Die Stadt Weismain ist im Besitz eines historischen Gebäudes, das sie gerne loswerden möchte. Obwohl es marode ist, könnte daraus etwas Schönes entstehen. Wenn es endlich jemand wagt.
Im sommerlichen Licht betrachtet, ist die "Hölle" einfach herrlich. Es gibt hier zauberhafte Gärten und Häuser, offenbar auch eine gute Nachbarschaft. Ein Bach plätschert. Die Ecke abseits der Durchfahrtsstraße, aber nur wenige Schritte vom Marktplatz gelegen, wird begrenzt von der historischen Stadtmauer und war schon im Mittelalter ein Ort, wo Menschen lebten und arbeiteten.
Diese "Hölle" verbreitet wahrlich keine Schrecken, sondern dürfte als Straßenname ihren Ursprung eher im Verbergen haben, denn diese Bedeutung steckt im germanisch Wortstamm "hel", wie man nachlesen kann. Eine "warme Ecke am Kamin" wird als Deutung ebenfalls angeführt.
Ganz sicher ist sich in der Namenserklärung auch Andrea Göldner nicht.
Die Historikerin und Kreisheimatpflegerin kann dafür aber mit vielem Wissenswerten über die zusammengebauten Häuser Nummer 6 und 8 aufwarten und lädt am "Tag des offenen Denkmals" am 8. September (16 und 17 Uhr) zu einer Führung in der Hölle ein.
Das Motto "Unbequeme Denkmale" könnte nicht besser gewählt sein. Denn dieses (Doppel-)Haus ist der Stadt Weismain eine Last. Sie will es loswerden. Nur für den Grundstückspreis könne man das Ensemble erwerben, sagt Werner Zeis vom Bauamt. Bei 310 Quadratmetern wären das zum ortsüblichen Preis 15.500 Euro. "Verhandlungsbasis", merkt Zeis an. Will heißen: Wenn einer erst ein Konzept hätte, dann ginge da noch was nach unten, wohl bis hin zu einem nunmehr symbolischen Preis.
Es gab schon Interessenten
Es ist nicht so, dass sich in all den Jahren niemand für das einstige Gerber- und Färberhaus
interessiert hätte. Michael Zahn vom städtischen Bauhof erinnert sich an etliche Besichtigungstermine mit Interessenten voller Begeisterung und Vorstellungsvermögen, was man alles daraus machen könnte. "Manche waren sogar dreimal da." Und dann kamen Absagen oder man hat nichts mehr von ihnen gehört. Den entscheidenden Schritt hat noch niemand gewagt. Alle paar Monate hat Michael Zahn in oder an dem "unbequemen Denkmal" zu tun. Mal ist eine Ziegel runtergefallen, mal bröckelt der Putz. Seine Arbeiten können aber nicht aufhalten, was passiert, wenn sich nicht jemand wirklich um das Gebäude kümmert.
Seit 1989 trägt der rechte Teil ein Notdach. Die Stadt musste handeln, zumindest für einen provisorischen Witterungsschutz sorgen, nachdem das Halbwalmdach eines Tags mit einem lauten Knall zusammengebrochen war.
Auf dem linken Gebäudeteil hat das Dach noch die ursprüngliche Form, doch ist durch einen maroden Kamin ins obere Stockwerk Wasser eingedrungen und hat wüste Spuren hinterlassen. An der Decke eines Zimmers, an dessen Wänden noch die Tapete des letzten Bewohners klebt, klaffen schwarze Löcher. Hier würde sogar die Denkmalbehörde einem Käufer in der Frage Sanierung, Umbau oder Abtrag freie Hand lassen; denkbar wäre an dieser Stelle auch eine Dachterrasse. Nur das mittelalterliche Erdgeschoss müsste definitiv bleiben, wäre aber auch als Garage vorstellbar.
Man wird hier bei der geplanten Führung am 8. September nicht alle Räume begehen können, nur den Gewölberaum, den Keller und den Viehstall. Das Klettern über eine Leiter in den ersten Stock wäre zu heikel für Besucher. Der Tenor in Weismain scheint dennoch keine abfällige Haltung gegenüber diesem Gebäude wiederzugeben.
Der Zustand ist, wie er ist. Man nimmt ihn hin und hofft darauf, dass sich doch noch jemand findet, der das Schöne und Wertvolle an diesem Haus erkennt und zu erhalten vermag.
"Nicht teurer als ein neues Haus"
Ein Beispiel dafür, wie das gehen kann, gibt das kleinere Nachbargebäude "Hölle 2". Es ist ein wahres Schmuckstück mit Sandsteinmauerwerk, Schiefer, dunkelrot-weißen Fensterläden und einem wunderschönen Vorgarten. Dieses Häuschen, das 100 Quadratmeter Wohnfläche in sich birgt, stammt aus der Zeit um 1400. Es war abbruchreif, als die heutigen Besitzer sich daranmachten, es zu sanieren.
Kristian Pianka war in der Lage, einen großen Anteil Eigenarbeit zu leisten.
Gleichwohl bezeichnet er die weit verbreitete Behauptung, eine solche Sanierung koste viel mehr als ein neues Haus als "völligen Unsinn". Er verweist zudem auf die verschiedenen Fördermöglichkeiten, die es hierfür gibt. Und beschreibt voller Begeisterung, wie man auch bei altem Gemäuer einen prima Dämmwert erzielen kann. Ja, man müsse ein Enthusiast sein und mit Ruhe und Gefühl an die Sache herangehen, sich auf das Wesentliche konzentrieren. Dann aber koste ein solches Haus nicht mehr als ein neues. "Und Sie haben einen Wohnwert, den Sie in einer Neubausiedlung nie erreichen könnten."
In Weismain vielleicht ein kleines Paradies in der Hölle.
Finanzielle Unterstützung für Bauherren
Mit welchen Fördermitteln können private Bauherren rechnen, wenn sie sich ein sanierungsbedürftiges Denkmal herrichten und nutzen möchten?
Es gibt
hier sehr unterschiedliche Vorgaben. Mitarbeiter der Denkmalschutzbehörden geben im konkreten Fall im Detail gerne Auskunft. Die Höhe der Zuschüsse richtet sich nach der Bedeutung und Dringlichkeit des Einzelfalls, der Finanzkraft des Eigentümers, der Zahl der vorliegenden Anträge und den bereitstehenden Haushaltsmitteln. Eine pauschale Aussage über die Förderhöhe ist daher kaum möglich. Es lohnt sich für Interessenten aber sicher, bei dfolgenden Stellen nachzufragen - und nicht zu vergessen sind auch die Möglichkeiten einer staatlichen Förderung durch Steuervergünstigung sowie eines Darlehens durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau/KFW Förderbank:
-Landkreis Lichtenfels (Untere Denkmalschutzbehörde / Berthold Girschke, Tel. 09571/ 18-271, Simone Lieb, Tel.