Rudufersee ist auch für Behinderte geeignet
Autor: Markus Häggberg
Michelau, Freitag, 12. Juli 2013
In diesen heißen Tagen wird der Rudufersee von zahlreichen Badegästen von nah und fern besucht. 2013 hat die Gemeinde Michelau den See zugänglicher für Behinderte gemacht. Doch das Badegewässer im Kreis Lichtenfels bietet auch noch andere Vorzüge.
Ein Anruf beim Tourismusverband Franken ergab: "Eine Nachfrage ist da." Gemeint ist der Wunsch von behinderten Menschen nach einem Urlaubs- und Badesee, der auch ihre Einschränkung berücksichtigt. Etwa durch einen abgeflachten Einstieg für Rollstühle oder eine behindertengerechte Toilette.
"Behinderte haben auch ein Recht auf Urlaub", so Verena Bäuerlein, Pressereferentin des Tourismusverbandes. Aber allzu viel hat der Tourismusverband mit den Seen in Franken nicht am Hut. Verena Bäuerleins Statement könnte nur ein Streiflicht sein. Könnte - wenn es nicht dort Bestätigung fände, wo fränkische Seen im Sinne des Tourismus stärker im Blickfeld liegen: Tourismusverband Fränkisches Seenland.
"Wir merken auf Messen oder bei telefonischen Anfragen, dass Behinderte speziell fragen: Wo kann ich denn hingehen?", erklärt die Mitarbeiterin Nadine Schuster.
Geländer hilft in den See
Ein See, der Behinderten Rechnung trägt, ist der Rudufersee, gelegen zwischen Michelau und Schwürbitz. Stolze 17 Hektar ist er groß, drei Inseln befinden sich in ihm und das lässt ihn schön und abenteuerlich wirken.
Ein Lokaltermin vor Ort hat ergeben, dass er wohl zu den besten im Landkreis gezählt werden darf, wenn es um Service für den Badegast geht. Auch reisen Badegäste seinetwegen von weit her an. Zudem sorgt er noch für Anekdotisches.
In diesem Jahr hat die Gemeinde Michelau den See zugänglicher gemacht. Für Behinderte. Eben auch durch ein WC für Rollstuhlfahrer und ein Geländer, welches Gehbehinderten einen Einstieg in den See erleichtern soll. Sylvia Fischer, Angestellte der Gemeindeverwaltung Michelau weiß noch von weiteren Vorzügen. "Am Wochenende sind die Feuerstellen am See beliebt. Er ist bekannt durch das Internet."
Im Internet wird genau erklärt, was es mit den Feuerstellen auf sich hat. Im Abstand von 50 Metern sind sie auf der Nordseite zu finden und das Brennholz kann beim Tretbootverleih erworben werden.
Eigentlich seien Übernachtungen am See ja untersagt, so Sylvia Fischer. Dennoch gibt es Ausnahmen; behördlich genehmigte. Wer an ausgewiesenen Feuerstellen zelten möchte, der muss das bei der Gemeinde Michelau beantragen und erhält eine Erlaubnis, die für maximal 14 Tage gilt. 20 Euro würden die zwei Wochen kosten, exklusive Verwaltungsgebühr. Aber: Wer nicht alleine zeltet, der kann sich den Betrag ja teilen.
Die Schwürbitzer Familie Engelmann urlaubt gerne. Sie fährt dafür eigens bis - Schwürbitz, Rudufersee. Zwar urlaubt sie auch woanders, aber nirgendwo ist der Aufenthalt so sehr lieb gewordenes Ritual wie hier.
Ulla und Annika Engelmann sitzen am Terrassen-Café. Annika ist 20 Jahre alt, beruflich in Mittelfranken tätig und kehrt an den Wochenenden nach Schwürbitz heim. Weil sie ihren See nicht missen möchte. Ihre Mutter Ulla sitzt ihr gegenüber, hat Sicht auf die Wachstation der Wasserwacht, die westliche Insel und einen sich bewölkenden Himmel über einem dunkler werdenden See. An diesem Tag ist nicht viel los, aber sie wäre womöglich dennoch gekommen. Zum Betrachten, zur Einkehr.
In diesem Sommer wird die Familie mit Freunden - alles Schwürbitzer, an die 15 Personen - wieder eine Woche am See verbringen. An der Feuerstelle 3, dem Leib- und Magenplatz von Engelmann und Freunden. Alljährlich verbringen sie dort zirka eine Woche in Gemeinschaft. Sie binden dann mehrere Boote aneinander, schwimmenden Pontons gleich, auf denen sie "Bacardi-Fahrten" veranstalten.
Die Männer kochen am Feuer Paella, man zeltet und spielt Golf nach eigenen Regeln. Auch erfände man neue Spiele und wie Ulla Engelmann das sagt, klingt das, als ob Erwachsene auf Kinderfreizeit sind. Dass das ungefähr hinkommt, signalisiert Ulla Engelmann. Seit sieben Jahren gehe das schon so an dem See, den sich Schwürbitz und Michelau teilen. "Er zählt aber zu Schwürbitz", sagt Annika Engelmann. Daran zu erinnern, ist ihr wichtig.