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Dauercamper in Bad Staffelstein: Sie sind an den Urlaubsort gezogen


Autor: Matthias Einwag

Bad Staffelstein, Freitag, 18. März 2016

Das Reiseverhalten der Deutschen ändert sich durch zunehmenden Terror. Die Dauercamper des Staffelsteiner Platzes sprechen über ihre Urlaubsorte.
Sie haben sich ihre kleine Welt idyllisch am Staffelsteiner Campingplatz eingerichtet: Günter und Gaby Zethner, Kerstin Elm und Peter Kürzdörfer sowie Wolfgang Hoffmann (von links) fühlen sich wohl in Bad Staffelstein. Gleichwohl verreisen sie weiterhin gerne - ihre Ziele sind aber eben die sicheren Regionen. Foto: Matthias Einwag


Mitarbeiter von Reisebüros sind zurückhaltend. Nein, derzeit sei die Lage vor allem in der Türkei sehr unsicher, lautet die Auskunft. Sonst gebe man immer gerne Informationen, aber augenblicklich wisse man selbst nicht, was man den Kunden raten solle, die dorthin reisen möchten.

Das war vor einigen Tagen. Nun hat sich die Situation in der Türkei noch zugespitzt. Das Auswärtige Amt warnt Reisewillige auf seiner Webseite zudem vor einer ganzen Reihe von Staaten. Mali, Ukraine, Somalia, Afghanistan, Libyen, Syrien und der Irak sind darunter - die üblichen Verdächtigen sozusagen.


Fukushima ist auch kein Reiseziel

Vorsicht sei aber auch bei Reisen nach Japan geboten: "Das Auswärtige Amt warnt weiterhin ausdrücklich vor Aufenthalten in der von der japanischen Regierung ausgewiesenen Roten Zone um das Kernkraftwerk Fukushima I im Nordosten der Insel Honshu (Teilreisewarnung). Von nicht notwendigen kurzen Reisen und allen langfristigen Reisen in die Gelbe und Grüne Zone wird abgeraten."

Ist doch selbstverständlich, werden Sie nun sagen. Schließlich gibt es genügend Länder, in die man gefahrlos reisen kann. So sehen es auch einige Staffelsteiner Dauercamper. Gaby und Günter Zethner, Kerstin Elm und Peter Kürzdörfer sowie Wolfgang Hoffmann haben ihre Wohnwagen das ganze Jahr über auf dem Platz neben dem "Aqua Riese" stehen. Wenngleich sie sich in diesem Idyll zwischen Kurpark und Badesee geborgen fühlen, dort eine eingeschworene Gemeinschaft bilden, habe sie doch immer mal wieder Fernweh. Gleichwohl schwören alle fünf auf die Freiheiten, die das Campen bietet.


Weiterhin nach Kroatien

Gaby und Günter Zethner aus Mitwitz sind seit 1994 Dauercamper auf dem Staffelsteiner Platz. Im Sommer fahren sie gern nach Kroatien, und das werde sich auch in den nächsten zehn Jahren nicht ändern. Bedenken, dass sich durch die derzeitige Flüchtlingskrise und die Grenzkontrollen lange Staus bilden könnten, haben sie nicht. Und wenn es so wäre, würde es sie nicht abschrecken.

Kerstin Elm und Peter Kürzdörfer sind aus Bayreuth nach Bad Staffelstein gezogen, weil es ihnen hier so gut gefällt. Seit 2006 steht ihr Wohnwagen auf dem Staffelsteiner Campingplatz, wo ihr Lebensmittelpunkt ist - wegen der vielen Freunde und des wundervollen Flairs dieses Ortes, sagen sie. In der Stadt haben sie zudem eine kleine Wohnung, in die sie im Winter ausweichen.

Obwohl sie an ihren Urlaubsort Bad Staffelstein gezogen sind, verreisen die beiden gern anderswo hin. "Wir fliegen gern nach Spanien oder in die Türkei", sagt Kerstin Elm, "aber die Türkei lassen wir dieses Jahr sein - herausfordern würde ich es nicht, in Krisengebiete zu reisen". Peter Kürzdörfer fügt an: "Das ist uns zu heiß." Und außerdem gelte die Devise: "Urlaub auf dem Campingplatz finde ich lockerer als alles andere."


Er kam, sah und blieb

Wolfgang Hofmann ist unter den Dauercampern derjenige, der am kürzesten in Bad Staffelstein ist. "Ich bin das Greenhorn", scherzt der Erfurter, der in Coburg wohnt und seinen Wohnwagen am Obermain stehen hat. "Ich bin rein zufällig auf Bad Staffelstein gekommen", sagt er. Als er eines Tages mit seinem zum Wohnmobil umgebauten Ford Transit in Kloster Banz hielt und auf den Staffelberg blickte, sah er im Tal den Campingplatz, beschloss, dort vorbeizuschauen - und blieb. Er findet das Obermaintal überhaupt so schön, dass es ihn gar nicht von hier fort zieht. "In den Urlaub fahre ich im Moment gar nicht."

"Dass es einen Trend gibt, im Inland Urlaub zu machen, steht außer Frage", sagt Marco Rödiger, Geschäftsführer des gleichnamigen Hotel-Restaurants in Bad Staffelstein. "Unsere Gäste kommen zu 90 Prozent aus dem deutschsprachigen Raum", sagt er, "unsere Klientel sind zumeist ältere Menschen, die schon viel in der Welt herumgekommen sind und schon vieles gesehen haben". Deshalb schätzten sie den Urlaub in Deutschland und die Möglichkeiten der Urlaubsregion am Obermain mit der Therme und den Tagesausflügen. Er persönlich, sagt Marco Rödiger, meide im Urlaub auch Regionen, für die Reisewarnungen ausgesprochen sind: "Mit Begleitschutz Urlaub zu machen, davon halte ich nichts."