Schrank voller Überraschungen
Autor: Matthias Einwag
Bad Staffelstein, Dienstag, 09. Oktober 2018
Seit einem Jahr steht ein offener Bücherschrank in der Staffelsteiner Bahnhofstraße. Wie wird diese Einrichtung angenommen, die nach dem Prinzip "Bringen und Nehmen" funktioniert?
Im offenen Bücherschrank in der Bahnhofstraße kann jedermann gebrauchte Literatur abgeben und mitnehmen. Der Schrank wurde vom Lions-Club finanziert, die Frauen-Union hat die Patenschaft dafür übernommen. Seit einem Jahr wird die Bücher-Vitrine nun betrieben - Zeit für eine erste Bilanz.
"Der Bücherschrank ist so etwas wie das Baby der Frauen- Union", sagt Vorsitzende Manuela Trebes. Zusammen mit ihrem Team kümmert sie sich darum, den gläsernen Bücherschrank stets neu zu befüllen und ihn sauber zu halten. Einige Hundert Bücher passen hinein. Für jeden, der ein wenig sucht, ist etwas dabei. Das Spektrum reicht von Kinderbüchern über Krimis und Romane bis zu Bildbänden und Merian-Heften.
"Schrank wird gut angenommen"
Zu den Nutzerinnen zählt die Staffelsteinerin Monika Kriebel. Unregelmäßig aber stetig sieht sie sich hier um, ob etwas Interessantes dabei ist. "Ich bin der Meinung, dass der Schrank gut angenommen wird", sagt sie. "Bildbände gehen sehr gut", hat sie beobachtet, auch englische und französische Literatur stehe nie lange im Schrank, finde schnell Abnehmer - und "aktuelle Romane sind sowieso ruck-zuck weg".
Manuela Trebes bekommt inzwischen von vielen Menschen Kartonagen voller Bücher nach Hause, um den Schrank neu zu bestücken. So sei das aber nicht gemeint gewesen, sagt sie - eigentlich sollen die Leute die Bücher selbst in den Schrank stellen. Die druckfrischen Bücher, die von einer örtlichen Buchhandlung zur Verfügung gestellt werden, seien meist sehr schnell vergriffen, hat sie beobachtet. Wenige Stunden nachdem sie den Schrank mit diesen Büchern befüllt hat, seien sie auch schon verschwunden.
Erotische Literatur konfisziert
Regelmäßig schauen Manuela Trebes, Renate Leutner, Monika Stich und andere Angehörige der Frauen-Union nach dem Rechten. Das hat mehrere Gründe. Zum einen müssen die Glastüren geputzt werden. Andererseits gilt es, ramponierte, vergilbte, verzogene oder stockfleckige Bücher zu entfernen. Manuela Trebes zog auch schon erotische Literatur aus den Regalen, die dort aus Gründen des Jugendschutzes nicht hingehört, wie sie sagt.
Gefunden hat sie selbst schon etliche Bücher, die sie mit Freude las - etwa Herbert Rosendorfers "Briefe in die chinesische Vergangenheit" oder den Thriller "Cupito" von Jilliane Hoffman.
"Jeder guckt hin", beschreibt Manuela Trebes den mit Büchern gefüllten Glasschrank, der in der Nacht mit Leuchtschläuchen illuminiert ist.