Druckartikel: Rückblende ins Analogzeitalter

Rückblende ins Analogzeitalter


Autor: Matthias Einwag

Schwabthal, Montag, 24. Sept. 2018

Die Reha-Klinik Lautergrund ist nun 60 Jahre alt. Weil das Haus fortlaufend modernisiert wurde, sieht man ihm dieses Alter nicht an. Patrick Schopf besitzt Schwarzweißfotos von der Bauphase - und er kennt einen nostalgischen Ort.
Die Rehabilitationsklinik Lautergrund befindet sich in einer landschaftlich reizvollen Umgebung - für die Patienten ist das mit einem hohen Freizeitwert verbunden.DRV Berlin-Brandenburg


Dass es im Lautergrund schon lange ein Kino gibt, ist vielen Einheimischen sicher nicht bekannt. Das Lichtspieltheater befindet sich im Herzen der Reha-Klinik, seine Bühne wird auch für Musik- oder Theateraufführungen genutzt. Regelmäßig werden den Patienten hier Spielfilme gezeigt - längst kommen sie von der DVD. In früheren Jahrzehnten jedoch, als der Film noch von der Rolle kam, wurden die Bilder von Projektoren an die Wand geworfen. Die nostalgischen Projektoren sind noch da, doch nur als Relikte des Analogzeitalters.

149 094 Patienten besuchten die Klinik bis zum Stichtag ihres 60-jährigen Bestehens. Für diese Menschen wurde immer wieder modernisiert, die Einrichtung des Hauses wurde an den jeweiligen Standard angepasst.

Blick in die Anfangszeit

Deutlich wird das, wenn der stellvertretende Verwaltungsleiter, Patrick Schopf, alte Schwarzweißfotos aus dem Archiv zieht. Bilder vom Kiosk und vom Friseursalon sind darunter. Den Ki osk gibt es in zeitgemäßer Form noch. Der Friseursalon, der sich im Häuschen neben der Schranke befand, ist Geschichte. Auf den alten Bildern sind auch die Personalwohnhäuser zu sehen, die nicht mehr existieren. Sie wurden abgerissen. Patrick Schopf erzählt vom Wandel, den die vergangenen Jahrzehnte brachten.

Immer wieder sei modernisiert worden. Bei der Generalsanierung 1985 bis 1987 beispielsweise sei der gesamte Klinikbetrieb nach Bad Königshofen verlagert worden. Die Patienten wurden mit Shuttlebussen dorthin zu den Anwendungen gebracht. Heute mache man das anders. Die Nasszellensanierung in den Patientenzimmern erfolge gerade im laufenden Betrieb.

Patienten wählen Klinik aus

Vor 60 Jahren kamen die Patienten aus Berlin, denn die Landesversicherungsanstalt war Träger der Klinik. Heute gehört das Haus der Deutschen Rentenversicherung Berlin-Brandenburg. Intern sei man stolz darauf, sagt Patrick Schopf, "dass wir über Wunsch- und Wahlrecht besucht werden". Das bedeutet, dass der Träger 55 Prozent der Kapazität selbst belegt; die restlichen 45 Prozent kommen auf eigenen Wunsch in diese Klinik. 30 Prozent dieser Patienten wiederum kämen aus dem nordbayerischen Raum.

"Wir bieten viele Freizeitaktivitäten an", ergänzt Patrick Schopf und zeigt einen Katalog, in dem das Wochenprogramm aufgelistet ist: Von Terrainwanderungen über Minigolf bis "Trommeln für die Seele" reicht das Spektrum. Hinzu kommen Live-Konzerte und Theatervorführungen.

Doch auch für die 130 Mitarbeiter (ca. 100 in Vollzeit) wird gesorgt: "Wir legen viel Wert auf die Weiterbildung unseres medizinisch-therapeutischen Personals", sagt Patrick Schopf. Natürlich ist die Reha-Klinik zertifiziert.

Doch wie beliebt die Klinik als Arbeitgeber ist, lässt sich vielleicht aus den folgenden Zahlen ablesen: 31 Mitarbeiter sind mehr als 25 Jahre hier beschäftigt, sechs davon sogar mehr als 40 Jahre.

Wie aus der Lungenheilanstalt eine moderne Reha-Klinik wurde

Angefangen hat alles mit einer Lungenheilanstalt, die 1958 eine der modernsten Europas war. Die Landesversicherungsanstalt Berlin (LVA Berlin) war nach der Teilung Deutschlands auf der Suche nach einem neuen Standort für ihre nicht mehr zugängliche Lungenheilanstalt im brandenburgischen Beelitz. Im Lautergrund wurde sie fündig.

Der Start war jedoch holprig. Lungenkranke Berliner im schönen Franken? Das traf vor Ort nicht überall auf Gegenliebe. Eigene Frischwasserquellen sowie die Kläranlage der Klinik zeugen noch heute davon, dass alles getan wurde, um vermeintliche Ansteckungen zu vermeiden.

Nach dem Rückgang der Tuberkuloseerkrankungen erfolgte die Umstellung auf allgemeine Heilverfahren und aus der "Lungenheilstätte Schwabthal" wurde 1967 das "Sanatorium Lautergrund". Die Behandlung von Herz- und Kreislauferkrankungen stand nun im Mittelpunkt. Mit den Krankheitsbildern in der Gesellschaft änderte sich auch die Ausrichtung der Klinik. 1975 wurde die Kurmittelabteilung mit Bewegungsbad, Wannenbädern, Massage- und Gymnastikräumen neu eingerichtet. Die Klinik, mittlerweile "Kurklinik Lautergrund" begrüßte 1979 ihren 50 000. Patienten.

So wie die Deutsche Rentenversicherung (DRV) Berlin-Brandenburg heute, investierte die LVA Berlin regelmäßig in die Gebäude. Nach der Generalsanierung 1985 bis 1987 erfüllte die Klinik mit Einzelzimmern mit Nasszellen zeitgemäße Standards. Aus "Kur" wurde "Reha". Als Träger für Rehabilitationsleistungen änderte die LVA Berlin den Namen der Klinik 1997 daher in "Rehabilitationsklinik Lautergrund".

In den Jahren ab 2000 - in diesem Jahr begrüßte die Klinik ihren 100 000. Patienten - wurde der Schwerpunkt der Klinik neu ausgerichtet. Orthopädische Erkrankungen wurden neues Kerngebiet, was Umbau- und Umstrukturierungsmaßnahmen im Bereich der Therapie mit sich brachte. Die ständige Weiterentwicklung des Therapiekonzeptes führte dazu, dass 2010 ein Erweiterungsbau mit einer über 300 Quadratmeter großen Therapiehalle in Betrieb genommen wurde.

Und die Deutsche Rentenversicherung Berlin-Brandenburg investierte weiter, um die Klinik an moderne Standards anzupassen. Ein Blockheizkraftwerk, eine Solarthermie-Anlage, ein neues Dach mit Photovoltaikanlage und ein Erweiterungsbau mit Patientenzimmern entstanden in den Jahren 2010 bis 2017.

Anspruch der Klinikleitung ist es, fachlich immer auf der Höhe der Zeit zu sein. Konzept und Angebot werden daher auch künftig an neue Erkenntnisse und Entwicklungen angepasst. "Der myofasziale Therapieansatz beispielsweise hat sich zu einem Markenzeichen der Klinik entwickelt", sagt Chefarzt Dr. Dieter Deuerling.