"So ein schöner Beruf!"
Autor: Ramona Popp
Burgkunstadt, Dienstag, 25. April 2017
Kristina Rauch hat als Flechtwerkgestalterin die Meisterprüfung bestanden. Trotz aller Begeisterung wird sie ihr Geld zunächst mit anderer Arbeit verdienen.
Die Begeisterung für ihr Handwerk merkt man Kristina Rauch an. Als 21-Jährige hatte sie damit begonnen, das Flechten an der Berufsfachschule in Lichtenfels von der Pike auf zu lernen. Heute, sechs Jahre später, hat sie den Meisterbrief in der Tasche und auch noch zwei Jahre Berufserfahrung in Werkstätten für Menschen mit Behinderung gesammelt. Die drei Meisterstücke, die Bestandteil der Prüfung waren, geben Zeugnis von der Bandbreite der Möglichkeiten im Flechthandwerk: Da ist die Truhe aus Weide in Würfelgeflecht - schon seit Jahrzehnten eine Aufgabe für den Handwerksnachwuchs. Je akkurater, desto besser. Dann das Möbelstück aus dreidimensional in Form gebogenen Rattanstöcken. Kristina Rauch hat es farbig lackiert und mit einer bunten, textilen Sitzfläche in Häkeloptik versehen. Als Drittes stellte sie während der dreiwöchigen Prüfungszeit unter Aufsicht einen Weidenkorb mit neonfarbenen Akzenten her, der dank des Schultergurtes die Funktion einer Umhängetasche hat. "Ja, es war schon schwer, aber machbar", lautet ihr Fazit. Vor allem die Zeitvorgaben habe sie als stressig empfunden.
Zeit ist Geld - das gilt bei diesem Handwerk ganz besonders, da das Material gegenüber der zeitintensiven Arbeit kaum ins Gewicht fällt. Um gegenüber der Konkurrenz aus Billiglohnländern bestehen zu können, müssen heimische Flechthandwerker sich mit ihren Produkten abheben, Nischen besetzen, Wünsche erfüllen, sich immer etwas Neues einfallen lassen.