Schneyer SPD: Rudi Breuning im Gespräch

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Das SPD-Parteibuch spiegelt eine Überzeugung Rudi Breunings wider, auch wenn er im Laufe der Jahre nicht alle Entscheidungen der Parteispitze gut fand.
Das SPD-Parteibuch spiegelt eine Überzeugung Rudi Breunings wider, auch wenn er im Laufe der Jahre nicht alle Entscheidungen der Parteispitze gut fand.
Rudi Breuning, Stadtrat und langjähriger Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Schney
Rudi Breuning, Stadtrat und langjähriger Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Schney
 
Die neue Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Schney, Elke Werner
Die neue Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Schney, Elke Werner
 

Nach 22 Jahren hat Rudi Breuning den Vorsitz des Schneyer SPD-Ortsvereins in jüngere Hände abgegeben. Kommunalpolitisch aktiv will er weiterhin bleiben, kandidiert erneut für den Lichtenfelser Stadtrat, dem er schon seit 18 Jahren angehört. Wir sprachen mit ihm und mit seiner Nachfolgerin im Ortsverein über die Gründe für ihr politisches Engagement.

Der Wechsel war gut vorbereitet. Mit Elke Werner hat die langjährige stellvertretende Vorsitzende das Ruder des SPD-Ortsvereins übernommen. Die 49-Jährige ist zudem stellvertretende Kreisvorsitzende. Rudi Breuning, der 22 Jahre - und gerne, wie er betont - an der Spitze des ältesten und größten Ortsvereins der Sozialdemokraten im Landkreis stand, wollte das so. Neue, junge Ideen wünscht er sich für die politische Arbeit dort, und für sich selbst eine gewisse Entlastung. Die Hauptversammlung am Dreikönigstag 2014 sah er als guten Termin dafür an, nachdem die Weichen für die Kommunalwahl gestellt, die Listen aufgestellt waren.

"Ich geh' nicht ins zweite Glied, sondern ins dritte", sagt der 67-Jährige. "Eine neue Vorstandschaft muss ihren Weg gehen, ihre Erfahrungen, auch Fehler, machen. Da ist es nicht gut, wenn der ehemalige Vorsitzende immer dabei sitzt.
Jeder hat einen anderen Stil."
Der pensionierte Finanzbeamte will die gewonnene Zeit verstärkt seiner Familie und dem Garten widmen; seit November 2012 ist er zudem als ehrenamtlicher Fahrer für die Lichtenfelser Tafel aktiv. Seine kommunalpolitische Arbeit als Stadtrat möchte er fortsetzen.

Breuning hat nicht immer mit seiner Fraktion gestimmt und sich nicht gescheut, seine Meinung zu vertreten. Er gilt als geradlinig, gleichzeitig offen und kompromissbereit.
"Ich denk', was ich sag' und ich sag', was ich denk' und setze es auch so um", betont er. 18 Jahre Stadtratsarbeit hätten ihn nicht verbogen, worüber er froh ist. "Ich weiß, dass ich Ecken und Kanten habe und mir nicht nur Freunde mache. Das werde ich auch in den nächsten sechs Jahren, wenn ich gewählt werde, nicht ändern. Ich bin kein Wetterfähnchen. So will ich auch nicht werden." Er lasse sich aber durchaus von einer anderen Meinung überzeugen. "Eine gute Stadtratspolitik macht aus - und das wünsche ich mir vom künftigen Bürgermeister -, dass man aus der Vielfalt der Meinungen immer das Beste herausholt." Ein aus mehreren Meinungen gebildeter Kompromiss könne oft wirklich weiterbringen.

Beide wollen mitgestalten

Rudi Breuning will gerne weiter mitgestalten, auch wenn, wie er beklagt, es oft wenig Spielraum gibt. "Die bayerische Staatsregierung oder auch der Bund müssen endlich die Kommunen mit den Geldern ausstatten, dass sie auch ihre Pflichtaufgaben wahrnehmen können. Zu denen gehören Kindergärten genauso wie Straßen und die Kanalisation." Wenn er für Lichtenfels einen Wunsch frei hätte? - "Es wäre sicher wichtig, irgendeinen Magneten auf den Marktplatz zu bekommen", antwortet er auf diese Frage. "Wie das Flechthaus, das einmal angedacht war." Als endgültig abgehakt will er diese Idee nicht einordnen. "Wir haben ja die Immobilie Marktplatz 10. Es ist wirklich ernsthaft zu prüfen, ob man nicht da etwas in dieser Art machen kann." Um die Innenstadt zu beleben, fährt er fort, seien alle gefordert, nicht nur die Stadt, sondern auch Händler und Immobilienbesitzer. "Wäre es nicht eine Möglichkeit, zu sagen, wir vereinbaren beispielsweise mit dem neuen Pächter einer Gastwirtschaft die ersten zwei, drei Jahre nur eine Umsatzpacht? Und wenn das Geschäft dann läuft, geht man zu einer vernünftigen Miete über."

