Druckartikel: Seit 70 Jahren im Ehrenamt

Seit 70 Jahren im Ehrenamt


Autor: Klaus Gagel

Michelau, Montag, 27. Januar 2014

Die 86-jährige Hertha Eichenberg erhielt für ihr ungewöhnliches Engagement in der BRK-Bereitschaft Michelau die Ehrenurkunde und die Jubiläums-Dienstspange.
Ein besonders inniges Verhältnis verbindet Hertha Eichenberg und Bürgermeister Helmut Fischer. Die BRK-Mitarbeiterin wurde für 70 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit ausgezeichnet. Fotos: Klaus Gagel


Stehend dargebrachte Ovationen gab es bei der Jahreshauptversammlung der BRK-Bereitschaft für die 86-jährige Hertha Eichenberg. Seit 70 Jahren gehört sie zu den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen beim Bayerischen Roten Kreuz. Dafür wurde sie nun mit der Jubiläums-Dienstspange und der Ehrenurkunde, unterzeichnet von der BRK-Präsidentin Christa von Thurn und Taxis, geehrt. Trotz ihres Alters denkt die rüstige Seniorin noch nicht ans Aufhören, auch wenn sie in Zukunft etwas kürzer treten will.
Die sechs Jahre ältere Schwester, Emilie Richler, hat Hertha Eichenberg zum Roten Kreuz gebracht: "Wir bräuchten beim Bahnhofsdienst noch Helfer." Dabei engagierten sich junge Frauen für die Soldaten, die mit Zügen zu Beginn des Zweiten Weltkriegs an die Front transportiert wurden.

Bei ihrem Zwischenstopp in Michelau galt es, die Landser mit Getränken und Lebensmitteln zu versorgen.
"Damals war ich aber noch keine 18 Jahre alt" erinnert sich Hertha Eichenberg. Als ihr die Einsatzleiterin Ella Fischer erklärte, dass man ihr deshalb keinen Ausweis ausstellen könne, regte sich der Widerspruch bei der jungen Helferin: "Ihr Dunnerkeil, aber für'n Bahnhofsdienst da bin ich recht!", wetterte sie. "Und seitdem bin ich dabei," sagt sie lachend. "Ich war halt immer da, wenn man mich gebraucht hat."
Das gilt auch heute noch für den Blutspendedienst, bei dem die drei Damen Frieda Barnickel, Emilie Richler und Hertha Eichenberg zu den treuesten Einsatzkräften gehören.
Das weiß auch Bürgermeister Helmut Fischer zu schätzen, der aufpassen muss, dass er von den drei Damen nicht kritisiert wird, weil er beim vorausgegangenen Blutspenden gefehlt hat. "Da krieg ich dann meinen Anpfiff", sagt Fischer.
In Michelau hat Hertha Eichenberg inzwischen ihren Dienst beim Blutspenden aufgegeben, weil sieben Stunden am Stück sehr anstrengend sind. Aber in Marktzeuln und in Hochstadt ist sie noch dabei, wobei nicht nur sie es als belastend empfindet, dass die Blutspenden in Marktzeuln/Hochstadt und die in Michelau an zwei aufeinander folgenden Tagen stattfinden. Nicht verstehen kann sie auch, dass immer wenige Tage vor Weihnachten in Michelau Blut gespendet wird. "Immer vor den Weihnachtsfeiertagen! Von Lichtenfels hört man da nichts; da ist der letzte Termin Ende November", kritisiert sie, was ihr als Ehrenamtlicher sicherlich zusteht.

Zwei sind seit 45 Jahren dabei

Doch Hertha Eichenberg war nicht die einzige Geehrte: Für 45 Jahre wurden Inge Gorille und Hubert Fuß ausgezeichnet. 40 Jahre sind es bereits bei Helene Fuß, 30 bei Silvia Spitzenpfeil und Thomas Biesenecker und 25 Jahre bei Werner Fuß. Für zehn Jahre wurden Beate Seubold und Andreas Ludewig und für fünf Jahre Sven Fleischmann und Marcel Schindhelm geehrt. Die Ortsgruppe bedabkte sich auch bei Hans Zeulner, der seit 20 Jahren ehrenamtlich die BRK-Fußballmannschaft betreut.
Dieses enorme Engagement findet seinen Niederschlag auch in beeindruckenden Zahlen, die Jürgen Eckstein vortrug. So wurden im Rettungsdienst in den Wachen des Landkreises als Fahrer des Notarztes und als Einsatzleiter für den Rettungsdienst 5190 Stunden ehrenamtlich geleistet. Hinzu kamen 1870 Stunden bei Veranstaltungen, die der Sanitätsdienst absicherte. Die Ausbildung im Katastrophenschutz schlug mit 440 Stunden zu Buche. Hinzu kamen 2020 Stunden für die Mittelbeschaffung, und bei den Blutspenden wurden 1960 Stunden von den Kameradinnen geleistet. Zudem nahm man an mehreren Veranstaltungen teil. Dazu gehörten auch das Drei-Landkreise-Treffen in Schneckenlohe und Weidhausen sowie der Fest-zug in Schwürbitz und der verkaufsoffene Feiertag in Michelau.
Gewürdigt wurde auch das Engagement der Michelauer Ortsgruppe durch Kreisgeschäftsführer Thomas Petrak und Kreisvorsitzenden Jürgen Zürbig. Beide lobten die angenehme Zusammenarbeit. Von einem wertvollen Beitrag im ehrenamtlichen Rettungsdienst sprach Thomas Petrak. "Unverzichtbar" nannte er den Katastrophenschutz, zumal die Häufigkeit der Schadensereignisse offensichtlich zunehme.
Dem schlossen sich auch Bürgermeister Helmut Fischer, Dekan Johannes Grünwald und der stellvertretende Kreisbereitschaftsleiter, Michael Göbel, an. Michelau leiste sehr viel für das Bayerische Rote Kreuz, hieß es. Und Fischer ergänzte: "Es tut sich viel in Michelau."
An einen weiteren Ausbau der Präsenz in der Korbmachergemeinde denkt offenbar auch der BRK-Kreisverband. So machte Jürgen Zürbig die erfreuliche Mitteilung, dass man nun endlich in direkter Nachbarschaft zum Mehrgenerationenhaus in der Schneyerstraße ein weiteres Anwesen erwerben konnte. Dadurch könnte die Parkplatz-Situation entschärft werden. "Aber wir werden dort nicht nur Parkplätze bauen", kündigte Zürbig an. Auch die Wasserwacht soll wohl von den neuen Möglichkeiten profitieren.