Sogar die Straße liefert Energie
Autor: Gerda Völk
Lichtenfels, Freitag, 05. Juli 2013
Beim neunten Wettbewerb haben sich sechs junge Forscher und sechs Schülergruppen mit Energieverbrauch und Klimaschutz befasst.
Wasser und Natriumsilikat: Sind das die Bestandteile eines neuen erdölfreien Kunststoffzeitalters? Beim Energie-Förderpreis 2013 hat Max Engelhardt mit einer von ihm durchgeführten Versuchsreihe damit die Jury so überzeugt, dass sie dem 16-Jährigen, neben einem Preisgeld, auch einen Sonderpreis zusprachen.
Die beiden Sponsoren, die Sparkasse Coburg-Lichtenfels und die IBC Solar AG aus Bad Staffelstein, stellten heuer ein Preisgeld von insgesamt 3200 Euro zur Verfügung.
Einige der eingereichten Arbeiten zeugen davon, dass sich die Teilnehmer sehr intensiv mit ihrem Projekt auseinander gesetzt und sich auch an knifflige Themen herangewagt haben, lautet das Fazit der neunköpfigen Jury.
Auch Udo Möhrstedt, Vorstandsvorsitzender der IBC Solar AG, lobt das Engagement der Jungforscher, bedauerte aber, dass die naturwissenschaftlichen Fächer von den Studenten nicht so belegt würden, wie man sich das wünschen würde.
"Gerade für die jüngere Generation ist es wichtig, sich schon frühzeitig mit der Thematik ,Energie und Klimawandel‘ zu beschäftigen", betonte Sparkassendirektor Roland Vogel.
Auch Landrat Christian Meißner würdigte die Bandbreite der Arbeiten. Erfreulich sei, dass wieder viele "Handwerkerarbeiten", vom selbst geschweißten Wärmetauscher beim Blockheizkraftwerk, über ein Straßenmodell, bis hin zum selbstentwickelten Kunststoff, dabei sind.
"Fast ein Diplomarbeit-Niveau"
In einer Ausgabe der Zeitschrift Scientific American Supplement aus dem Jahr 1916 hat Max Engelhardt einen Hinweis auf die Bestandteile Mehl, Wasser und Natriumsilikat gefunden und die Bemerkung, dass die Mischung hart wie Horn wird. Weiterführende Informationen wie beispielsweise das Mischungsverhältnis enthielt der Artikel nicht. Das musste der 16-jährige Gymnasiast selbst im Chemielabor der Schule herausfinden. Von Anfang März bis Ende Mai hat er im Rahmen verschiedener Versuchsreihen unter anderem auch die Formbarkeit seines Ersatzkunststoffes, seine Hitzebeständigkeit, seine Reaktion mit anderen chemischen Substanzen sowie seine Härte und Festigkeit getestet. Seine Ergebnisse hat er umfangreich dokumentiert.
"Das hatte schon fast ein Diplomarbeit-Niveau", erläuterte Michael Stromer, Jurymitglied und Leiter der Umweltstation. Neben einem Preisgeld darf der "Jungchemiker" ein Praktikum an der Uni Erlangen absolvieren. Die Fahrkosten werden ihm gesponsert. Damit hatte Max Engelhardt nicht gerechnet.
Pia Wittmann, Schülerin am Gymnasium in Burgkunstadt, war mit ihrem Fahrrad unterwegs, als der Akku ihres Handys schlapp machte. "Genau in diesem Moment kam mir ein Rollschuhfahrer entgegen", erinnert sich die 13-Jährige. So entstand die Idee zu einer Arbeit, die unter dem Projektnamen "Load to go" auch die Jury überzeugte: Ein unter den Rollschuhen befestigter Generator erzeugt während des Laufens Strom, der das Handy auflädt. Ebenfalls am Burgkunstadter Gymnasium entstand die Idee von einer intelligenten Straße als Energielieferant. Deren Erfinder, Matthias Herzog und Frank Wittmann, hatten nicht nur eine eingehende Beschreibung verfasst, sondern auch eine 3d-CAD-Zeichnung und ein Modell angefertigt.
Hendrik Schmitt hat sich theoretisch wie praktisch mit einem Blockheizkraftwerk beschäftigt. Die Schüler der Viktor-von-Scheffel-Realschule in Bad Staffelstein haben im Modell eine Photovoltaik-Anlage mit Sonnenstandsnachführung gebaut.
Eine weitere Gruppe von Realschülern ging der Frage nach, was die Angaben auf Solarpaneelen bedeuten. Entstanden ist ein Versuchsaufbau für die Leistungsberechnung von Solarmodulen.
Die Schülerfirma Hot-Work der Pater-Lunkenbein-Schule in Ebensfeld fertigte eine Beschreibung von vier verschiedenen Wasserkraftwerks-Arten an.
Der Ausfall der Heizung war für den elfjährigen Marco Rießner der Grund, sich näher mit der Nutzung der Abwärme von Kühlschränken zu beschäftigen und sie in nutzbare Energie umzuwandeln. Die Schüler der Staatlichen Realschule Burgkunstadt haben die Dämmeigenschaften unterschiedlicher Materialien untersucht. Sie kamen zum Ergebnis, dass Wasser in einem Gasbetonkasten den geringsten Temperaturverlust aufweist. Für die Standortfindung für Großwindräder sind aufwendige Messverfahren nötig. Hannes Partheymüller hat ein Mini-Windrad als Testgerät gebaut. Mit einer Wärmebildkamera hat Kira Zwosta untersucht, wie schnell Laptop und Handy warm werden. Philipp Behringer baute einen Solarkocher.
Alle prämierten Arbeiten sind auch bei den Lichtenfelser Sonnentagen am Samstag, 13. Juli, am Landratsamt zu sehen.