"Schwarzer Bär" in Staffelstein: Ein Ort, an dem die Zeit scheinbar still steht
Autor: Matthias Einwag
Bad Staffelstein, Dienstag, 03. November 2015
Angehörige der Stadtverwaltung unternahmen eine Expedition auf das 3300 Quadratmeter große Grundstück des ehemaligen Brauereigasthofs "Zum schwarzen Bären" im Stadtkern von Bad Staffelstein.
Zur Bestandsaufnahme sahen sich Bürgermeister Jürgen Kohmann (CSU) und Mitarbeiter der Stadtverwaltung die Immobilien und das Grundstück des "Schwarzen Bären" an, das die Stadt kürzlich kaufte. Hinterm Tor der einstigen Brauerei ist die Zeit stehen geblieben. Welkes Laub raschelt im Hof unter den Füßen. "Wir leben so dahin und nehmen uns nicht in Acht, daß jeder neue Tag das Leben kürzer macht" ist an die Wand gepinselt.
Auf dem Tresen der Gaststube des Obergeschosses stehen leere Glaskrüge und sogar noch einige volle Flaschen Bären-Bräu "St. Veit"-Festtrunk. An den Wänden hängen Dutzende Rehbock-Geweihe, eine Schützen-Urkunde von Franz Kraus, dem legendären "Bären-Franzer", sowie das Jugendschutzgesetz vom 4.12.1951. Überhaupt bewegt man sich hier in der Vergangenheit: Die Kalender an der Theke zeigen November 1999. Das Gastzimmer im Untergeschoss ist im Stil der 1960er Jahre möbliert. Die bunten Glasfenster sind mit Ammoniten, der Felsenkrone des Staffelbergs und dem sagenhaften Fisch im Inneren des Staffelbergs verziert.
Weiter hinten auf dem Gelände schließen sich der Brauerei- und der Landwirtschaftstrakt an. Die imposanten Sudkessel und die Abfüllanlage sind noch vorhanden. Sie wären also möglicherweise zumindest als Dekoration nutzbar, wenn hier einmal ein Erlebnisbrauhaus entstehen sollte, wie in einem Nutzungskonzept aus dem Jahr 2008 schon einmal von Stadtbaumeister Andreas Ender angeregt worden war.
Steigt man die Treppen zum obersten Stockwerk des Brauereigebäudes empor, eröffnet sich einem der Blick auf die Altstadt mit Stadtturm und Annakapelle im Süden sowie Rathaus und Kilianskirche im Nordwesten. In den Regalen - und vor allem auf den Fußböden und Treppenstufen verteilt - finden sich Tausende nostalgische Flaschenetiketten der "Bärenbräu", so als habe Prinz Karneval verfrüht Konfetti verstreut. Verstaubte Maschinenteile und Schrott liegt in den weitläufigen Dachböden, und auch zahllose vergessene Walnüsse kullern umher.
Der hintere Teil des Grundstücks liegt im milden Novembersonnenschein. Das war einmal der Biergarten. Gut vorstellbar, dass in zehn Jahren hier wieder Getränke ausgeschenkt und Brotzeiten serviert werden. Jetzt ist die Stunde Null für das "Bären"-Grundstück. Nun geht's ans Aufräumen. Dabei verschwinden sicher auch die naiven Wandbilder mit Sprüchen wie diesem: "Geh nie im Zorn von Deines Hauses Herd, gar mancher ging, der nie zurück gekehrt."