Schwierige Rettungsaktion: Reh am Straßenrand
Autor: Tobias Kindermann
Zapfendorf, Dienstag, 14. Januar 2014
Für die Polizeibeamten war es eine gewöhnliche Streifenfahrt, bis plötzlich ein Autofahrer sie stoppte: Bei Ebing saß ein Reh am Straßenrand und bewegte sich nicht weg.
Es ist die engste Stelle auf der Straße zwischen Zapfendorf und Breitengüßbach. Dort, wo die Eisenbahn unter der Autobahn A73 hindurchfährt, ist auch der Platz für Autos schmal: Auf der einen Seite die Leitplanke, die von den Gleisen abschirmt, auf der anderen Seite ist eine hohe Böschung, die von einer Betonmauer gestützt wird.
Genau hier saß auf dem gepflasterten Seitenstreifen an der Böschung ein Reh, das benommen wirkte. Mit seinem braunen Fell war es dort nur sehr schwer zu sehen. Trotzdem hatte es ein Verkehrsteilnehmer bemerkt - und stoppte einen entgegenkommenden Polizeibus bei Unteroberndorf.
Die beiden Beamten Heinrich Götz und Andreas Frey von der Bundespolizei informierten sofort die zuständigen Kollegen der Polizei Bamberg-Land, die sie bat, die Gefahrenstelle gleich zu sichern. "Wir waren auf dem Weg nach Zapfendorf bei einer Streifenfahrt." Die Bundespolizei kontrolliert dabei unter anderem die Bahnhöfe.
Gegen 9.30 Uhr kamen sie an, stellten ihren Polizeibus mit eingeschaltetem Blaulicht auf der Fahrbahn, Richtung Zapfendorf, ab. Dann bremsten sie mit der Kelle den vorbeifahrenden Verkehr ab. Denn für die Autofahrer war nicht zu erkennen, welche Gefahr bestand. "Wir mussten darauf achten, dass das Tier nicht aufsprang und auf die Fahrbahn lief." Das Reh schaute apathisch, saß am Fahrbahnrand und blickte umher. Zwischendurch versuchte es auch, aufzustehen. Äußerlich wies es keine Verletzungen auf.
Die beiden Polizisten fanden auch heraus, warum das Tier dort saß: Etwa in zweieinhalb Meter Höhe entdeckten sie Fellbüschel an der Betonmauer. "Das Reh muss von oberhalb der Böschung auf die Straße gestürzt sein, vermutlich auf den Kopf."
Etwa zwei Stunden bewachten die Polizisten das Reh, bis der Jagdpächter vorbeikam. Der sah keine Möglichkeit mehr, dem Tier zu helfen, und musste es töten. Wenigstens kam es zu keinen gefährlichen Situationen. Denn wenn ein Autofahrer hätte ausweichen müssen, wäre die Gefahr eines Frontalunfalls groß gewesen.
Im Mai 2011 hatte sich so, nur etwa 150 Meter entfernt, ein schwerer Unfall ereignet. Damals war ein 81-Jähriger aus ungeklärter Ursache mit seinem Kleinlaster auf die Gegenfahrbahn geraten, streifte einen Toyota und prallte danach gegen einen Opel. Der Toyota geriet ins Schlittern und stieß mit einem Suzuki zusammen. Sechs Menschen wurden damals verletzt, davon der Fahrer des Kleinlasters schwer.