Druckartikel: Steinbruch: Argwohn steht gegen Abwiegeln

Steinbruch: Argwohn steht gegen Abwiegeln


Autor: Andreas Welz

Kümmersreuth, Sonntag, 11. März 2018

Der Dolomitabbau bei Kümmersreuth erregt nach wie vor die Gemüter.
Sie wehren sich gegen einen Gesteinsabbau bei Kümmersreuth (von links): Thomas Jäger, Silvia Messerer, Michael Sohns. Foto: Andreas Welz


Vorerst können die Kümmersreuther ruhig schlafen. Der Dolomitabbau rund 350 bis 600 Meter westlich des Juradorfes durch die Firma Neupert-Kalk am Rothschemel wird noch auf sich warten lassen. Bei einer Bürgerversammlung im Feuerwehrhaus informierten am Samstag Landschaftsarchitekt Architekt Jörg Meier und Geologe Andreas Gartiser über den Stand der Dinge.
Die wichtigste Botschaft des Vormittags für die rund 80 Besucher war: "Das Raumordnungsverfahren bei der Regierung ist noch nicht eröffnet." Der Geschäftsführer der Steinwerke Kaider, Hans Neupert, stellte fest: "Wir benötigen erst alle Informationen, um die Planung weiterzuführen." Jörg Meier machte deutlich, dass zunächst nachgewiesen werden müsse, dass es sich um den wertvollen Dolomit handele. Dazu müssten die Ergebnisse von Erkundungsbohrungen vorliegen, falls die Grundstückseigentümer damit einverstanden sind.


Dolomit wertvoller Grundstoff

Sollte die Anforderungen an Qualität des Gesteins und an die Kapazität nicht ausreichen, würde das ganze Vorhaben eingestellt. Das gleiche gelte für die Raumverträglichkeit und die Schutzgüter wie Bodendenkmale, die zunächst geprüft werden müssten. Der Mensch werde vorrangig einbezogen. Meier unterstrich, dass es nur um den Abbau gehe und nicht etwa um technische Einrichtungen wie Mahlwerke. Geologe Andreas Gartiser bezeichnete den Dolomit als wertvollen Grundstoff, der überall benötigt werde und in fast allen Industriebereichen verwendet werde. Es sei davon auszugehen, dass der Abbau wasserwirtschaftlich keinen Einfluss auf das Einzugsgebiet der Schwabthaler Quellen haben werde. Der Grundwasserspiegel liege etwa 430 Meter über dem geplanten Steinbruch. Da die Stärke der Schichten des Dolomits nur etwa 20 bis 30 Meter betrage, würde nur an der Oberfläche "gekratzt".


Lebensraum für Pflanzen

Nach Beendigung der Arbeiten könnte der Steinbruch als Sekundärlebensraum für wertvolle Pflanzen erhalten bleiben oder wieder verfüllt als landwirtschaftliche Fläche dienen.
Die Zweite Vorsitzende der Bürgerinitiative "Kürbiss" (Kümmersreuth rebelliert - Bürgerinitiative Steinbruchstopp), Silvia Messerer, warnte eindringlich vor der Umsetzung dieser Pläne: "Eine derartig große Abbaufläche würde zu einer unzumutbaren Belastung der Anwohner führen. Wir hätten insbesondere unter Lärm, Erschütterungen, Staub und Abgasen zu leiden. Wir müssen alle in unserem Dorf zusammenhalten, dass es nicht so weit kommt."
Planer Jörg Meier sah eine Alternative, das Gestein zur Kalkmühle zu transportieren, zum Beispiel durch Förderbänder. Dadurch würde der Transport mit Lkw über die Staatsstraße durch Kümmersreuth entfallen. Auch die Lärmbelästigung im Steinbruch könnte reduziert werden, wenn das Gestein ausgefräst würde, um das Sprengen zu ersetzen. Auch hier werde die Regierung beim Raumordnungsverfahren Auflagen machen.
Vorsitzender Michael Sohns argwöhnte, dass später eine gesamte Abbaufläche von 65 Hektar anstatt knapp 20 am Rothschemel entstehen könnte. Er bezog ein bestehendes Abbaugebiet weiter westlich von Kümmersreuth mit ein. Er erinnerte auch an das Landschaftsschutzgebiet rund um seinen Heimatort. In einer Kartierung hätte man schützenswerte Elemente aufgenommen, sagte Meier. Es gebe Vorschriften, aber auch Ausnahmen. Von einigen Bürgern wurde ein Attraktivitätsverlust für den Tourismus befürchtet. Schriftführerin Petra Gehringer betonte: "Wir werben auf allen Freizeitmessen für unsere schöne Region. Da ist es doch völlig kontraproduktiv, eine neue, riesige Kraterlandschaft zu erzeugen. Das dürfen wir nicht einfach hinnehmen."
Der Vorsitzende der Kreisgruppe Bund Naturschutz, Anton Reinhardt, hielt ein längeres Plädoyer für den Bodenschutz: "Wir dürfen nicht weiter so achtlos mit dem Boden in unserer Heimat umgehen, den Menschen über Jahre hinweg unzumutbare Belastungen aufbürden und unsere Landschaft grob verschandeln. Der Bund Naturschutz diesen geplanten Gesteinsabbau strikt ab." Die Beeinträchtigungen stünden in keinem Verhältnis zum Nutzen. An den Unternehmer gerichtet sagte er: "Ziehen sie das Vorhaben zurück." Und die Grundstückseigentümer bat er, ihre Flächen nicht zu verkaufen.
Silvia Messerer warnte den Geologen hinsichtlich seiner Ausführungen über das wertvolle Gestein, das überall benötigt werde: "Machen Sie uns kein schlechtes Gewissen", sagte sie. Man müsse bei der Planung von der größtmöglichen Belastung für die Bürger ausgehen. An der Glaubwürdigkeit von Gutachten zweifelte der Vorsitzende Sohns überhaupt dann, wenn sie vom Auftraggeber bezahlt werden.
Das erzürnte Jörg Meier: "Wir würden uns und dem Unternehmer mit einem Gefälligkeitsgutachten einen schlechten Dienst erweisen", sagte er. Sohn konterte: Es gebe Gutachten, die sehr unterschiedlich ausfielen. Meier machte darauf aufmerksam, dass es jedem freigestellt sei, ein Gegengutachten anzufordern. Vom Zeitplan her könnte nach den Erkundungsbohrungen das Raumordnungsverfahren Mitte des Jahres eröffnet werden, hieß es von Seiten des Unternehmers. "Die Regierung wird dann gewichten zwischen den Sorgen der Bevölkerung und der nationalen Bedeutung des geförderten Rohstoffs", so der Geologe.