Druckartikel: Seit zwölf Jahren wird geswingt

Seit zwölf Jahren wird geswingt


Autor: Markus Häggberg

Lichtenfels, Mittwoch, 22. Januar 2014

Das Lichtenfels Musiker-Duo "Swinging Easy" hat über 180 Konzerte hinter sich. Vor zehn Jahren eröffneten Axel Keilhack und Harald Fischer die populäre Reihe "Musik im Bahnhof". Kulturell ist der Zug dort abgefahren.
Humor zeichnete das Duo schon immer aus. Schräge und intelligente Texte zu Rhythmen zwischen Bossa, Tango und Jazz - Axel Keilhack und Harald Fischer sind darüber zu Freunden geworden. Foto: Markus Häggberg


"Wer sich an Woodstock erinnert, der war nicht dabei", lautet ein Bonmot aus der Populärmusik. Axel Keilhack erinnert sich auch längst nicht mehr an alle Auftritte mit Harald Fischer. Nach 180 Konzerten als Swinging Easy ist das auch schwer möglich. Kürzlich traf sich das Duo zum Gespräch mit dem Fränkischen Tag - eine Rückschau auf zwölf Jahre Swinging Easy, zehn Jahre Öffentlichkeit und den Kulturstandort Lichtenfels.
Die ersten zwei Jahre gab es das Duo nur für den kleinen Kreis und Privatfeiern. Dann, als Gertraud Dorsch sich vor zehn Jahren dazu entschloss, das Bahnhofsbistro zur gelegentlichen Musikbühne zu machen, schlug die Stunde von Swinging Easy. Das Duo hat die Reihe "Musik im Bahnhof" eröffnet, es gehört auch zu den Auftretenden, die sie in diesem Jahr endgültig beschließen.



Eigenwillige Art

Vor zehn Jahren waren Axel Keilhack und Harald Fischer 59 und 45 Jahre alt. "Der Auftritt hat uns in die Höhe gepusht", erinnert sich Harald Fischer, denn ab da war das eigenwillige Duo mit den schrägen Texten und Keilhacks eigenwilliger Art, gesanglich ein englisches "th" zu formen, in vieler Munde. Daran kann sich Axel Keilhack noch gut erinnern, war dieser Auftritt doch auch gleich mit einer ulkigen Anekdote verbunden: Ein Konzertbesucher bestand darauf, dass der Mediziner Keilhack sich sein Knie betrachtet. "Schauen Sie jetzt mein Knie an, hat er kurz vor dem Auftritt gesagt und ständig seine Strümpfe runtergezogen - ich war fertig mit den Nerven", so der lachende Saxophonist. Sein Partner am Klavier habe angesichts dieser Szene "nur den Kopf geschüttelt". Ansonsten sagt Keilhack während des Gesprächs noch andere Dinge, wie zum Beispiel "ich weiß davon gar nix mehr" oder "es gibt Spielstätten, an die man sich gar nicht mehr erinnert".
Harald Fischer hat seinen Erinnerungen eine Gedächtnisstütze in Form eines Blatts Papier verpasst. Von Lichtenfels bis Coburg, von Kronach bis Bamberg und von Erlangen bis Eisfeld reichen die Auftrittsorte der vergangenen Jahre, so der Stadtangestellte. Und eigentlich sei der Axel Keilhack auf Empfehlung eines anderen zu ihm gestoßen, schnell aber habe er, Fischer, gemerkt, "der Axel kann Rhythmen spielen, die kann ein Franke eigentlich gar nicht, zum Beispiel Bossa". "Wie wir uns kennengelernt haben, das weiß ich auch nicht mehr", sagt Keilhack.

Harmonie von B-Dur und C-Dur

Wie man Noten umschreibt, weiß er sehr wohl. Er sei es, der sich die Literatur zur Musik verschaffe, für die dann die Noten so gesetzt werden, dass Klavier und Saxophon harmonieren. "Wenn ich B-Dur spiele, muss er C-Dur spielen", erklärt Fischer. Dass er einstmals "im Boden versunken wäre", wenn er hätte singen müssen, daran sind Keilhacks Erinnerungen noch frisch.
Aber er wollte so an die 60 Jahre alt werden, um mit dem Singen endlich zu beginnen. Fischer lacht, gesteht, dass er sich auch noch nicht traut und warten wolle, bis er 60 ist.
Anregungen für neue Musik - das Repertoire wächst ständig - erhalten die beiden Männer häufig aus dem Radio.
Keilhack hört gerne Bayern eins und wenn ihm was gefällt, nimmt er es auf. Es dürfe auch gerne etwas schwarzhumorig nach Wiener Art sein. So kam der überzeugte Vegetarier auch an das Lied über die "Weihnachtsmetzgerei", eine Abart eines Kinderweihnachtsliedes und ein Statement gegen die Fleischindustrie. Nur Jäger verstünden nur bedingt Spaß, erinnert sich der Mann am Saxophon. Reinhard Meys "Diplomatenjagd" habe bei einem Jägerkongress nur Verstörung hervorgerufen. "Jetzt gerade und erst recht", sei die trotzige Reaktion des Duos gewesen.
Von einem "Vakuum" spricht das Duo, wenn es bedenkt, was das Ende der Musikreihe im Bahnhof in Lichtenfels hinterlässt. Es hat großen Respekt vor dem "persönlichen Engagement und die liebevolle Detailarbeit", die Gertraud Dorsch in den vergangenen zehn Jahren in ihrem Bahnhofsbistro betrieb. Aber eine Spielstätte wie diese gibt es in Lichtenfels kein zweites Mal, auch wenn das Duo im Stadtschloss häufiger gastierte.
In seinem Fall spricht es sogar von einer gewissen "Sättigung", die durch die häufigen Auftritte auf Seiten des Publikums eingetreten sein könnte. Aber es spricht auch von der Erfüllung eines Lebenstraumes. "Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal auftrete", meint der Jazz-Liebhaber Keilhack. "Und ich hätte nie gedacht, dass wir von Jugendlichen Lob bekommen", fügt Jazz-Liebhaber Fischer an.
Die Männer sind über die Jahre zu sehr guten Freunden geworden. Träume für die Zukunft haben sie noch: Vielleicht ein Programm zwischen Wiener Humor, Tango und Wein. Ja, sie würden alles genauso wieder tun.