Ironman-Weltmeister Patrick Lange dankt Andi Dreitz
Autor: Udo Schilling
Michelau, Sonntag, 14. Oktober 2018
Der erfolgreiche Titelverteidiger denkt in der Stunde seines Erfolgs auch an seinen Teamkollegen und Freund. Der 29-jährige Michelauer führt auf Hawaii lange Zeit das Verfolgerfeld auf dem Rad als Vierter an und landet auf Rang 13.
Andreas Dreitz hat bei seinem ersten Start bei der Triathlon-Weltmeisterschaft, dem Ironman auf Hawaii, Lehrgeld zahlen müssen. Dabei durften die Fans des 29-jährigen Michelauers lange euphorisch via Livestream bzw. ab Mitternacht im ZDF lange mitfiebern. Der Oberfranke lag bis zum Ende der sechsten Rennstunde als Sechster noch voll auf Top-Ten-Kurs. Auf den letzten 30 Kilometern des Marathons wurde er durchgereicht und beendete sein erst drittes Langdistanzrennen auf dem 13. Rang nach 8:14:30 Stunden mit 21:23 Minuten Rückstand auf den Weltmeister Patrick Lange (Darmstadt). Beim Zieleinlauf freute sich der sympathische Michelauer mit der deutschen Fahne in der Hand unbändig und strahlte. Auch wenn Dreitz ohne Preisgeld - das gibt es nur bis zu Rang 10 - nach Hause fahren muss, darf er über diese Platzierung bei seinem ersten Start auf Hawaii sehr stolz sein.
Dreitz: "Total happy"
;"Es war ein hartes Stück Arbeit. Ich bin total happy, dass ich die Finisher-Medaille um den Hals habe. Die Hitze war am Ende unerträglich. Ich muss im nächsten Jahr meinen Körper besser kühlen. Ich habe überall Eiswürfel in meinen Anzug getan. Auch wenn ich mein Ziel verfehlt habe, bin ich megaglücklich", sagte er im ZDF-Interview. Auf Facebook postete er: "Ich habe definitiv meine Lektion gelernt." Im Vorfeld hatte der Hawaii-Rookie noch gesagt: "Ich möchte möglichst wenig Lehrgeld zahlen, sondern lieber Preisgeld mitnehmen, das heißt ein Platz unter den besten zehn."
40 000 US-Dollar Prämie darf Anne Haug mit nach Hause nehmen. Die 35-jährige Bayreutherin lief bei ihrem erst zweiten Langdistanzrennen hinter der überragenden in Streckenrekord zum dritten Mal in Folge siegenden Schweizerin Daniela Ryf (8:26:16 Std.) und der Britin Lucy Charles als Dritte (8:41:56) ins Ziel und machte den oberfränkischen Erfolg perfekt. Haug blieb mit ihrer Zeit ebenfalls noch unter dem bisherigen Streckenrekord.
Wetter optimal
;Bei bestem Wetter, nicht zu heiß und windig, gingen die 58 männlichen Profis um 6.35 Uhr Ortszeit auf die Strecke von 3,96 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und einen Marathon. Nach ausgiebigem Regen in der Nacht zuvor waren die Temperaturen unter oftmals bewölktem Himmel eher gemäßigt, was neue Bestzeiten ermöglichte. Der Sieger Patrick Lange pulverisierte den Streckenrekord und kam nach 7:52:36 Stunden ins Ziel, wo er seiner Freundin Jule kurz darauf einen Heiratsantrag machte. "Das hat mich am Ende angetrieben", sagte der Hesse mit Tränen in den Augen.
Auf den Zweiten, Bart Aernauts (Belgien), besaß der Darmstadter 4:02 Minuten, auf den Dritten, David McNamee, 8:30 Minuten Vorsprung. Er dankte hinterher seinem Teamkollegen aus Michelau. "Andreas Dreitz ist die geilste Sau der Welt. Es war nicht abgesprochen, wir haben uns auf der Radstrecke gefunden. Er hat für mich die Lokomotive gespielt. Ohne meinen sehr guten Freund wäre meine Radzeit, die beste, die ich jemals gefahren bin, nicht möglich gewesen", freute sich Lange im ZDF-Interview bei Kathrin Müller-Hohenstein.
Der Rennverlauf
;Auf Rang 34 mit 3:24 Minuten Rückstand auf den Führenden stieg Dreitz aus dem Pazifik und machte sich in der zweiten Verfolgergruppe auf die Aufholjagd. Sebastian Kienle, Sieger vor Dreitz bei der Challenge im mittelfränkischen Roth, hatte ein sehr gutes Schwimmen, und lag lediglich drei Minuten zurück, musste dann aber nach einem Platten sein Hinterrad wechseln. Der 33-Jährige aus Mühlacker war gefrustet, holte dann auf, gab jedoch nach wenigen Kilometern auf der Laufstrecke Wegen Problemen an der Achillessehne auf.
"Blue-Man-Group" mit Lange
;Auf der Radstrecke bildete Dreitz zusammen mit seinem Teamkollegen, dem Titelverteidiger Patrick Lange, eine "Blue-Man-Group" in ihren blauen Rennanzügen des Sponsors. "Am Ende vom Schwimmen wusste ich nicht, wie es aussah. Dann habe ich realisiert, dass es gar nicht so schlecht war. Vor allem, als ich sah, dass Patrick in meiner Gruppe war. Wir haben dann einen nach dem anderen überholt. Aber auf der zweiten Hälfte wollte keiner nach vorne fahren. Die hatten in mir wohl einen Dummen gefunden, der das Tempo macht. Ich bin dann zeitweise die Hälfte meiner Wattzahl getreten, die ich normalerweise leiste, aber dennoch wollte keiner vorbei. Die anderen haben Energie gespart. Ich habe mich dann auf mein Rennen konzentriert und meine Strategie verfolgt", sagte er am ZDF-Mikrophon. Mit einem Augenzwinkern postete Dreitz Stunden später: "Hoffentlich haben wir im nächsten Jahr mehr Wind."