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Finsel und Thiem: Sport ist ihr Hobby


Autor: Martin Kreklau

Schwürbitz, Mittwoch, 12. August 2015

Zusammen verbrauchen sie rund zehn Paar Schuhe im Jahr: Alexander Finsel und Liane Thiem aus Schwürbitz sind begeisterte Laufsportler. Ihr Hobby lässt sie selbst im Urlaub nicht los.
Für das Lauftraining investieren Liane Thiem und Alexander Finsel pro Woche rund zwölf Stunden - Wettkämpfe noch nicht eingerechnet. Zeit für andere Hobbys bleibt da kaum.  Foto: Martin Kreklau


Bei diesem Läufer-Paar stößt jeder Schrittzähler schnell an seine Grenzen: Alexander Finsel und Liane Thiem sind im Raum Lichtenfels viel unterwegs. Im Interview verraten sie, wie sie trainieren, wie sie sich motivieren und wie groß die Rivalität unter den Läufern der Region wirklich ist.

Wann haben Sie mit dem Laufen angefangen?
Alexander Finsel: Das war beim Forst-Lauf des ASC Burgberg vor ungefähr 15 Jahren. Mein ehemaliger Chef hat mich dazu animiert, weil ich damals schon immer ganz gerne gejoggt bin. Ich bin eigentlich ohne Ambitionen dort angetreten, aber es hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich bis heute dabeigeblieben bin. Ich habe im Jahr darauf wieder mitgemacht und im Laufe der Zeit ist es immer mehr geworden. 2005 habe ich dann beim Forst-Lauf schon den Halbmarathon gewonnen. Im gleichen Jahr war Liane beim 10,4-Kilometer-Lauf auf Platz 1.


Liane Thiem: Wir haben damals nur so zum Spaß gejoggt, ohne auf die Zeit zu achten. Trotzdem waren wir bei dem Lauf am Anfang nicht Letzter, sondern unter den ersten Zehn. Da hat einen dann schon der Ehrgeiz gepackt. Ich habe auch beim Forst-Lauf angefangen, allerdings zwei, drei Jahre später. Bei der Einsteiger-Runde über fünf Kilometer im Stadion war ich vorne mit dabei und dachte, ich probiere, etwas intensiver zu trainieren. Im Jahr darauf habe ich dann zum ersten Mal beim 10,4-Kilometer-Lauf mitgemacht.

Oft hört man, dass Laufen eine Art Sucht sei. Inwieweit können Sie da zustimmen?
Finsel: Ja, da ist bestimmt etwas dran.
Thiem: Man weiß ja: Wer nicht regelmäßig trainiert, rutscht schnell ins hintere Feld. Man muss dranbleiben - und es ist auch für einen selbst eine Bestätigung, wenn man trainiert und dann auch etwas abrufen kann. Aber eine Sucht?
Finsel: Naja, ohne Laufen geht es nicht.
Thiem: Im Urlaub müssen wir ja auch jeden Tag rennen.

Selbst im Urlaub wird jeden Tag gelaufen?
Finsel: Naja, nicht jeden Tag. Wenn wir im Urlaub sind, dann machen wir eher aktive Erholung. Da geht es nicht nach Trainingsplan, wo man richtig Tempo macht. Eher so lockere Läufe. Sonst käme man aus dem Urlaub, wo man ja sowieso nicht so auf die Ernährung achtet, und müsste sich dann total quälen.
Thiem: Wir sind da ja meistens auswärts, und laufen dann morgens unsere Runde. Aber ohne Intervalle, einfach so nach Gefühl.

Sie sind ein Paar. Haben Sie sich auch beim Laufen kennengelernt?
Thiem: Nein, eigentlich kennen wir uns schon immer. Ich bin mit meiner Familie dann allerdings nach Schwabach gezogen, wegen der Arbeit meines Vaters. 1998 sind wir zurück nach Schwürbitz gekommen. Dort haben wir uns dann wiedergesehen, sind zusammen ins Fitnessstudio gegangen. Und dann hat es sich eben so entwickelt.

