Schauspieler schlüpft in den Lichtenfelser Lehrkörper
Autor: Markus Häggberg
Lichtenfels, Donnerstag, 27. August 2015
Frank Ziegler, der sich bislang als Freiberufler in den Bereichen Grafik, Werbung, Schauspiel verdingt hat, leistete jetzt den Eid auf den Freistaat Bayern. Er ist nämlich verantwortlich für die auf hohem Niveau stehende Theaterarbeit am Meranier-Gymnasium Lichtenfels.
Der 12. August war ein sonniger Tag. Für Frank Ziegler sowieso. An diesem Tag sollte er "total inkorporiert" werden, wie es Oberstudiendirektor Stefan Völker ausdrückte. Nun ist er Lehrer, das hätte er sich nicht träumen lassen.
Nein, zu Ende studiert (Englisch/Sport) hatte er nicht. Das Leben wollte es anders und so landete Ziegler in anderen Metiers: Grafik, Werbung, Schauspiel. Dass er jetzt zum Lehrkörper des Meranier-Gymnasiums zählt, lässt ihn mehr als schmunzeln. "Eigentlich könnte ich mich darüber totlachen", so der seit zwei Jahren in Lichtenfels wohnende Mann. Was er so amüsant findet, ist der Umstand, dass er als Freiberufler jetzt feste Strukturen und - überspitzt formuliert - "seriöse Kollegen" hat. Als Lehrer am Meranier-Gymnasium und trotz Studienabbruch.
Rückblende: wenige Wochen vor dem 12. August.
Fall von Gedankenübertragung
"Mensch, den Ziegler, den wenn wir irgendwie an die Schule binden könnten ...", soll Völker schon drei Jahre vorher mal gedanklich durchgespielt haben. Damals arbeitete Ziegler mit Gymnasiasten des Lichtenfelser Gymnasiums an einem Filmprojekt des Weißen Rings. So, wie er pädagogisch geschickt in die Problematik des Themas und in die Rollen einwies, imponierte er Völker. Der erinnerte sich nun anlässlich des Ausscheidens von Studiendirektor Paul Endres aus dem Theaterprojekt an Ziegler.
Tief in die Materie eingetaucht
Die Theaterarbeit am Meranier-Gymnasium gilt seit Jahren als besonders originell und gekonnt. Die Theateraufführungen erhielten stets gute bis sehr gute Kritiken, die Programmhefte - Aufgabe von Dramaturgen - zeigten, wie tief das Verständnis für die jeweiligen literarischen Vorlagen der Aufführungen war. Es galt, am Theaterprojekt festzuhalten."Ein Mann von der Praxis", schwebte dazu Stefan Völker vor. Auch wenn dieser kein Lehrer sein würde. Der Freistaat Bayern hat dabei aber ein Wort mitzureden, denn er muss auch Gelder bereitstellen und darauf achten, mit wem es Schüler zu tun bekommen. Am 12. August musste Stefan Völker deswegen "den Beamten raushängen lassen" und sich ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen lassen. Und nach Belehrung zur Verfassungstreue einen Eid auf diese Verfassung des Freistaats Bayern abnehmen. Danach war Ziegler inkorporiert, Lehrer im Lehrkörper. Wie die Rollenarbeit am Gymnasium bislang gelaufen ist, weiß Ziegler nicht. "Ich will es auch nicht wissen", sagt er. Nicht weil es uninteressant wäre, sondern weil er einen Weg gehen möchte, von dem er als Schauspieler überzeugt ist: Jeder Schüler der Theatergruppe, für die er zuständig ist, soll angehalten werden, eine Biografie der Figur zu entwerfen, die er spielt, in die er sich hineinzudenken und einzufühlen hat. Eine Woche würde das in Anspruch nehmen. Techniken wie diese sind ihm vom Staatstheater Kassel geläufig oder vom Theater am Gärtnerplatz in München oder vom dortigen Nationaltheater. Bei der Auswahl der künftigen Stücke will er es partnerschaftlich handhaben: "Ich möchte die Schüler gerne ein bisschen in die Entscheidung einbinden." Verpflichtet, so sagt er, fühle er sich dem am Gymnasium Geleisteten. Den Aufführungen von Lysistrata und Hexenjagd habe er beigewohnt. "Schwer beeindruckt."