Sprachtherapie während des Urlaubs in Bad Staffelstein
Autor: Christa Burkhardt
Bad Staffelstein, Dienstag, 23. Oktober 2012
Ein neues sprachtherapeutisches Zentrum in Bad Staffelstein bietet ein Ferien-Therapie-Programm für Kinder und Sprachurlaub für Erwachsene an. Dabei wird der Patient zwei- bis dreimal täglich in der logopädischen Praxis behandelt.
Am heutigen Donnerstag wird im Theramed ein sprachtherapeutisches Zentrum eingeweiht. Neben allen gängigen ambulanten logopädischen Therapie-Angeboten bietet es einen besonderen Baustein: den Sprachurlaub für Erwachsene und das Ferien-Therapie-Programm für Kinder.
"Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die herkömmliche Form der Therapie mit einer Behandlungseinheit pro Woche oft nicht das bringt, was sich alle von ihr versprachen", sagt Klaus Rothlauf, der fachliche Leiter der neuen Einrichtung. Rothlauf ist Diplom- und Sprachheilpädagoge sowie Lehrlogopäde und Schwerhörigen-Lehrer und leitet die Medau-Akademie des Sprachtherapeutischen Beratungs- und Behandlungszentrums (SBBZ) in Coburg.
Einfach zwei- statt nur einmal pro Woche zur Therapie zu kommen, sei keine wesentliche Verbesserung, sagt Rothlauf. "Das Kind hat den normalen Schulalltag zu bewältigen, die Angehörigen müssen es nebenbei und zwischendurch zur Therapie bringen, und heutzutage ist die Alltagsbelastung von Familien einfach sehr hoch." Da sei die Dreiviertelstunde Therapie oft mehr Stress als Nutzen. Das Gleiche gelte übrigens für erwachsene Patienten, zum Beispiel nach einem Schlaganfall, die oft auch körperlich beeinträchtigt sind und von Angehörigen unter erheblichem Aufwand zur Therapie gebracht werden müssen.
Urlaub ohne Verpflichtungen
"Aus dieser Erfahrung heraus entstand unser Konzept des Ferien-Therapie-Programms und des Sprachurlaubs", sagt Rothlauf. Es funktioniert so: Die Familie verbringt eine oder zwei Wochen Urlaub ohne Alltagsverpflichtungen am Therapie-Ort. Der Patient wird zwei- bis dreimal täglich - mal einzeln, mal in einer Gruppe, mal spielerisch und mal kognitiv anspruchsvoll - in der logopädischen Praxis behandelt. "Und die Angehörigen werden intensiv mit eingebunden. Denn im normalen ambulanten Therapiebetrieb werden oft Tür-und-Angel-Gespräche geführt, statt intensiver Beratungen und Informationen, was in der Sitzung genau gemacht wurde und wie zu Hause am besten weiter geübt werden kann", erklärt der Lehrlogopäde sein Konzept.
Umsetzen wird es in Bad Staffelstein Monika Oles. Sie hat an der Coburger Medau-Schule eben die Prüfungen zur Logopädin bestanden und freut sich auf ihre erste Aufgabe. Oles ist Berufsanfängerin, das Ferienkonzept aber ist erprobt und wird vom SBBZ Coburg bereits in Bamberg, in Schöneck im Vogtland, in Altötting, an zwei Standorten am Tegernsee sowie künftig in Bad Staffelstein angeboten.
Nein, sagt Rothlauf, das Angebot sei keine Konkurrenz für die stationären Angebote in den Schön-Kliniken. "Manch einer, der zur Reha hier war, kommt gern zurück an den Obermain, um weiterhin eine Therapie zu bekommen", versichert er. Das sei an den anderen Standorten genauso.
Impuls für ambulante Behandlung
"Wissen Sie, viele Menschen, die therapeutische Hilfe bräuchten, bekommen sie nicht, weil sie die Familie nicht mit Fahrdiensten und Wartezeiten in den Alltag integrieren kann", sagt Rothlauf. "Aber ein paar Tage Urlaub in einer schönen Umgebung tun der ganzen Familie gut. Deshalb haben wir ja Bad Staffelstein als Standort für unser Angebot ausgesucht."
Ach ja, und eine Konkurrenz zu bestehenden ambulanten logopädischen Praxen sieht Rothlauf auch nicht: "In der Regel fangen die Patienten mit einer ambulanten Behandlung an, sehen aber manchmal, dass sie nicht das leisten kann, was sich der Patient selbst, bei Kindern auch noch die Eltern und Lehrer, erwartet haben. Da kann so eine Ferien-Therapie einen Impuls geben, damit die ambulante Behandlung danach schneller Früchte trägt."