Sommerakademie-Flechten in Lichtenfels neu aufgelegt
Autor: Ramona Popp
Lichtenfels, Freitag, 27. Juni 2014
2013 war die Kursreihe Sommerakademie als Pilotprojekt an der Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung in Lichtenfels konzipiert worden. Nach dem Erfolg steht nun eine Neuauflage an.
Flechten bleibt spannend. An Europas einziger Staatlichen Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung konnten im vergangenen Jahr erstmals Interessierte außerhalb einer klassischen Berufsausbildung in einer Workshop-Reihe in den Sommerferien diese Erfahrung machen. Initiatorin Henny Riedl, Korbmachermeisterin und bis zu ihrem Wegzug nach Wiesbaden 2013 Fachlehrerin an dieser Schule, wünscht sich, dass die Sommerakademie zu einem festen Programmpunkt im Jahr wird. Gemeinsam mit Monika Nickel, ebenfalls ehemalige Fachlehrerin in Lichtenfels, organisierte sie auch die zweite Auflage dieser Reihe, die inzwischen international beworben wurde. "Uns geht es um das Weitergeben von Flechterfahrung auf hohem Niveau", sagt Riedl, "um einen Austausch und um qualitativ hochwertige Kurse." Das Jugendstil-Gebäude mit seinen Werkstätten und dem Garten verleihe dem Ganzen einen inspirierenden Rahmen.
Ob irischer Eselkorb, Spiralgeflecht, Präzision in rechteckiger Form oder Arbeiten mit Weidenrinde: Die Leitung der vielseitigen Kurse haben versierte Flechthandwerker, darunter neben den Organisatorinnen die in der Region bekannten Nina-Regina Nötzelmann und Rainer Groth sowie aus den Niederlanden José Schilder und Ane Lynsgaard aus Dänemark.
Schulleiter: ein richtiger Schritt
Hans-Jürgen Lichy, dem als Leiter der Staatlichen Berufsschule in Lichtenfels auch die Leitung der Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung obliegt, betrachtet die erste Sommerakademie als vollen Erfolg. "Ich habe mit einer Reihe von Teilnehmerinnen gesprochen, die meist aus dem pädagogischen Bereich, zum Beispiel von Waldorfschulen kamen, aber auch mit therapeutischem Ansatz die Kurse als Fortbildung für ihre Arbeit genutzt haben. Sie waren vom Ambiente durchwegs begeistert."
Dass diese Veranstaltung, die nicht von, sondern an der Schule durchgeführt wurde, erfolgreich sein konnte, sei auch der Verdienst des Landkreises Lichtenfels, der als Sachaufwandsträger die Räumlichkeiten unbürokratisch zur Verfügung gestellt habe.
An einer Staatlichen Berufsausbildungsstätte Kurse und Fortbildungen für jedermann anzubieten, ist nach den aktuellen Vorgaben - vor allem in Bezug auf die Kostenträgerschaft - nicht möglich. Dennoch sieht der Schulleiter die Sommerakademie als ersten Schritt in die richtige Richtung an, diesen Ort für ein breiteres Angebot zu öffnen. Für eine attraktivere Ausrichtung der Berufsfachschule gebe es Ansätze seitens des Kultusministeriums, es müssten jedoch noch Gespräche etwa mit der Handwerkskammer geführt werden. Aktuell zählt die Einrichtung 21 Schüler, von denen sieben gerade ihre Abschlussprüfung absolvieren. Für das kommende Schuljahr gibt es laut Lichy erst vier feste Anmeldungen, einige Bewerber werden noch zu Aufnahmegesprächen erwartet. Außerdem erhoffe man sich zusätzliche Resonanz durch eine Werbeaktion an allgemeinbildenden Schulen. Der fachliche Unterricht wird von zwei haupt- und vier nebenberuflichen Lehrkräften abgedeckt. Zu Letzteren zählt seit Februar die frisch gebackene Meisterin Brigitte Klitzner. Sie schloss 2011 ihre Ausbildung an der Schule ab und ersetzt Henny Riedl, die zum Ende des Schuljahres 2012/13 ihre Unterrichtstätigkeit beendete. Auf gewisse Weise blieb Riedl der Schule ja erhalten - als eine der Organisatorinnen der Sommerakademie.
Workshops vom 14. bis 17. August sowie 23. bis 24. September werden sieben verschiedene Kurse angeboten.
Kontakt unter Tel. 06233/3426886 und auf der Sommerakademie-Homepage