Schatzsuche in alle Richtungen
Autor: Markus Häggberg
Lichtenfels, Donnerstag, 24. Oktober 2013
15 Gymnasiasten haben für Lichtenfels drei Geocaching-Wege angelegt. Urlauber können hier mit Hilfe von drei GPS-Geräten der Stadt, die in der Tourist-Information hinterlegt werden, Sehenswürdigkeiten auf ungewöhnliche Weise erkunden.
Die Schnitzeljagd des 21. Jahrhunderts hat in der Korbstadt begonnen - zumindest aus Sicht der Touristik. Schüler der 12. Klassen des Meranier-Gymnasiums haben dazu beigetragen. Jetzt sollen Urlauber in und um Lichtenfels auf "Schatzsuche" gehen können. Am gestrigen Donnerstag wurde das Projekt im großen Sitzungssaal des Rathauses vorgestellt.
Schatz ist vielleicht zuviel gesagt. Es sind eigentlich drei Tupper-Boxen, die es zu finden gilt. Eigentlich aber auch nicht, denn was die Menschen vorfinden, wenn sie - GPS-gesteuert - an ihr Ziel gelangen, ist eher von untergeordnetem Interesse. Interessant ist der Weg dorthin, und dass etwas gefunden wird.
Die Rede ist von einer seit geraumer Zeit an Beliebtheit zunehmenden Freizeitaktivität: Geocaching nennt sie sich. Dabei machen sich Menschen, mit einem GPS-Gerät oder Smartphone ausgestattet, auf die Suche nach Hinweisen. Diese können unter einem Baumstumpf oder hinter einem Denkmal versteckt oder als Zeichen an einem Gebäude angebracht sein. Mit den Informationen dieser Zwischenstation erknobelt sich der Geocacher dann die Rätsel für die nächste Station, bis er dann irgendwann am Schatz, zumeist ein Kästchen, angelangt ist. Dort hinterlegt er dem nächsten Finder eine Botschaft, nimmt etwas heraus und ersetzt es durch einen anderen Gegenstand.
Die Szene hat ihre eigenen Gepflogenheiten, und was sie per GPS-Gerät an Informationen erhält, könnte sich so lesen: Gehe zu N50°08.751`E011°03. Zu dieser Szene gehören auch sechs von 15 Gymnasiasten, die im Rahmen eines Projekt-Seminars (P-Seminar) für Lichtenfels drei Geocaching-Wege angelegt haben. Eine dieser Schülerinnen ist Nora Hummrich. "Wir wollten für Lichtenfels eine Tour schaffen, wo Urlauber Sehenswürdigkeiten nicht auf normale Weise erfahren", sagt die 17-Jährige. Wie allen Abiturienten stand auch ihr verbindlich ein P-Seminar ins Haus, wobei sie sich für das Geocaching-Projekt entschied.
Ein Jahr Arbeit investiert
Ein Jahr dauerte die Arbeit, in der die Schüler, auch als Vorbereitung auf die Berufswelt, eigenständig ein Projekt beginnen und erfolgreich beenden sollten. Vor allen Dingen aber machten sich die Schüler darüber Gedanken, welches Klientel eine jeweilige Tour ansprechen könnte: Wo können Wanderer suchen? Böte sich ein Spielplatz entlang der Route an, auf der Wanderer womöglich mit Kindern unterwegs sind? Fragen wie diese müssen bedacht und in Koordination mit der Tourist-Information gelöst werden.
"Ich war sehr, sehr überrascht", sagte Bürgermeisterin Bianca Fischer, sichtlich angetan von dem Ergebnis der Projektarbeit. Die Umsetzung ist ihrer Ansicht nach nur über eine "herzliche Verbundenheit zur Heimat" möglich gewesen. Drei GPS-Geräte hat sich die Stadt zugelegt, die in der Tourist-Information hinterlegt werden. Als "Zusatzangebot an Touristen" sieht Harald Fischer, Leiter der Tourist-Information, das Projekt. Ab sofort sei es nutzbar. Vorwiegend sollen es die schönen Monate im Jahr sein, an denen Interessierte auf Schatzsuche gehen können.
Den Stein ins Rollen gebracht hatte die Coburgerin Sabine Christof. An der dortigen Touristen-Information sei sie vor zwei Jahren auf den Begriff Geocaching gestoßen. Ob sich das Thema für ein P-Seminar anbietet?, fragte sich die in Lichtenfels arbeitende Oberstudienrätin. Als externer Partner wurde die Tourist-Information gewonnen. Jetzt ist das Projekt abgeschlossen.
Mit einem kleinen Empfang wurde die Arbeit der 15 Projektteilnehmer gewürdigt.