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Schulsanierung als Rechnung mit Fragezeichen


Autor: Ramona Popp

Burgkunstadt, Mittwoch, 15. November 2017

In einem kritischen Bericht befasste sich das Bayerische Fernsehen mit energetischen Sanierungen an Schulen. Ein Beispiel war die Realschule Burgkunstadt.
Die Realschule Burgkunstadt wurde von 2009 bis 2011 generalsaniert. Ein großer Bestandteil war die energetische Sanierung. Foto: Popp


In einem sehr kritischen Beitrag widmete sich das Bayerische Fernsehen in der Sendung "MehrWert" vor wenigen Tagen dem Thema energetische Sanierung und "dicke Luft an Schulen". Zu den Fallbeispielen zählte auch die Realschule Burgkunstadt. Mit einem Messgerät wurde die Zunahme des CO 2 -Gehalts der Raumluft binnen einer Schulstunde ermittelt. Das Ergebnis war ein Wert von über 2000 ppm (parts per million = Millionstel). Das Umweltbundesamt stuft diesen als "hygienisch inakzeptabel" ein.
Als Experten hatten die Fernsehleute den für seine kritische Haltung gegenüber Maßnahmen zur Dämmung bzw. Isolierung bekannten Architekten Konrad Fischer aus Hochstadt hinzugezogen.
Er stellte fest: "Das CO 2 ist zwar kein Gift, aber es betäubt." Bereits bei einem Wert von 1400 ppm seien Leistungsstörungen zu verzeichnen. Man merke einfach den Sauerstoffmangel. Auf den Einbau einer Lüftungsanlage wurde in Burgkunstadt verzichtet. Er ist nicht zwingend erforderlich. Solche Anlagen bergen zudem das Risiko einer Verkeimung, wie der Bayerische Rundfunk am Beispiel einer anderen Schule aufzeigte.

Schulleiterin Monika Geiger findet den Bericht "ein wenig einseitig" und sieht keinen Handlungsbedarf. Das Problem stickiger Luft kann sie zwar bestätigen, doch behelfe man sich mit häufigem Stoßlüften. Ob das Klima vor der Sanierung in den Räumen besser war, vermag sie nicht zu sagen, denn sie kam erst nachher an die Schule.

Die Generalsanierung dauerte von 2009 bis 2011. Insgesamt 2,9 Millionen Euro wurden dabei verbaut, rund 1,8 Mio. davon gab der Freistaat dazu - Mittel aus dem "Konjunkturpaket II" der Bundesregierung. Durch die Investitionen sollte in erheblichem Maß Energie eingespart werden: Der Einbau neuer Fenster für rund 511 000 Euro machte den Löwenanteil aus, 265 000 Euro entfielen auf den Vollwärmeschutz mit Dämmung der Fassade. Hinterher war die Schule nicht nur heller und freundlicher geworden. Es hieß, durch die energetische Sanierung spare man im Jahr rund 100 Tonnen CO2 und halbiere den jährlichen Energiebedarf von 244 auf 128 Kilowattstunden. Eine positive Botschaft. Ob sie aber genau so stimmt - da bleibt nach dem Fernsehbericht ein Fragezeichen. Bei der Schule in Weitramsdorf im Landkreis Coburg, die ebenfalls mit einer Millioneninvestition unter staatlicher Förderung energetisch saniert wurde, sind die Energiekosten heute höher als vorher. Wie das sein kann, dieser Frage soll jetzt nachgegangen werden.

Das Lichtenfelser Landratsamt kann auf unsere Nachfrage hin keine konkreten Vorher- und Nachher-Angaben zum Energieverbrauch machen, denn: "Der gesamte Schulkomplex - Gymnasium, Realschule und Obermainhalle - wird mit einer Heizungsanlage versorgt", erklärt Pressesprecher Andreas Grosch. Vor der Sanierung war die Kathi-Baur-Halle mit Schwimmbad noch in Betrieb. Kurz nach der Fertigstellung sei diese abgerissen worden; deshalb seien keine Vergleichswerte bei gleichen Voraussetzungen vorhanden. Ohne konkrete Zahlen zu nennen, versichert Grosch: "Durch die Dämmung wird auf jeden Fall Energie eingespart." Das Gebäude sei auf Grundlage der damals gültigen Energieeinsparverordnung gebaut worden und diese sei zwingend einzuhalten.
Der Sprecher merkt außerdem an, dass sich die Luftqualität nach kurzem Stoßlüften regeneriere und die Energieverluste hierdurch zu vernachlässigen seien. Im Meranier-Gymnasium seien vor einigen Jahren Raumluftmessungen mit ähnlichem Ergebnis durchgeführt worden. Und bei dieser Schule handele es sich um einen Mauerwerksbau aus den 60-er Jahren mit Fenstern aus dem Jahr 2002.

Der Hochstadter Architekt Konrad Fischer hat sich in der Vergangenheit immer wieder kritisch zu energetischen Dämmmaßnahmen zu Wort gemeldet. Er spricht von "Isolierwahn" und nennt Beispiele, wo dieser zu Schimmelbildung und anderen Problemen, zumindest aber nicht zu einer Amortisation der Zusatzkosten, führte.

Das bayerische Bauministerium schildert Maßnahmen zur energetischen Sanierung in einer Broschüre hingegen als großen Erfolg mit Energie-Einsparungen von mitunter über 50 Prozent. 655 Mio. Euro hat der Freistaat laut BR dafür ausgezahlt. Doch steht nun die Vermutung im Raum, dass niemand die Ergebnisse überprüft.