Schnelltests in Seniorenheimen: Warum der Name täuscht - aber nicht falsch ist
Autor: Tobias Kindermann
Lichtenfels, Sonntag, 03. Januar 2021
In Seniorenheimen werden seit Kurzem Corona-Schnelltests vorgenommen. Die Probleme in der Praxis schildert Thomas Petrak vom Lichtenfelser BRK.
Der Name täuscht, obwohl er nicht falsch ist: Seit Anfang Dezember müssen Besucher von Pflege- und Seniorenheimen einen negativen sogenannten Schnelltest vorweisen können, wenn sie Bekannte oder Verwandte besuchen wollen. Der darf nicht älter als 48 Stunden sein. Und auch Mitarbeiter und Pflegekräfte sollen regelmäßig getestet werden, zweimal in der Woche.
Schnell ist zwar richtig gewählt, wenn man berücksichtigt, wann das Ergebnis vorliegt, nämlich nach 15 Minuten. Doch "schnell" mal umgesetzt ist diese Idee nicht. Welchen logistischen Aufwand es bedeutet, das in der Praxis durchzuführen, schildert Thomas Petrak, Kreisgeschäftsführer des BRK Lichtenfels.
Corona-Schnelltests: großer logistischer Aufwand für schnelles Ergebnis
"Es ist ja nicht damit getan, jemanden mal kurz einen Tupfer in den Rachen zu schieben." Das fängt schon damit an, dass man die Ergebnisse der Tests erst mindestens nach 15 Minuten ablesen kann. Aber man darf auch nicht länger als 20 Minuten warten. Sonst muss man das Ergebnis verwerfen. "Das läuft anders ab als bei den PCR-Tests, mit denen wir auch Reihentestungen vornehmen. Da sind sie schnell fertig, den Rest der Arbeit, also Auswertung, Dokumentation und Information, übernehmen Labor und Landratsamt."
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Dieser Zeitfaktor belaste das Personal, es sei schwierig, in der Zwischenzeit anderes zu tun, damit man das Zeitfenster für die Auswertung nicht verpasse. Dazu komme die Vorbereitung und die Dokumentation. "Wenn dann 300 Tests mit 15 Minuten Aufwand zusammenkommen, merkt man erst, was das für ein Aufwand ist. Und Pflegekräfte sind in den Heimen ohnehin schon sehr ausgelastet."
Deshalb teste man aktuell nach einem Zufallssystem, täglich etwa zum Beispiel im BRK-Heim "Am Weidengarten" zwölf Mitarbeiter, dazu käme jeweils ein Bewohner aus jedem der sechs Wohnbereiche. Damit komme man nicht auf die zwei Tests pro Woche: "Diese Schlagzahl schaffen wir nicht."
Corona-Tests für Besucher: "Jeder muss schauen wie er zu einem Test kommt"
Dafür plant man aber regelmäßige Reihentestungen: "So etwas ist für unsere beiden Pflegeheime am 4. und 5. Januar vorgesehen." Dazu wird extra ein mobiles Team in die Heime geschickt.
Dazu käme das Problem mit den Tests für die Besucher: "Die Infektionsschutzmaßnahmenverordnung legt nicht fest, wer sie dabei zu unterstützen hat, Tests zu bekommen. Jeder muss schauen wie er zu einem Test kommt." Deshalb hat das BRK eine Mannschaft aus Ehrenamtlichen zusammengestellt, die dies für die Besucher der BRK-Seniorenheime durchführt. In der Kreisgeschäftsstelle wurde dafür extra eine Abstrichstelle eingerichtet. Wann dort getestet wird, erfährt man beim BRK.
Auch dort ist es nicht einfach damit getan, einen Tupfer in den Rachen zu schieben. Die Tische müssen immer wieder desinfiziert werden, dazu kommt die Verwaltung: Die Besucher müssen aufgeklärt werden, Erklärungen unterschreiben. Und am Ende muss auch noch das Wichtigste ausgestellt werden: die Testbescheinigung. Und ohne Test, der zudem nicht älter als 48 Stunden sein darf, ist kein Besuch erlaubt.
Personal ein Problem
Im Prinzip könne man bald ein bis zwei Fachkräfte pro Einrichtungen mit dem Testen komplett auslasten, aber unabhängig von der Finanzierung, die noch mit Fragezeichen versehen sei: "Diese Kräfte muss man erst einmal finden."
Personal sei auch an anderer Stelle ein Problem gewesen. "Als bei unseren Heimen Reihentestungen anstanden, mussten wir die Aktion mit Vertragsärzten unterstützen." Da seien auch die Behörden nicht ausreichend schlagkräftig besetzt.
Bislang hat man beim BRK schon über 60 000 Euro für den Kauf von Corona-Schnelltest ausgegeben, überschlägt Petrak. Um eine Erstattung von der Pflegekasse zu bekommen, muss man jeden einzelnen Test dokumentieren, dann bekommen die Einrichtungen pro Test einen Betrag, der etwas über den Kosten für den Test selber liegt, um die weiteren Sachaufwand (Desinfektion, Dokumente, Schutzkleidung) zu decken.
Hohe Kosten für BRK
Doch schon Tests, die zu Schulungszwecken eingesetzt werden, muss das BRK selber tragen. Es seien noch viele Details nicht geklärt, Petrak geht aktuell von einem Draufzahlgeschäft für die Seniorenheime aus.
"Doch das haben wir aktuell zurückgestellt, damit wie die Sache überhaupt erst einmal zum Laufen bringen." Immerhin, bislang fiel bei Besuchern kein Test positiv aus. Und ein positives Messergebnis bei einer Mitarbeiterin erwies sich bei einer Nachprüfung mit den genaueren Labortests als Falschergebnis.