Spuren im Schnee für Sportler
Autor: Sarah Stieranka
Bad Staffelstein, Dienstag, 24. Januar 2017
Konrad und Nikolaus Gehringer lieben den Skilanglauf. Deshalb planten sie zehn Jahre den Bau eines Spurgeräts - nun ist es fertig.
Sie lieben den Skilanglauf, sogar sehr. Jeden Tag zieht es Konrad und Nikolaus Gehringer aus Kümmersreuth auf den Schnee hinaus - an manchen Tagen sogar mehrmals. Neben guten Skiern benötigen sie für ihr Hobby eigentlich nur eins: eine schöne Loipe, auf der sie laufen können. Doch genau die fehlt in ihrem Heimatort. Sich mit der Situation abfinden und das Hobby vergessen? Niemals! Den Brüdern wird schnell klar: Wenn wir nichts ändern, wird es niemand tun.
"Die zehn Jahre Forschungsarbeit", wie Konrad Gehringer belustigt zugibt, haben nun endlich ein Ende. Viele Stunden basteln die begeisterten Skilangläufer an ihrer Konstruktion. Auch wenn sie nur entfernt einem Pistenbully ähnelt, sind die Brüder mit dem Ergebnis sehr zufrieden. "So guten Schnee wie dieses Jahr hatten wir schon lange nicht mehr. Wir mussten also improvisieren. Doch die Version ist das Beste, was uns bisher gelungen ist", sagt Konrad Gehringer.
Holzkufen, Alteisen und ein Heckcontainer
An einem Traktor befestigen die Brüder einen Heckcontainer, der in der Landwirtschaft für den Transport benutzt wird. Darauf befindet sich eine Stange, von der jeweils zwei Alteisenteile weggehen. Die Alteisen haben Konrad und Nikolaus Gehringer selbst gebogen und geschweißt. Darunter befinden sich Holzkufen, die die Loipenspur im Schnee hinterlassen. Betongewichte auf dem Alteisenträger sorgen für den nötigen Druck. Seit den 1980er-Jahren sind die Brüder begeisterte Skilangläufer. Früher wurden die Loipen in Kümmersreuth von einem Spurgerät aus Wattendorf gesetzt. Doch seitdem die Winter immer wärmer wurden und der Schnee weniger, haben dessen Fahrten in den Landkreis Lichtenfels stark abgenommen. Schuld daran, so Konrad Gehringer, sei unter anderem die mangelnde Bereitschaft Freiwilliger, die Spuren in den Schnee zu setzen. Außerdem sei das Gerät immer wieder kaputt gegangen.
Erster Entwurf aus Pkw-Reifen
Im Skiurlaub vor etwa zehn Jahren kommt dem Landmaschinenmechaniker dann die Idee. "Dort war ein Pistenbully und ich habe versucht, ihn aus dem Kopf heraus nachzubauen." Seine erste Fassung besteht aus Pkw-Reifen, die als Walze benutzt werden. Die Materialien besorgt er sich beim Alteisenhändler. Nach einigen Modifikationen, ist sich der 64-Jährige sicher: "Mein Spurgerät ist fast so gut wie ein Pistenbully." Etwa eine Stunde benötigen die Gehringers um die Loipenspur im Schnee rund um Kümmersreuth zu hinterlassen. Bis auf ihre Freizeit habe sie ihre Konstruktion nichts gekostet. Lediglich die Dieselkosten für den Traktor bezahlen die Brüder. Ab und zu bekommen sie von Wintersportlern Trinkgeld zugesteckt, sagt Konrad Gehringer schmunzelnd. "Letztens lag ein Fünf-Euro-Schein auf dem Sitz. Ich wurde auch schon einmal zur Brotzeit eingeladen." Von der Stadt Bad Staffelstein hingegen gebe es nichts, nicht einmal ein Dankeschön. Dabei helfe die Arbeit der Brüder dem Tourismus. "Aus Wattendorf kommen viele hierher, parken bei der Kirche und laufen dann die Loipen entlang." Auch für die Jäger seien die Loipen von Vorteil, versichert der 64-Jährige. "Wir sind Jäger und haben versucht die Menschen aus dem Wald zu locken, damit die Tiere in Ruhe leben können. Es funktioniert."
Spaziergänger zerstören Loipen
Zumindest fast. Denn ab und zu werde die Arbeit der Brüder zunichte gemacht. Vor allem Spaziergänger nutzen die Loipenspur gerne, um nicht im Schnee zu versinken - meist mit einem Hund an ihrer Seite. Doch dadurch werden die Spuren komplett zerstört. Sehr zum Ärger von Konrad Gehringer. "In der Natur kann jeder spazieren, aber ohne unsere Arbeit würde da niemand rausgehen." Schlimmer noch: Den Brüdern wurde sogar schon mit Schlägen gedroht, als sie sich beschwerten.