christus zerfiel die Kultur der Bandkeramiker und ihre Menschen verschwanden wieder. Die Gründe für den Niedergang seien vielfältig: klimatische Veränderungen, Probleme mit der Nahrungsversorgung oder Erschütterungen der Ideologie und des Glaubens, vermutet Seregély.
Aber wie alle Menschen hinterließen auch die Bandkeramiker Abfälle. Damit füllten sie Gruben auf, aus denen sie zuvor Lehm für den Hausbau entnommen hatten. Darin werden die Ausgräber fündig. "Anhand von bestimmten Moden bei der Gestaltung der Bandkeramik können wir die Funde auf 5200 bis 5100 vor Christus datieren", sagt Seregély.
Messen, Zeichnen und Graben
Um den Bandkeramikern auf die Spur zu kommen, ist stets viel Fingerspitzengefühl gefragt. Den Anfang bei den Ausgrabungen hatte ein Baggerfahrer gemacht, der die ersten 30 Zentimeter abtrug. Dann wurde der Untergrund vorsichtig geebnet und jedes gegrabene Loch bekam eine Nummer. Und immer wieder wurde vermessen und gezeichnet, mussten Profile geschnitten und Fundtüten befüllt werden. Hitze und Trockenheit seien das größte Problem gewesen. Dagegen schützten ein Pavillon, Kopfbedeckungen und Sonnencreme. Aber die Entdeckung des Hauses könnte nur der Anfang sein. Denn auch auf den anderen Feldern seien Funde möglich.
Für ein größeres Projekt fehle aber noch das Geld.