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So leben die Gäste im Katzenhotel von Gnellenroth


Autor: Dominic Buckreus

Gnellenroth, Montag, 29. Mai 2017

Barbara Kuhnlein betreibt ein ungewöhnliches Hotel - ein Katzenhotel. Für sie zählt aber nicht nur der Profit. Sie will das Elend der Tiere verringern.
Vor allem ihre Kinder Franz (5) und Frieda (2) haben viel Spaß im Katzenhotel von Barbara Kuhnlein in Gnellenroth. Ihre Gäste kommen aus ganz Oberfranken, sagt sie. Foto: Dominic Buckreus


Zwei ungewöhnliche Warnschilder stehen an der schmalen Straße in Gnellenroth. Ein Dreieck mit rotem Rand, darin hockt eine dicke, freundlich lächelnde schwarze Katze. Die Schilder sollen Autofahrer darauf aufmerksam machen, was vor Ort zu erwarten ist. So auch heute: Drei Katzen toben mitten auf dem Asphalt herum. Eine scheint der herannahende Wagen gar nicht zu stören. Sie bleibt einfach liegen. Die drei Tiere gehören zu Barbara Kuhnlein. Das sind aber längst nicht alle.

Kuhnlein nimmt streunende Katzen kurzzeitig auf und vermittelt sie weiter. Hauptsächlich ist sie aber die Inhaberin eines Katzenhotels. Im Erdgeschoss befinden sich die drei Räume für ihre Übernachtungsgäste. Diese seien gerade voll belegt, sagt sie. Das fällt aber nicht wirklich auf. Einige Gäste hätten sich verkrochen, sagt Kuhnlein. Andere liegen dösend in der Vormittagssonne.


Unerwarteter Nachwuchs

Genug Licht sei eine der Voraussetzungen, um so ein Hotel überhaupt eröffnen zu können, erklärt Kunhlein. So schreibe es das Veterinäramt vor. Durch die von außen vergitterten Fenster ist das gewährleistet. Und auf jedem Fensterbrett liegen Deckchen oder Kissen, auf denen es sich die Stubentiger bequem machen können.

In den hintersten Raum darf heute keiner von ihnen. Das ist der Quarantäne- beziehungsweise Ruheraum - auch Vorschrift. Eigentlich diene er dazu, erkrankte Tiere von der Gruppe fernzuhalten, damit sie die anderen nicht anstecken, sagt die Hotelbetreiberin. Im Moment leben dort fünf neugeborene Katzenjunge.

Eine trächtige Katze ist Kuhnlein neulich zugelaufen. Sie brachte ihren Nachwuchs in der Scheune zur Welt, verstieß diesen aber schnell. Zum Glück hat eine der anderen zugelaufenen Katzen die Kleinen angenommen und beschützt sie nun in einem ehemaligen Kinderbett unter einer Decke.

Eigentlich sei der Raum für Neuankömmlinge gedacht, sagt Kuhnlein. Die Fahrt im Transportkäfig und die neue Umgebung stressen die Katzen. Deshalb müssten sie sich erst eingewöhnen. Eine halbe Stunde dürfen die Katzenbesitzer bleiben. "Aber nicht länger. Das Tier muss sich orientieren und braucht Zeit für sich", sagt sie.


Friedliche Koexistenz

Die Integration gehe immer recht schnell. Nur bei den Älteren, die noch nie in einem fremden Haus waren, könne es länger dauern. "Die Neugier siegt in der Regel", sagt Kunhlein. Dann öffne sie die Tür und bleibe noch eine Weile. "Die Katzen regeln das dann unter sich." Kämpfe habe es noch nie gegeben. Hier und da werde zwar gefaucht, aber es bleibe immer ruhig. Das liege daran, dass hier keiner ein eigenes Revier hat, erklärt Kuhnlein.

Manche hätten sich allerdings schon ihren Stammplatz gekrallt. Für die anderen bleibt aber noch genug: Zwei Betten, ein Sofa, Stühle und Sessel, ein großer Kratz- und Kletterbaum, Körbchen und Bänke säumen die drei Zimmer im Erdgeschoss. Teils gekauft, teils gespendet von ehemaligen Katzeneltern. Genügend Bettchen und Versteckmöglichkeiten seien auch eine Vorgabe des Veterinäramts. "Wir stellen oft um, damit es nicht zu langweilig wird", sagt Kuhnlein.

Langweilig wird es für sie in ihrem Hotel nie. Viel Zeit müsse sie täglich für die Hygiene aufwenden: "Man muss unendlich viel putzen und desinfizieren." Nachts und am Wochenende brauchen die Gäste natürlich ebenfalls ihre Betreuerin: "Es muss immer eine sachkundige Person da sein." Sie nehme sich auch sonst viel Zeit für ihre Schützlinge: Streicheln, Sprechen, Leckerlies geben. Bevor sie neue Gäste empfängt, erfrage sie erst deren Vorlieben, Gewohnheiten und was sie nicht ausstehen können. "Die Katzen sollen es hier genauso gut haben wie zuhause", sagt Barbara Kuhnlein.

Ihre Liebe zu den Stubentigern sei wohl "angeboren", meint sie. Schon als Kind habe sie Katzen gehabt und außerdem viel vom Katzenelend mitbekommen. Davon gebe es hierzulande noch immer viel. Rund zwei Millionen Streuner leben in Deutschland, schätzt der Deutsche Tierschutzbund.


Das Elend bekämpfen

Der Tierschutz sei auch der Grund, warum sie 2014 das Hotel eröffnete. Ihr seien immer wieder Streuner zugelaufen. Völlig verwahrlost und in einem schlechten Zustand seien sie gewesen. Wenn sich kein Besitzer finden ließ, habe sie die Tiere aufgenommen und von einem Tierarzt in der Nähe kastrieren lassen: "Der Sinn der Sache ist, das Elend zu lindern, damit sie sich nicht immer weiter fortpflanzen", sagt Kuhnlein. Die eher wilden Tiere waren fortan wieder auf sich alleine gestellt.

Die etwas zutraulicheren Geschöpfe dürfen manchmal in der Scheune gegenüber bleiben. Dann versucht Kuhnlein, diese weiterzuvermitteln. Das macht sie auch mit Hauskatzen, etwa wenn der Besitzer stirbt oder sich nicht mehr um das Tier kümmern kann. Aufnehmen könne und dürfe sie diese aber nicht, erklärt sie.

Freunde hätten sie schon immer darum gebeten, auf ihren kleinen Liebling aufzupassen. Daraus habe sich dann die Hotel-Idee entwickelt. Dazu musste sie aber noch einen Sachkundenachweis vorlegen mit einer schriftlichen und mündlichen Prüfung. Dann sei das Hotel stufenweise aufgebaut worden. "Seit dem letzten Jahr ist es ein Selbstläufer", sagt sie.