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SMIA-Chef ist "extrem zufrieden" mit Werk in Michelau


Autor: Ramona Popp

Michelau, Mittwoch, 16. März 2016

Ein Jahr nachdem die Samvardhana Motherson Group die insolvente Firma Scherer&Trier übernommen hat, zieht Geschäftsführer Andreas Heuser Bilanz.
Geschäftsführer Andreas Heuser, Leiter des Europa-und Amerika-Geschäfts der Samvardhana Motherson Group, ist zufrieden mit der Entwicklung des Werkes SMIA in Michelau, ehemals Scherer& Trier. Fotos: Archiv/Ramona Popp


Seit Ende Januar 2015 firmiert einer der größten Arbeitgeber des Landkreises, der Michelauer Kunststoffspezialist unter neuem Namen SMIA. Der indische Konzern, der das einstige Familienunternehmen Scherer & Trier nach der Insolvenz übernommen hatte, zieht nach inzwischen gut einem Jahr eine sehr positive Bilanz. Wir hatten Gelegenheit zu einem Gespräch mit Andreas Heuser, Leiter des Europa-und Amerika-Geschäfts der Samvardhana Motherson Group. "Samvardhana Motherson ist insgesamt extrem zufrieden mit der Entwicklung", sagt der Geschäftsführer.

Die Mitarbeiter, aber auch die Führungsebene, sei dem Investor extrem offen und kooperativ entgegen gekommen. "Wir haben nie Berührungsängste gespürt, sondern immer eine unglaublich herzliche Atmosphäre vorgefunden. Uns macht es auch Spaß, da hinzukommen und mit den Leuten zu arbeiten", betont Heuser.

Dinge, bei denen man Veränderungsbedarf gesehen habe, um den Standort wirtschaftlicher zu gestalten und für die Zukunft auszurichten, habe man unglaublich schnell umsetzen können. Mit Andreas Kunz habe man einen neuen Standort-Verantwortlichen eingesetzt, aber die anderen Mitarbeiter, die heute die Führungsebene bilden, seien aus dem übernommenen Team, in dem mit viel Herzblut gearbeitet werde. "Die Integration ist reibungslos verlaufen und jetzt bereits komplett abgeschlossen. Damit sind wir extrem zufrieden." Auch das Feedback der Kunden sei "sehr, sehr positiv".

Eine sehr positive Wende konstatiert Heuser dem einst hochdefizitären Werk in Mexiko. Es sei - auch mit Hilfe von Leuten aus Michelau - gelungen, dieses komplett neu aufzubauen und viele Neuaufträge zu generieren, so dass es jetzt extrem interessant geworden sei. "Diese Veränderung hilft auch dem Mutterhaus." Der Geschäftsführer hält es für wichtig, die SMIA-Gruppe weiter international besser aufzustellen, um Kunden weltweit bedienen zu können. Das nehme dem Standort Michelau kein Geschäft weg, eher im Gegenteil. Auslandswerke versetzten SMIA in die Lage, Kunden sogenannte Gesamtplattformen anzubieten. Es sei sicherlich auch eine Schwäche von Scherer & Trier gewesen, da nicht richtig den Fokus drauf gehabt zu haben.


Alles wie geplant

Eine "kleine Delle" in der Umsatzentwicklung, wie sie jetzt eingetreten ist, hat der Konzern bereits bei der Übernahme einkalkuliert, berichtet Andreas Heuser. "Das war klar, denn wenn eine Firma in Insolvenz geht, bekommt sie während dieser Zeit nicht so viele Aufträge wie normal." Und dies wirkt sich in der Automobilindustrie zeitversetzt aus. "Wir werden das über Leiharbeiter, die da sind, abfangen können, so dass wir die Stammbelegschaft auch über diese etwas dünneren Jahre halten können", sagt Heuser. Bis Ende 2017, 2018 werde der Umsatz wieder steigen wie erwartet. Die Aufträge hierfür lägen bereits vor. "Es gibt keine negativen Überraschungen. Wir sind mit der Entwicklung, mit der Ergebnislage des Unternehmens, der Kundenunterstützung und den Zukunftsaussichten zufrieden."

Die Aufträge an SMIA sind laut dem Geschäftsführer alle per se etwas kleiner. Man brauche viele, um das Werk auszulasten, sei dafür aber weniger abhängig. "Wir haben eine breite Kunden- und Auftragsbasis." Heuser selbst hält regelmäßigen Kontakt zum Werk in Michelau, ist etwa einmal im Monat dort, sagt aber, seine häufigere Abwesenheit könne man als positives Zeichen sehen: "Die Verantwortlichen vor Ort führen das in der Form, dass es uns nicht braucht. Das ist das Beste, was Ihnen passieren kann." Im Werk macht er eine positive Grundstimmung aus, die der Führung sehr wichtig sei. "Das Schönste ist, dass die Leute mitziehen, dass sie die Veränderungen positiv aufgenommen haben. Nur dann funktioniert's."

Einen Beitrag dazu hat sicher auch der Besuch des Konzernchefs Vivek Chaand Sehgal beim "Familientag" im September in Michelau geleistet. Mit ihm ist Andreas Heuser häufig unterwegs; die beiden kennen sich seit über 20 Jahren und sie verbindet mittlerweile ein vertrauensvolles, freundschaftliches Verhältnis. So ein Besuch sei Sehgal ein echtes Anliegen, sagt Heuser. "Diese Termine sind ihm wichtiger als alle anderen." Er fühle sich den Leuten verbunden und differenziere nicht, ob einer der Chef des Europa-Geschäfts ist oder der Schichtführer. Er habe ein unglaublich gutes Gedächtnis für Gesichter und sei mehr als 300 Tage im Jahr zu den verschiedenen Standorten der mittlerweile an die 75 000 Mitarbeiter zählenden Gruppe auf reisen. "Die Leute spüren, dass da jemand ist, der sich einsetzt."


Konzernchef kommt zu Besuch

Ein Mitarbeiterfest wie vergangenes Jahr soll es in Michelau regelmäßig, aber eher im zweijährigen Rhythmus geben. Für heuer sei die Planung noch nicht abgeschlossen, sagt Heuser. Er ist sich aber sicher, dass der indische Konzernchef das Werk besuchen wird. Das entscheide dieser meist spontan, wenn er sich in Deutschland aufhält. Und das ist nicht selten, sondern "sicher einmal im Monat". Deutschland ist einer der größten Umsatzträger in der Gruppe, hier hat sie wesentliche Kunden. Andreas Heuser gibt ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland ab: "Es gibt Leute, die sind in Deutschland Pleite gegangen und andere haben in Deutschland Geld verdient. Wir investieren in Deutschland. Wir glauben an den Standort. Da gibt es bei uns kein Fragezeichen." Man müsse dem Kunden gute Qualität zeitnah und zu wettbewerbsfähigem Preis liefern. Dazu sei man vom SMIA-Werk in Michelau aus in der Lage.