Zwei Franken wollen vorne mitmischen
Autor: Udo Schilling
Michelau, Mittwoch, 09. Oktober 2019
Die Vorbereitung auf die Ironman-WM lief aber sowohl bei der Bayreutherin Anne Haug als auch beim Michelauer Andreas Dreitz alles andere als optimal.
Ein Monat ohne Schwimmtraining - wahrlich keine optimale Vorbereitung für eine Weltmeisterschaft. Doch am Samstag wird sich Andreas Dreitz um 6.25 Uhr Ortszeit in der Kailuba Bay von Kona mit den Triathlon-Profis im Wasser tummeln, bis die Kanone am Strand das Signal gibt, bei einem der prestigeträchtigsten Sportwettbewerbe um den WM-Titel zu kämpfen. Ironman und Hawaii - die klingen in den Ohren der Dreikämpfer wie der Himmel, der aber auch zur Hölle werden kann.
"Ironman - das heißt Geschichte, große Herausforderung, Leidensfähigkeit", sagt Andreas Dreiz. Der 30-Jährige aus Michelau (Lkr. Lichtenfels) tritt seit sieben Jahren als Profi an. Seinen größten Triumph feierte er in diesem Jahr im Juli, als er im deutschen Triathlon-Mekka Roth als Erster ins Ziel kam.
Dreitz als Lokomotive für Lange
Im vergangenen Jahr fungierte er - ungewollt - für seinen Kollegen aus dem Team Erdinger alkoholfrei, Patrick Lange, auf der 180 Kilometer langen Radstrecke als Lokomotive. Lange siegte in Rekordzeit und verteidigte seinen Titel von 2017. Dreitz landete nach einer Hitzeschlacht beim Marathon auf Rang 13 und verpasste sein Ziel, unter die Top Ten zu kommen, knapp.
"Die Hitze war am Ende unerträglich. Ich muss meinen Körper im nächsten Jahr besser kühlen. Ich habe überall Eiswürfel in meinen Anzug getan", sagte der Oberfranke schon kurz nach dem Zieleinlauf.
Sturz bremst Vorbereitung
Doch in diesem Jahr hatte Dreitz im Vorfeld mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Ein Sturz auf dem Rad bei der 70.3-Weltmeisterschaft in Nizza am 7. September verhinderte fast einen Start am Samstag. "Es war ein dummer Unfall. Die Straße war mit Hütchen markiert und es war nicht klar erkennbar, wie es weitergeht. Und dann kam schon der Bordstein", erzählte der Radspezialist vor wenigen Tagen. Abschürfungen und eine tiefe Wunde an der Schulter, aber nichts gebrochen, lautete die Diagnose im Krankenhaus. Doch an Schwimmen war zunächst nicht zu denken. "Die Beweglichkeit in der Schulter war stark eingeschränkt. Ich war erst in dieser Woche erstmals wieder im Wasser", sagt Dreitz, der am Samstag 3,8 Kilometer gegen die Wellen im Pazifik pflügen wird. Neun Tage vor der WM reiste er aus dem Trainingslager auf Gran Canaria an, um sich an die Hitze vor Ort zu gewöhnen. "Bis auf das fehlende Schwimmtraining bin ich guter Dinge”, gibt sich der Franke ganz locker. "Für mich ist es schon ein Erfolg, am Start zu stehen."
Wunsch nach richtig Wind
Seine Ziele formuliert der Modellathlet so: "Wenn ich nach dem Schwimmen noch in Schlagdistanz bin, es auf der Radstrecke diesmal - so wie es alle Teilnehmer in der Vergangenheit erzählt haben - richtigen Wind gibt, dann schaut's für mich gut aus. Wenn die Bedingungen ähnlich wie im Vorjahr sind, dann haben die Läufer einen klaren Vorteil."
Diese kommen wieder einmal aus dem deutschen Lager und heißen Patrick Lange und Jan Frodeno, der 2018 nicht am Start war und heuer wieder vorne angreifen will. Die beiden Sieger der vergangenen vier Jahre könnten sich im Marathon ein Duell liefern. Langes Traumszenario lautet: "Gemeinsam mit Jan Frodeno ins Energy Lab zu laufen und das Duell um den Sieg dort auszutragen."