Druckartikel: "Schuhwerk" in der Lichtenfelser Innenstadt schließt

"Schuhwerk" in der Lichtenfelser Innenstadt schließt


Autor: Markus Häggberg

Lichtenfels, Mittwoch, 25. Mai 2016

Wieder muss ein Geschäft in der Lichtenfelser Innenstadt schließen. Diesmal steckt eine tückische Krankheit dahinter.
Radikal reduziert: Wieder einmal muss ein Laden in der Innenstadt schließen, doch diesmal steckt nicht fehlender Umsatz, sondern ein persönliches Schicksal dahinter. Foto: Markus Häggberg


Aus, Räumungsverkauf, Ende eines Traumes. Die Schaufenster des "Schuhwerks" sind mit roten Plakaten hinterlegt, auf denen in großen Lettern RADIKAL REDUZIERT und Geschäftsaufgabe steht. Ein neuerlicher Schlag für die Innenstadt, mehr aber noch für Geschäftsbetreiberin Elke Sünkel. Ihr Lebenstraum ist geplatzt und dahinter steckt eine tückische Krankheit.
"Manchmal kommt es im Leben anders als erwartet" - mit diesem Satz beginnen dutzende Briefe an Kunden, die Elke Sünkel (39) ab gestern zu verschicken begann. Sie erklären, warum ein Laden in der Innenstadt schließen muss, obwohl er rentabel genug ist: Elke Sünkel erkrankte vor drei Jahren an Multipler Sklerose und musste sich nun eingestehen, dass sie "die Kraft nicht mehr aufbringen kann, um das Geschäft in gewohnter Art und Weise weiterzuführen".
Bamberger Straße 10, großes Gebäude, große Räume, mehr als nur ein Geschäft. Immer wieder liebevoll dekoriert, immer wieder auch Ausstellungsfläche für Maler oder Fotografen. Das "Schuhwerk" setzte auf Nähe, auf pfiffige Mode, das Einkaufserlebnis durch Plausch, eigenen Stil und Kaffee. "Schweren Herzens" wurde nun der Entschluss gefasst, von diesem Lebenstraum zu lassen.
Aber die 39-Jährige stellt sich auch vor Lichtenfels und betont: "Die Leute sollen nicht denken, dass es in Lichtenfels so schlimm ist, dass sich hier kein Laden hält. Es hat mit meiner Krankheit zu tun." Und die ist eine chronisch-entzündliche, die das gesamte zentrale Nervensystem befallen kann, das heißt: Entzündungsherde können überall im Gehirn und Rückenmark auftreten. Lange schon schiebe sie die Entscheidung vor sich her, erklärt die Lichtenfelserin. Doch schon im vergangenen Sommer sandte ihr Körper Signale. "Es war ein heißer Sommer und die Wärme tat mir nicht gut." Nun, gerade während sie mit ihrem Mann und ihrer Mutter am Abbau arbeitet, spürt sie ein Kribbeln im Arm und manchmal habe er auch schon etwas beim Zugreifen versagt.
Außerdem seien auch Wortfindungsstörungen schon einmal aufgetreten und eine spürbare Energielosigkeit. Stress verstärke all diese Symptome nur. Stress aber gehört zu einem Leben als Selbstständige, gehört zu den Messebesuchen, zum Arbeiten an "sieben Tagen in der Woche". Der Laden ist gut eingeführt, persönlicher Bezug zu Kundschaft existiert. Darum geht es im Einzelhandel, darum liebt Elke Sünkel den Einzelhandel auch, darum ist sie im Vorstand der Aktionsgemeinschaft Treffpunkt. "Mein ganzes Herzblut steckt drin." Doch die Frau kann auch anders. Dann, wenn sie über ihre Zukunft nachdenkt und davon spricht, ihren "Frieden" mit ihrem Schicksal gemacht zu haben.
"Ich sage, mir geht es gut. Die Krankheit steht bei mir nicht im Mittelpunkt, und ich freue mich auf alles, was danach kommt." Jetzt will sie Stress vermeiden, sich erholen, Neues im alten Beruf suchen. Über die IHK läuft die Nachfolgesuche, und wenn sie Hilfe bedürfe, so müsse sie es nur sagen, hätten ihr Bürgermeister Hügerich oder Citymanager Hofmann versichert. Letzterer ließ gegenüber dem FT eine Bemerkung fallen, welche die Tragik eröffnet: "2015 war nach all der Anlaufzeit ein gutes Geschäftsjahr für Elke Sünkel, nun hätte sie die Früchte eines eingeführten Geschäfts ernten können."