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Soll die Stadt Schwimmkurse bezahlen?


Autor: Ramona Popp

Lichtenfels, Donnerstag, 18. Oktober 2018

Die Wählervereinigung Leuchsental-Jura regt an, die Stadt sollte durch die Übernahme der Gebühren unterstützen, dass Vorschulkinder das Schwimmen lernen.
Spielerisch werden Kinder in Kursen an das Element Wasser gewöhnt. Wasserwacht, DLRG und private Schwimmschulen setzen sich dafür ein, dass möglichst alle das Schwimmen lernen. Foto: Ronald Rinklef


Die Zahl der Kinder, die keine sicheren Schwimmer sind, steigt. Von diesem Problem ist regelmäßig zu lesen und zu hören - spätestens, wenn es wieder einen Badeunfall gegeben hat. Dass manche Kommunen aus Kostengründen ältere Hallenbäder aufgeben, verschärft eher das Problem. Die gute Haushaltslage der Stadt Lichtenfels hat Roland Lowig zu einem Vorstoß ermutigt, hier ein Gegenbeispiel zu geben. Der Stadtrat aus der Wählervereinigung Leuchsental-Jura (WLJ) regt an, allen Vorschulkindern einen Schwimmkurs zu bezahlen. Die Stadtverwaltung möge prüfen, ob dies möglich wäre, heißt es in einem Antrag, den die WLJ kürzlich dem Rathaus übermittel hat.

Der Anlass sei gewesen, berichtet Lowig, dass er gehört habe, dass ein Schwimmkurs ungefähr 70 Euro koste und sich das etliche Menschen nicht leisten können. "Da haben wir uns Gedanken gemacht." Ihm gehe es einfach darum, dass alle Kinder das Schwimmen lernen. "Wenn pro Jahr 150 Kinder eingeschult werden, wären das rund 10 500 Euro" - eine Ausgabe, die man im städtischen Haushalt 2019 berücksichtigen könnte.

Die Kosten für Schwimmkurse sind unterschiedlich je nach Zahl der Übungseinheiten sowie nach dem Anbieter. Bei der DLRG in Lichtenfels werden die erwähnten 70 Euro plus das Eintrittsgeld ins Schwimmbad fällig. Eine private Schwimmschule verlangt 130 Euro inklusive Eintritt. Und bei der Wasserwacht werden etwa 40 Euro für zehn Unterrichtseinheiten fällig - zuzüglich Eintritt ins Schwimmbad.

Aktion "Sichere Schwimmer"

Ob diese Kosten tatsächlich mit ein Grund sind, dass weniger Kinder als sichere Schwimmer eingeschult werden, ist fraglich. Ausbilder geben auch zu bedenken, dass man mit einem "Seepferdchen" allein noch kein sicherer Schwimmer ist. Das werde von Eltern mitunter falsch eingeschätzt. Initiativen, hier weitergehend zu fördern, gibt es schon. "Sichere Schwimmer" heißt eine Aktion, die der Freistaat Bayern gemeinsam mit den Allgemeinen Ortskrankenkassen und der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) trägt. Burgkunstadt, Altenkunstadt und Weismain beteiligen sich daran. Der Anteil der Kommunen beläuft sich allerdings, wie die Burgkunstadter Kämmerin Heike Eber erklärt, auf den üblichen Anteil eines Sachaufwandsträgers am Schwimmunterricht: Es werden die Fahrtkosten zum nächsten Hallenbad und der Eintritt gezahlt. Die Aktiven der DLRG kümmern sich um zusätzliche Aufsicht während des Schwimmunterrichts, da ein Lehrer dies allein kaum stemmen könne. In den ersten Jahren nach Schließung des Burgkunstadter Lehrschwimmbeckens habe die Stadt aber tatsächlich einmal private Schwimmkurse, die im Schwimmbad eines Hotels stattfanden, finanziell unterstützt, berichtet Eber.

Oliver Naumann, Vorsitzender BRK-Kreiswasserwacht Lichtenfels, unterstreicht auf Nachfrage, die Schulen könnten meist keine Schwimmausbildung leisten. Diese Aufgabe erfordere mehr Zeit. Bei der Wasserwacht lernen im Landkreis pro Jahr zirka 100 Kinder das Schwimmen. Kurse bieten die Ortsgruppen Altenkunstadt, Redwitz, Michelau, Lichtenfels, Bad Staffelstein und Ebensfeld an. In Lichtenfels werden in der Regel zwei Kurse im Jahr abgehalten, die sehr gut nachgefragt werden.

Die Kosten seien überschaubar und für die meisten Eltern zu schultern, meint Oliver Naumann; für manche könne freilich eine finanzielle Unterstützung sinnvoll sein. Die Lichtenfelser Stadtverwaltung bestätigt den Eingang des Antrags der Wählervereinigung. Wenn der Bürgermeister nächste Woche aus dem Urlaub zurück ist, werde man darüber sprechen und die damit verbundenen Kosten prüfen lassen, sagt Steffen Hofmann. Danach sei eine Beratung im Hauptausschuss wahrscheinlich.

Roland Lowig sieht in seinem Vorstoß auch eine Möglichkeit, die Nutzung des Merania-Hallenbades weiter zu verbessern. Vielleicht würden sich die Ausgaben sogar refinanzieren: Wenn die Kinder erst das Schwimmen könnten, dann wollten sie auch ins Schwimmbad, dann gehen die Eltern mit, "und dann nehmen wir auch wieder Geld ein".