Servicekräfte sind heiß begehrt
Autor: Ramona Popp
LKR Lichtenfels, Freitag, 08. Juni 2018
Die gute Konjunktur macht es schwerer, Personal zu finden und zu halten - besonders im Bereich Gastronomie.
An der "Dolomiti"-Filiale am Oberen Tor weist ein Zettel die Kunden darauf hin, dass nur die größere Eisdiele in der Bahnhofstraße geöffnet ist - wegen Personalmangels. Aus gleichem Grund haben einige andere italienische Eisdielen in der Region mitunter auf Selbstbedienung umgestellt. Das trübt natürlich das Flair des Sich-Verwöhnen-Lassens.
Geeignetes Personal zu finden und zu halten, ist nicht nur für etablierte Gastronomen ein großes Thema, sondern auch für angehende. Im Herbst ist die Wiedereröffnung des einstigen Korbstadtcafés (Raab) am Lichtenfelser Markplatz unter neuem Konzept geplant. Der Umbau läuft noch, aber seitens des Eigentümers, der R+G-Beteiligungs-GmbH (Hofmann-Gruppe), kann Geschäftsführer Stefan Mehl die Problematik bestätigen. Der künftige Pächter und Betreiber, Moritz Glätzer, suche händeringend unter anderem einen Barista sowie Servicekräfte.
Doch warum erscheint der Mangel an Servicekräften derzeit besonders groß?
Matthias Klar, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg, erläutert die Problematik vor dem Hintergrund einer schon seit acht Jahren anhaltenden guten wirtschaftlichen Entwicklung. Der Arbeitskräftebedarf sei generell hoch in Deutschland, und im Hotel- und Gaststättenbereich gehe mit der guten Konjunktur höherer Bedarf einher, weil sich die Leute dann eher "etwas gönnen".
Wenn das Arbeitsplatzangebot größer ist, werden die Interessenten wählerischer. "Die Leute überlegen sich: Wo kann ich mich verbessern?", erklärt Matthias Klar. "In der Industrie verdient man mehr", stellt er fest. Außerdem sei Bedienen und serviceorientiertes Arbeiten nicht jedermanns Sache. "Da muss man offen auf Menschen zugehen können." Dann sei es möglich, das Gehalt durch Trinkgelder aufzubessern.
Die jüngste Arbeitsmarkt-Statistik für die Region zeigt nahezu Vollbeschäftigung. Offiziell sind im Gastronomiebereich im Landkreis Lichtenfels 13 Fach- und sechs Hilfskräfte arbeitslos gemeldet. Offene Stellen sind dem Amt 19 für Fachkräfte und vier für Helfer gemeldet. Berücksichtige man auch artverwandte Branchen wie den Tourismusbereich, ergebe sich ein Verhältnis von 31 Arbeitsuchenden zu 35 offenen Stellen. Und der Experte weiß: "Es werden nicht alle Stellen gemeldet."
Saisonales Arbeiten oder Dienstzeiten, wenn andere frei haben, gehört für Personal in der Gastronomie dazu - und dies schreckt ebenfalls manch einen ab. Vor allem, wenn der Bewerber Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen hat. Auch für Leute, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, ist ein solcher Einsatz schwieriger, weiß Klar.
Selbst wenn das Arbeitsamt nicht so viele Bewerber wie nötig vermitteln könne, appelliert er an alle Arbeitgeber, weiterhin jeden Bedarf zu melden. Das helfe bei der Vermittlung, denn: "Es passt nicht jeder Deckel auf jeden Topf."
Weil Servicekräfte so stark gefragt sind, ist eine Möglichkeit, Bewerber für sich zu gewinnen, natürlich auch das Drehen an der Lohnschraube, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Das könne für den ein oder anderen ein Anreiz sein, die Stelle zu wechseln, weiß Matthias Klar. Und auch das Betriebsklima sei wichtig.