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Schöne Bescherung auf der Ebensfelder Theaterbühne


Autor: Gerda Völk

Ebensfeld, Sonntag, 05. Oktober 2014

Das Stück "Lametta", das die Theatergruppe Ebensfeld auf die Bühne bringt, hat mit einem besinnlichen Heiligen Abend wenig zu tun, auch wenn es die Kulissen vermuten ließen. Den Zuschauern gefällt genau dieser Kontrast mächtig.
Schöne Bescherung: Werner (Hermann Zeis) und Babs (Silvia Klitzner) sind entsetzt, während Babs Ex-Mann Lutz (Mitte, Norbert Dietz) mitten in den Geschenken liegt. Foto: Gerda Völk


"Was, deine Ex kommt am Heiligen Abend?" Babs ist sprachlos und wütend zugleich. Da hat sie sich auf einen schönen Heiligen Abend in trauter Zweisamkeit mit ihrem neuen Lebensgefährten gefreut. Dann eröffnet ihr Werner wenige Stunden vor der Bescherung, dass sie nicht alleine den Heiligen Abend verbringen werden. Der in Scheidung lebende Filialleiter der Sparkasse hat schließlich noch weitere familiäre Verpflichtungen. Kommt das irgendjemandem bekannt vor?

Unter großem Beifall fand am Freitagabend die Premiere des Stücks "Lametta" von Fitzgerald Kusz in der Zellmann-Halle in Ebensfeld statt. Mit einem schönen und besinnlichen Heiligen Abend hat das von der Theatergruppe Ebensfeld aufgeführte Stück allerdings wenig zu tun. Auch wenn das Bühnenbild mit dem Weihnachtsbaum in der Ecke zunächst heimelige Feststimmung vermittelt.

Beim (Dauer-)nörgeln der Mutter von Werner und Oma von Sebastian werden Assoziationen an den legendären Loriot-Sketch "Früher war mehr Lametta" wach.

Die Geschichte nimmt kräftig Fahrt auf

Obwohl der Heilige Abend zunächst mit Vorfreude auf das Fest beginnt, nimmt die Handlung im Verlauf des Stücks gewaltig an Fahrt auf und geht spektakulär in die Brüche. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.
Was Babs (Silvia Klitzner) zunächst nicht weiß ist, dass Werner (Hermann Zeis) auch heimlich seinen Sohn Sebastian (Fabian Leppert), seine Mutter Oma (Gaby Wunder) und seine Ex-Frau Rosi (Theresia Kraus-Lämmlein) unter den Christbaum geladen hat. Als sie es erfährt, ist sie alles andere als begeistert. Sein Trennungsjahr ist noch nicht um, und er lädt seine Ex ein, empört sie sich. Dabei hat Babs nur für zwei Personen eingekauft und jetzt sollen sie zu fünft am Weihnachtstisch sitzen! Wenn sich da Babs nicht mal gewaltig irrt.
Als Erstes stolpert ihr Ex-Mann Lutz (Norbert Dietz), ein halbseidener Promi-Anwalt, stockbesoffen ins Wohnzimmer und das obwohl er schon monatelang "trocken" war. Dann klingelt Babs pubertierende Tochter Nora (Laura Klitzner) an der Wohnungstür. Damit das arme Kind seinen Vater nicht betrunken sieht, wird der Ex im besinnungslosen Zustand samt Fernsehsessel auf der Terrasse zwischengeparkt.

Die Oma denkt ans Sterben

Nach und nach trudeln auch die von Werner eingeladenen Personen ein. Beim weihnachtlichen Nachmittagstee herrscht Trübsal am Tisch. Die Oma sagt: "Ich bin froh, dass ich das nächste Weihnachtsfest nicht mehr mitbekommen werde. Schließlich werde ich nicht mehr lange leben." Eine Befürchtung, die sie regelmäßig am Heiligen Abend von sich gibt. Außerdem fehlt ihr das Lametta am Baum. Und nein, der Baum ist nicht wirklich schön.

Nach einigen Katastrophen wird es doch noch besinnlich

Als wäre die Situation nicht ohnehin schon festtagsuntauglich genug, taucht auch noch Lutz' zweite Frau Natascha (Cornelia Lurtz) eine zweifache Miss Franken, auf. Sie will ihren Mann mit nach Hause nehmen und gemeinsam mit ihren Eltern den Heiligen Abend verbringen. Doch Lutz ist nicht wach zu bekommen, zunächst nicht. Als er dann doch mitten im Wohnzimmer steht, wird es richtig turbulent.
Nach einigen Katastrophen kehrt am Ende doch noch besinnliche Ruhe ein. Und wenn man ganz genau den Weihnachtsbaum betrachtet, dann sieht man es auch glitzern: das Lametta. Aber dazu braucht es schon einiges an Fantasie. Werner und seine Mutter haben sie.

Mit enormer Spielfreude gelingt es der Theatergruppe Ebensfeld, ihr Publikum zwei Stunden lang bestens zu unterhalten. Es gibt viel zu lachen, zwar keine Schenkelklopfer, dafür aber manch hintersinnigen Humor und viel Situationskomik. Auch die Rollen sind ausnahmslos alle gut besetzt. Die dargestellten Protagonisten wirken authentisch. Auch das Bühnenbild entspricht mit seinem gutbürgerlichen Ambiente dem gängigen Bild eines besinnlichen Weihnachtsabends. Nur die Patchwork-Familie passt nicht in diese Idylle. Für das Premierenpublikum in der Zellmann-Halle war das Stück "Lametta" richtig gute Unterhaltung für Alt und Jung. Ein höchst vergnüglicher Abend eben.

Weitere Aufführungen sind: Freitag, 10. Oktober, 19.30 Uhr; Samstag 11. Oktober, 19.30 Uhr; Sonntag, 12. Oktober, 15 Uhr.