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30er-Zonen: Smiley animiert zum Bremsen


Autor: Lisa Kieslinger

Bad Staffelstein, Freitag, 26. Februar 2016

Leser haben Vorschläge gemacht, wo 30er-Zonen sinnvoll wären. Verkehrswacht, Polizei und die Stadt Bad Staffelstein nehmen dazu Stellung.
In Neubanz stehen in beide Fahrtrichtungen Temposys-Geräte. Und das aus gutem Grund, denn besonders die lange Straße bergab verlockt zum Schnellfahren. Dieser Autofahrer konnte den Smiley gerade noch so zum Lachen bringen. Fotos: Lisa Kieslinger


Vor Kurzem hieß es in einem Artikel auf http:// infranken.de, dass der Bund die Einführung von Tempo-30-Zonen in den Kommunen erleichtern will, um Unfällen vorzubeugen. Daraufhin forderten wir Leser auf, dass sie uns Stellen nennen, wo sie 30 km/h für sinnvoll halten würden.

Für Ebensfeld nannte uns ein Leser die neue Unterführung in der Bahnhofstraße als wünschenswerte 30er-Zone. "Hier wird nicht einmal Tempo 50 eingehalten", lautet sein Kommentar dazu. Ein anderer Leser fordert, alle Wohnstraßen in Bad Staffelstein in Tempo-30-Zonen zu verwandeln. Doch ist so etwas überhaupt möglich?

"Wir können nicht überall Tempo-30-Zonen machen. Es gibt da Verwaltungsvorschriften, an die wir uns halten müssen", sagt Gerald Storath, Leiter der Polizeistation Bad Staffelstein. Aus Hauptstraßen beispielsweise ist es rechtlich nicht erlaubt, Tempo-30-Zonen zu machen. "Zudem müssen wir einen Einzelfall immer erst einmal überprüfen, ob dort wirklich zu schnell gefahren wird oder ob das eine subjektive Meinung ist", erklärt der Polizeichef.


Die Leute wollen den Smiley sehen

Dafür sinnvoll sind für ihn die sogenannten Temposys-Geräte. Jeder Autofahrer kennt diese Tafeln mit den leuchtenden LED-Zahlen. Meist stehen diese Anzeigen an Ortseingängen oder eben in Tempo-30-Zonen. Die Staffelsteiner Verkehrswacht hat eine reine Anzeigetafel und zwei Geräte mit Geschwindigkeitsanzeige, Smiley und Auswertungssystem.

Für Walter Mackert, Vorsitzender der Verkehrswacht, ist Letzteres sein Favorit unter den verschiedensten Ausführungen. "Jeder will doch einen lachenden Smiley auf der Tafel sehen. Und diese positive Verstärkung wirkt bei den Autofahrern." Aus seiner Erfahrung bremsen viele Verkehrsteilnehmer vor der Anzeige ab, wenn sie sehen, dass sie zu schnell unterwegs sind und ein böser Smiley angezeigt wird. "Dort wo die Geräte stehen, erreichen wir eine deutliche Verminderung der Geschwindigkeit."

Zusätzlich zu der Geschwindigkeitsanzeige haben diese beiden Geräte ein System, das Fahrzeuge zählt und die Geschwindigkeiten speichert. "Damit können wir am Ende auswerten, wie viele Fahrzeuge in welchem Geschwindigkeitsbereich gefahren sind", erklärt Günther Kestel vom Staffelsteiner Bauamt. Er kümmert sich um das Aufstellen, die Auswertung und die Wartung der Temposys-Geräte. "Mir ist wichtig, dass die Geräte dieses System beinhalten. Was nützt es mir sonst, wenn ich keine Ergebnisse habe?", sagt Walter Mackert. So könne er mit Zahlen zur Polizei oder zur Stadt gehen und zeigen, wo Handlungsbedarf besteht.


Alternativen zur Tempo-30-Zone

Von der Erfahrung unseres Lesers, dass in der Ebensfelder Bahnhofstraße oft schneller als 50 km/h gefahren wird, hat Walter Mackert noch nichts gehört. "Wenn die- oder derjenige das der Verkehrswacht oder der Stadt meldet, würde die neu gebaute Unterführung direkt auf der Prioritäten-Liste für das Temposys-Gerät landen", meint er. Denn auch nach Ebensfeld können die Geräte ausgeliehen werden. In der Stadt gibt es für das Temposys-Gerät eine Prioritäten- und eine Wunschliste. Auf die Wunschliste kämen die Vorschläge von Bürgern. Auf die Prioritätenliste schaffen es solche Straßen, wie beispielsweise die Ebensfelder Bahnhofstraße, die neu gebaut wurde.

Flächendeckend Tempo-30-Zonen im Staffelsteiner Stadtgebiet anzulegen - da ist Walter Mackert strikt dagegen. "Ich bin Realist. Wir haben einen starken Individualverkehr, der bei uns zur Lebensqualität gehört. Hauptverkehrsadern auf Tempo 30 zu drosseln, steht dem absolut entgegen."

Anders sieht der Vorsitzende das, wenn an der Hauptstraße eine hohe Fußgänger-Frequenz zu verzeichnen ist wie beispielsweise an der Lichtenfelser Straße zu den Einkaufsmärkten. "Wenn ich viele Fußgänger habe, muss ich reagieren", sagt Mackert. Tempo 30 sei dort rein rechtlich nicht durchzusetzen. Aber es gebe genug andere Möglichkeiten. Die Lichtenfelser Straße sieht Walter Mackert dabei als Musterbeispiel. "Der neu ausgebaute Gehweg und besonders die Verkehrsinsel tragen enorm zur Sicherheit der Fußgänger bei." Auch Rechts-vor-links oder bauliche Maßnahmen wie eine Fahrbahnverengung helfen dabei, dass Autofahrer ihre Geschwindigkeit drosseln müssen, da brauche es nicht immer eine Tempo-30-Zone.