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Daniel Ruck: Ein Junger, der den Ton angibt


Autor: Martin Kreklau

Lichtenfels, Freitag, 09. Oktober 2015

Daniel Ruck ist Torhüter des Fußball-Bezirksligisten FC Lichtenfels und hat das Kommando über eine der besten Abwehrreihen der Liga.
Mit 22 Jahren schon eine beeindruckende Präsenz: FCL-Torhüter Daniel Ruck (l.).  Foto: Uwe Gick


Sechs Gegentore in zehn Spielen - eine gute Bilanz für eine Abwehr. Daniel Ruck, Torhüter des FC Lichtenfels, nennt sie "solide". Der 22-Jährige ist trotz seines Alters einer der erfahrensten Spieler der Mannschaft. Im Interview spricht er über Idole, die Situation der Mannschaft sowie über einen Platzverweis, der keiner war.

Im Spiel gegen Dörfleins gab es eine kuriose Szene: Sie sahen kurz die Rote Karte, dann überlegte es sich der Schiedsrichter doch noch anders. Was haben Sie in diesem Moment gedacht?
Daniel Ruck: Wenn der Schiedsrichter auf dich zukommt und an seiner Gesäßtasche nestelt, dann läuft es dir kalt den Rücken herunter - weil man ja weiß, was die Stunde geschlagen hat. Nachdem er mir dann die Rote Karte gezeigt hatte, musste ich nur noch schmunzeln und habe gedacht ich bin im falschen Film.

Zu meinem Glück hat der Schiedsrichter seine Entscheidung korrigiert und ich bin nicht die nächsten Wochen zum Zuschauen gezwungen. Auf alle Fälle ein Moment in meinem Fußballer-Dasein, den ich nicht vergessen werde.

Wie sehr schmerzen die zwei verlorenen Punkte?
Natürlich schmerzen die zwei verlorenen Punkte - wobei Dörfleins durchaus hätte gewinnen können. Noch ärgerlicher waren da nur die Punktverluste gegen Mitwitz und Unterleiterbach, wo der Gegner einmal aufs Tor schießt und einen Punkt holt. Leider bringen wir aktuell nicht unser volles Leistungsvermögen auf den Platz. Die Zeit des gegenseitigen Schulterklopfens muss jetzt vorbei sein. Wir müssen nun wieder mehr mit dem Messer zwischen den Zähnen auftreten, Leiden schaffen, bei unseren Konkurrenten im Team und auch beim Gegner am Wochenende. Wir brauchen wieder diese Gier und den absoluten Killerinstinkt. Ansonsten haben wir nichts in der Spitzengruppe verloren. Jedoch bin ich felsenfest davon überzeugt, dass wir demnächst diese Siegermentalität wieder an den Tag legen werden. Wie lange das dauern wird, liegt allein an uns.

Der FC Lichtenfels hat bisher erst sechs Tore kassiert, nur der Tabellenführer hat noch weniger. Wie bewerten Sie die Leistung ihrer Vorderleute?
Grundsätzlich ist die Statistik solide: zehn Spiele, sechs Gegentore, davon zwei Elfmeter. Allerdings muss man auch bedenken, dass wir gerade im Defensivbereich Spieler in unseren Reihen haben, die schon höherklassig ihr Können unter Beweis gestellt haben. Deshalb muss unser Anspruch sein, dass uns die Stürmer am Wochenende nicht auf der Nase herumtanzen. Nicht mehr und nicht weniger.

Wie wichtig ist das Zusammenspiel von Abwehr und Torhüter?
Das Thema sollte man nicht höher hängen als es ist, denn das Zusammenspiel muss in allen Mannschaftsteilen stimmen. Da hilft es generell, wenn auf den zentralen Positionen immer dieselben Leute spielen. Diese Torwartrotation, die in Dortmund, Barcelona oder bis vor kurzem auch in Ingolstadt betrieben wird, hilft aus meiner Sicht keinem. Gerade wenn man - wie in Dortmund - zwei komplett unterschiedliche Torwarttypen vorfindet. Beispielsweise klebt der eine Keeper tendenziell auf der Linie und deshalb kann man international vielleicht nicht so hoch verteidigen. Ich bin kein Fußballlehrer, und Barcelona hat ja letztes Jahr gezeigt, dass man mit diesem Modell auch sehr erfolgreich sein kann. Dennoch haben für mich manche Trainer in diesem Punkt entweder keine Ahnung vom Torwartspiel oder wollen keine unbequeme Entscheidung treffen.

Wer ist für Sie der beste Torhüter der Welt - und warum?
Aktuell thront natürlich Manuel Neuer über allen. Er hat ein komplettes Torwartspiel - von seiner Zonenverteidigung und dem Tauchen über seine Präsenz bis zu seinen fußballerischen Fähigkeiten. Die für mich wichtigste Qualität ist allerdings, dass er in den entscheidenden Spielen immer seine Topleistung abgerufen hat. Dahinter tummeln sich dann viele Keeper vor allem aus Deutschland. Spannend wird diesbezüglich sein, wie sich unsere Legionäre schlagen und wer in Zukunft noch den Weg ins Ausland wagt. Großen Respekt muss ich aber vor allem Gianluigi Buffon zollen. Er hat selbst in seinem hohen Fußballalter sein Spiel modifiziert und liefert auf internationalem Niveau immer noch Topleistungen ab.

Was würden Sie sagen: Welche Art von Torhüter sind Sie?
Generell versuche ich mein Torwartspiel so offensiv wie möglich zu gestalten. Leider kommt das, was ich im Kopf habe zu selten oder zu langsam in meinen Füßen beziehungsweise Händen an (lacht). Ich habe schon Defizite in den technischen Abläufen gewisser Grundtechniken. Meine Auftaktbewegung bei Flanken oder meine Beidfüßigkeit sind mit Sicherheit nicht aus dem Lehrbuch. Auch kann ich in meinen Bewegungen noch mehr in den Ball agieren. Auf der anderen Seite kann ich mir wahrscheinlich schon auf die Fahnen schreiben, dass ich mit meinen 22 Jahren eine gewisse Ausstrahlung und Präsenz habe und somit hoffentlich meiner Mannschaft die nötige Sicherheit gebe. Außerdem gehe ich jetzt in Richtung 200 Pflichtspiele im Herrenbereich, was für einen Torhüter in meinem Alter auch eher ungewöhnlich ist.

Als nächstes steht das Spiel gegen Bosporus Coburg an. Wie schätzen Sie den Gegner ein?
Ich bin kein Freund davon, sich mit den anderen zu beschäftigen beziehungsweise damit, was sie machen oder nicht. Wir müssen aktuell bei uns anfangen. Von der Nummer 1 bis zur Nummer 17 gibt es genug Verbesserungspotenzial. Rufen wir unser Leistungsvermögen ab, haben wir gegen jeden Gegner in der Liga eine realistische Chance auf drei Punkte. Schaffen wir das nicht, werden gegen jeden Gegner leer ausgehen.

Das Gespräch führte
Martin Kreklau