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Statistik: Azubis im Landkreis Lichtenfels dringend gesucht


Autor: Dominic Buckreus

LKR Lichtenfels, Freitag, 30. Juni 2017

Die Chancen für Auszubildende, eine Stelle in Lichtenfels zu finden, stehen aktuell gut. Doch der Mangel an Bewerbern macht den Betrieben zu schaffen.
Der Beruf des Industriemechanikers ist bei den Bewerbern im Kreis Lichtenfels sehr beliebt. Symbolfoto: Oliver Berg, dpa


Die Schüler im Landkreis, die in diesen Wochen ihre Abschlussprüfungen schreiben, stehen vor der Qual der Wahl: Für jeden von ihnen stehen theoretisch zwei Ausbildungsplätze zur Verfügung. Noch vor wenigen Jahren stellte sich die Situation für Bewerber wesentlich schlechter dar. "Lichtenfels wandelt sich seit 2012 vom Ausbildungsmarkt hin zum Bewerbermarkt", sagt Matthias Klar, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg. Dies hat mehrere Gründe.

Zum einen schlage der demografische Wandel langsam durch, erklärt Klar: "Das zieht sich durch den gesamten Agenturbezirk. Die Chancen werden für die Jugendlichen dadurch besser." Im aktuellen Berichtsjahr haben sich 478 Bewerber bei der Agentur für eine Ausbildung gemeldet. Das sind knapp 14 Prozent weniger als im vergangenen Jahr.


Umdenken bei den Unternehmen

Dem gegenüber standen 624 Ausbildungsstellen, ein Plus von 14 Prozent. "Die Hire-and-Fire-Mentalität ist verloren gegangen", sagt Klar. Auch der Mangel an Fachkräften zwingt die Arbeitgeber zum Handeln: "Die Unternehmen haben erkannt, wenn ich in Zukunft Fachkräfte haben will, muss ich sie selbst ausbilden", erläutert er.
Um das zu erreichen, denken die Betriebe um und gehen auf die Jugendlichen zu, denn viele Unternehmer können die Stellen nicht besetzen. Aktuell sind im Landkreis noch 243 frei. Potenzielle Lehrlinge gibt es aber nur noch 116. So besuchen die Firmen etwa öfter Schulen. Es lohnt sich aber auch, die eigenen Azubis gut zu behandeln: "Sowas spricht sich in den Sozialen Medien rum", sagt Klar.

Die Bekanntheit der Firma ist ebenfalls ein Anreiz für Bewerber - und natürlich die Löhne: "Die sind ein gewisser Anreiz. Heute spielt aber auch die Work-Life-Balance eine Rolle." Zudem empfiehlt er, nicht mehr so genau auf die Noten zu achten. In Lichtenfels sei bereits der Trend zu beobachten, dass Einschränkungen bei den Noten rückläufig sind.

Die Lücken mit Flüchtlingen zu füllen, ist eine weitere Herangehensweise. Klar beobachtet im Landkreis vermehrt die Bereitschaft, auch Flüchtlinge auszubilden. Kandidaten gibt es aber nur wenige. Im gesamten Bezirk Coburg-Bamberg gab es 93 jugendliche Bewerber, 14 wurden bisher eingestellt.

Die Schulabgänger können aus einem breiten Angebot wählen. Doch genau das verunsichert viele: "Ich verzweifle beim Einkaufen im Supermarkt auch, weil das Angebot zu groß ist", vergleicht Klar die Situation. Der Versuch, mit Praktika vieles auszuprobieren, kann dabei aber ins Gegenteil umschlagen und die Schüler noch mehr verwirren. Besser sei es, eine enge Auswahl zu treffen und "nicht die ganze Palette" auszuprobieren.


Digital ist angesagt

Problematisch sieht der Sprecher auch, dass Schüler immer weniger mit handwerklich-technischen Tätigkeiten in Berührung kommen. Lieber beschäftigten sie sich in ihrer Freizeit mit der digitalen Welt. Dies schlägt sich auch in der Vorstellung vom späteren Arbeitsleben nieder. In Beratungsgesprächen werde oft der Wunsch nach entsprechenden Arbeitsplätzen genannt, in der Annahme, nur diese hätten Zukunft, erklärt Klar.

Die Wünsche der künftigen Lehrlinge liegen laut der offiziellen Statistik vor allem im kaufmännischen Bereich. Mechaniker und Mechatroniker sind ebenfalls beliebt, vor allem bei den Männern. Bei den Frauen sind eher Berufe im medizinischen Bereich gefragt, genauso wie Friseurin oder Verkäuferin. "Die Mädchen suchen eher nach einer Berufung und schauen weniger aufs Geld", erklärt Klar die Unterschiede.