Wie sieht ihr Training aus?
Finsel: Wir trainieren ungefähr fünf- bis sechsmal die Woche, davon zwei richtig intensive Einheiten, zum Beispiel Intervalltraining oder Tempo-Dauerläufe. Dazu kommen noch zwei Einheiten in der Grundlagen-Ausdauer. Und ein- bis zweimal Auslaufen.
Thiem: Wenn kein Wettkampf ist, dann traben wir Sonntags ein bisschen aus. Das ist besser, als wenn man gar nichts macht. Da fühlt man sich am nächsten Tag nicht so gut, als wenn man aktiv erholt. Mir geht es so, dass ich dann einfach frischer bin.

Wie viel Zeit nimmt das in Anspruch?
Finsel: Das sind in der Woche bestimmt zehn bis zwölf Stunden. Das muss man schon investieren.

Bleibt da überhaupt noch Zeit für andere Hobbys?
Finsel:(lacht) Nein - es gibt bei uns nicht viele andere Hobbys. Aber im Ernst: Uns bleibt schon genug Zeit für andere Dinge, das ist alles eine Frage der Organisation. Ein Vorteil ist, dass ich Gleitzeit arbeite. Ich kann es mir also einteilen.
Thiem: Ein Vorteil ist auch, dass wir zusammen trainieren. Wenn wir es getrennt machen würden, wäre es schwierig.

Hatten Sie mal den Gedanken, das Laufen zum Beruf zu machen?
Finsel: Nein, das ist gar nicht möglich. Man kann eigentlich nicht davon leben. Zum einen gibt es noch viel bessere Läufer, die in Deutschland im Kader laufen. Da müsste man ein anderes Talent haben.
Thiem: Wir hätten einfach schon früher anfangen müssen. Aber wir sind ja Quereinsteiger. Doch wenn man davon leben könnte, wäre das schon nicht schlecht.
Finsel: Ich glaube, selbst die deutsche Spitze macht nebenher noch etwas anderes. Die haben zum Beispiel Stellen in Sport stützpunkten. Die meisten anderen sind eben auf Sponsoren angewiesen. Und die sind in der Leichtathletik im Vergleich zum Fußball schwer zu bekommen. Da gibt es schon ein Ungleichgewicht. Die ehemaligen Bundesliga-Ringer in Lichtenfels zum Beispiel, die mussten nebenbei arbeiten. Wenn man Fußball in der dritten Liga spielt, muss man das nicht.

Wie ehrgeizig sind Sie denn?
Finsel: Wir haben ja schon einiges gewonnen in der Region. Die Leute kennen einen und wissen, dass wir theoretisch vorne mitlaufen werden. Manchmal läuft es gut, dann gewinnt man, manchmal nicht so gut, dann gewinnt man halt nicht. Und wenn der andere besser ist, dann ist das auch kein Beinbruch. Das Einzige, das ich im Training beeinflussen kann, ist meine Zeit. Was die dann wert ist, sehe ich erst nach dem Lauf.

Ärgern Sie sich dann nicht, wenn es nicht reicht?
Finsel: Mich würde es nur ärgern, wenn ich meine Leistung nicht abgerufen oder nicht alles gegeben habe. Aber wenn ich alles getan habe, dann brauche ich mich nicht ärgern. Ich bin da auch nicht übermotiviert. Ein bisschen geärgert habe ich mich nur einmal - da war ich in München beim Marathon und wollte unter drei Stunden bleiben. Am Ende waren es dann 3:00:02 Stunden. Aber gut, das war dann halt so. Ich bin am Anfang einfach zu schnell losgelaufen. Im Jahr darauf bin ich ihn dann in 2:59:00 Stunden gelaufen, dann war es wieder gut.
Thiem: Manchmal kann man es auch nicht beeinflussen. Wie zum Beispiel in Coburg, wenn dann Laufstars aus Äthiopien dabei sind. Da hat man keine Chance und muss einsehen: Wenn jemand anderes besser ist, dann muss man das anerkennen.

Wie groß ist die Rivalität zwischen den Läufern in der Region?
Thiem: Große Rivalitäten gibt es nicht. Man begrüßt sich vor dem Start und nach dem Wettkampf sitzt man ja meistens noch zusammen und unterhält sich über den Lauf.
Finsel: Man hilft sich ja auch gegenseitig. Die guten Zeiten holt man nur, wenn man jemanden hat, an den man sich hinhängen kann. Alleine läuft man gegen die Uhr - und die Uhr läuft halt weiter.

Das Gespräch führte
Martin Kreklau