Solisten sorgen für Sternstunde für die Ohren
Autor: Gerda Völk
Ebneth, Dienstag, 08. Januar 2013
Claudia Raab (Gesang), Susi Schliefer (Flöte) und Thomas Meyer (Orgel) begeisterten das Publikum in der Schlosskapelle in Ebneth. Dabei zeigte sich auch, zu welcher Klangvielfalt die Orgel nach der Generalüberholung fähig ist.
Der Unterschied war deutlich zu hören. Immerhin liegt zwischen dem jüngsten Konzert am Sonntagnachmittag und dem Vorjahreskonzert die Generalsanierung der Hofmann-Orgel von 1794. Das Instrument verfügt mittlerweile wieder über die alte Windversorgung, auch die "Sünden" früherer Restaurierungen sind rückgängig gemacht.
Die Konzerte zum Dreikönigstag in der Schlosskapelle in Ebneth haben eine lange Tradition und erfreuen sich eines großen Publikumsinteresses. In diesem Jahr machte bereits ein Blick auf die Parkplatzsituation deutlich, dass mehr Besucher in den festlich von Kerzen erleuchteten Kirchenraum strömten. Mit rund 100 Gästen war die Raumkapazität an ihre Grenzen gelangt. Dass am Ende des knapp 90-minütigen Programms kaum ein Wunsch offen blieb, ist nicht zuletzt auch ein Verdienst der Solisten.
Wie wunderbar sich die Solisten verstehen, deutete sich bereits beim Eingangsstück "Ich will den Herren loben allezeit" von Johann Nikolaus Hanff an. Weihnachtliche Weisen und Kantaten standen auf dem Programm, darunter auch fünf Stücke aus dem Liederbuch von Peter Cornelius.
Relativ unbekannt ist dagegen der böhmische Komponist Josef Dominik Skroup. Der Zeitgenosse Mozarts hat neben Kirchenmusik auch ein Konzert für Flöte und Orgel geschrieben. Ein Werk, das die charakteristischen Klangfarben des Barock ertönen ließ. Mit dem Concerto "La notte" (Die Nacht) kam ein typischer Vivaldi, höchst dramatisch und sich in die Gehörgänge einschmeichelnd, zur Aufführung. Gerade bei diesem Werk zeigte sich, zu welcher Klangvielfalt die Orgel nach der Generalüberholung fähig ist. Bereits bei seiner Fertigstellung 1794 hatte das Instrument die Menschen mit seinem Wohlklang begeistert, wie es in der Überlieferung heißt. Nur dürfte damals das Repertoire hauptsächlich aus geistlichem Liedgut bestanden haben. Jazz dagegen hat gewiss nicht zum Standardprogramm gehört.
Gelungenes Experiment
Für die Weihnachtsmelodien im Swingsound sollte ursprünglich ein E-Piano zum Einsatz kommen. Warum dies letztlich doch wieder verworfen wurde, erklärte Meyer folgendermaßen: "Bei der Probe haben wir festgestellt, dass die ,alte Tante‘ auch zum Jazzen gut geeignet ist." Dieses Experiment lässt sich am besten als Sternstunde für die Ohren beschreiben. Zugegeben, Jule Stynes "Let it snow" und Irving Berlins Schlager "White Christmas" werden sicherlich selten auf einer Barockorgel gespielt. Dafür ist dies auch meilenweit von jener süßlichen Kaufhaus-Interpretation entfernt, die gerade in der Vorweihnachtszeit so nervt. Dank der Improvisationskunst von Claudia Raab ("Ich glaube Herr Meyer spielt etwas anders, als wir geprobt haben") und der sichtlichen Spielfreude von Thomas Meyer war dieser Teil zwar ungewöhnlich, aber interessant. So gefiel das Konzert, wie man aus dem minutenlangen Applaus schließen konnte, auch dem Publikum sehr.