Ärger über Dinge, die er nicht zu ändern vermochte, lässt Rudi Breuning nicht die Oberhand gewinnen. "Ich sag's immer zu unseren Jungen: Ihr dürft erstens nicht erwarten, dass ihr gleich gewählt werdet und zweitens nicht, dass ihr gleich die Welt einreißen werdet."

Der gebürtige Schneyer, der schon mit 18 Jahren in die SPD eingetreten ist, hat sein politisches Engagement keineswegs in die Wiege gelegt bekommen. "Meine Familie war nicht sozialdemokratisch geprägt. Die waren eigentlich überhaupt nicht politisch." Ungewöhnlich dann, sich so jung zu einem Parteieintritt zu entschließen, wo doch dies heute mitunter noch nicht einmal Bürgermeisterkandidaten tun. Seine Entscheidung für die SPD, die führt er auf seine "soziale Einstellung" zurück. "Dass es eine Partei gibt, die nicht nur für das Kapital, sondern für den kleinen Mann da ist, das war für mich der Grund, zu sagen: Da trete ich ein. Die SPD in Schney ist ja entstanden aus den Korbmachern, aus den Arbeitnehmern, die null Rechte hatten." Zudem hätten ihn Politiker wie Willy Brand inspiriert.

Hoffnung: junge Leute begeistern

Heute hat der SPD-Ortsverein ähnliche Probleme wie die meisten anderen Vereine. "Das Inter esse an Politik ist bei den jungen Leuten schon da", glaubt Rudi Breuning. Aber die Freizeitangebote sind groß, und kaum mehr jemand möchte sich binden. Rund 90 Mitglieder zählt der Schneyer Ortsverein heute; als Breuning darin aktiv wurde, waren es über 200. Allerdings auch mit einem hohen Durchschnittsalter. Viele Mitglieder sind weggestorben. Breuning denkt positiv: "Es kann auch wieder aufwärts gehen. Unsere stellvertretende Vorsitzende, Kathrin Bergmann, ist 23."
Hier setzt auch seine Nachfolgerin an. Elke Werner möchte mehr für junge Leute anbieten; vielleicht einmal eine Ortsversammlung, deren Themen die Jugend bestimmen soll, oder Workshops. Auch in den jungen Bürgermeisterkandidaten und die Jüngeren auf der Stadtratsliste setzt sie große Hoffnungen.
Nicht zur Mehrheitsfraktion zu gehören, mangelnde Erfolge der SPD auf Bundesebene oder auch die ein oder andere Entscheidung der Parteispitze, die man an der Basis lieber anders gehabt hätte, haben weder Rudi Breuning noch Elke Werner demotiviert. Auf die Frage, ob er jemals mit dem Gedanken gespielt habe, hinzuschmeißen, antwortet Breuning mit einem entschiedenen Nein. "Man wählt immer das kleinere Übel", erklärt er. Einzelne Entscheidungen nicht zu teilen, sei für ihn kein Grund, der Partei den Rücken zuzukehren. "Ich bin, trotz allem, ein überzeugter Sozialdemokrat geblieben."
Elke Werner drückt es noch deutlicher aus: "Jetzt erst recht" sei ihre Devise, gerade wenn ein Bemühen nicht von Erfolg gekrönt war. Auf das eigene Bauchgefühl und Verantwortungsbewusstsein zu hören, ist ihr wichtig, nicht alles nur an Zahlen und Fakten festzumachen. Als "normale Arbeiterin", wie sie sagt, fühlt sie sich der Arbeitnehmerbewegung und folglich der SPD zugehörig. "Wenn unsere Basis ausstirbt, wäre das das Schlechteste, was uns passieren kann. Deshalb habe ich auch gesagt, ich werde nicht zugucken, bis einer der ältesten Vereine hier die Türen schließt." Die Schneyerin, die auch selbst für den Stadtrat kandidiert, widerspricht Äußerungen, wonach man ja ohnehin nichts ändern könne: "Wir können. Nur wir müssen gemeinsam arbeiten."
Dass SPD-Mitglieder wegen der großen Koalition die Flinte ins Korn geworfen haben, kann sie nicht nachvollziehen. "Wir können uns doch jetzt besser einbringen, als wenn wir irgendwo hinten drin sitzen und mit Steinen schmeißen. " Dass zusammengearbeitet und ehrlich um Ergebnisse gerungen wird, das wollten die Leute so. Kein Grund, Überzeugungen aufzugeben. Jetzt erst recht nicht: "Ich bin ein SPDler, und ich bleib' ein SPDler."