Seine Wohnung war wie ein kleines Museum
Autor: Alfred Thieret
Lichtenfels, Dienstag, 30. April 2013
Eine Sonderausstellung beleuchtet das Wirken des Lichtenfelser Archivars und Heimatforschers Moritz Abend.
Außer einem Straßennamen erinnert nun auch eine Sonderausstellung, die Dritter Bürgermeister Bernhard Christoph am Sonntag im Stadtmuseum eröffnete, an Moritz Abend (1867-1952).
Der seit 15. Mai 2012 bei der Stadt als Volontär beschäftigte Christian Greiner skizzierte bei der Vernissage den Lebenslauf des als Sohn eines Bahnmeisters in Seubelsdorf 1867 geborenen Heimatforschers, der an einem Coburger Gymnasium das Abitur ablegte. Seiner Sprachbegabung war es zu verdanken, dass ihn 1892 eine holländische Gräfin als Dolmetscher und Reiseführer auf eine Weltreise mitnahm, und dass er beim österreichischen Konsulat in Chile und für einen Betrieb der französischen Seidenindustrie in Lyon arbeiten konnte.
Mit zunehmendem Alter, insbesondere nach seiner Rückkehr nach Lichtenfels im Jahr 1921 intensivierte er sein schon zu Schulzeiten entwickeltes Interesse für die Geologie.
Der wichtigste Lebensinhalt
Neben seiner beruflichen Tätigkeit beim Finanzamt Coburg sei die geologische Heimatforschung der wichtigste Lebensinhalt des Junggesellen geworden, erst recht nach seinem Ruhestand 1932. So habe er sich zur Erforschung der Gliederung von Gesteinsschichten ebenso mit so genannten Aufschlüssen befasst, also Stellen der Erdoberfläche, an denen Gestein unverhüllt zu Tage tritt, wie mit den Bergrutschen an der Göritze bei Schwürbitz und bei Kloster Banz. Moritz Abend habe den Austausch mit denjenigen Menschen geliebt, die seine fachlichen Interessen teilten. Deshalb habe er sich auch als aktives Mitglied im Geschichtsverein Colloqium Historicum Wirsbergense eingebracht.
Greiner verwies auch auf dessen großes Interesse für die Heimatgeschichte, wie historische Bücher und Zeitschriften dokumentierten. So habe er nach dem Tod des Stadtarchivars Johannes Melchior im Jahre 1940 als 73-Jähriger gerne diesen ehrenamtlichen Dienst übernommen, den er bis zu seinem Tod im Jahr 1952 gewissenhaft ausfüllte.
Stadt übernahm seine Sammlung
Bedingt durch seine Sammelleidenschaft, in Kombination mit der Beschäftigung mit naturkundlichen und kulturhistorischen Themen, hatte sich seine Wohnung im Lauf der Zeit in ein kleines Museum verwandelt. In Anbetracht seiner Leistungen habe die Stadt vom Nachlassgericht seine Sammlung übernommen, die nun als Grundlage der Ausstellung genutzt wurde.
Im Stadtmuseum kann man Manuskripte und aufwändige Zeichnungen als Ergebnis seiner geologischen Forschungen betrachten, darunter ein akribisch auf Millimeterpapier erstelltes Längenprofil der Gesteinsschichten zwischen Lichtenfels und Zapfendorf mit dem Höhenprofil des Staffelberges. Zu sehen sind auch Geräte wie Kompass, Zirkel, Rechenschieber, Wasserwaage, Winkelmesser, Barometer, Polymeter, Kilometerzähler, Steigeisen und Wetteruhr, die er zur Ausübung seiner Tätigkeiten als passionierter Hobby-Geologe brauchte. In den Vitrinen kann man auch zahlreiche Utensilien wie japanische Pfeifen, oder Schreiberäte aus China bestaunen, die er von seinen Reisen mitbrachte. Englische, französische, indische, japanische und arabische Sprachbücher deuten auf sein Interesse an teilweise exotischen Fremdsprachen hin.
Die Lebensgeschichte
Publikation Die von Christian Greiner erarbeitete Lebensgeschichte von Moritz Abend ist mit Unterstützung des Diplom-Geologen Friedrich Leitz als Nr. 13 der Lichtenfelser Hefte zur Heimatgeschichte erschienen.
Ausstellung Sie kann noch bis 2. Juni, jeweils dienstags bis freitags und sonntags, von 14 Uhr bis 17 Uhr, besucht werden.