Riesenaufgabe: Brückenprüfung in Lichtenfels
Autor: red
Lichtenfels, Donnerstag, 27. November 2014
Viele Kommunen wissen nur wenig über den Zustand ihrer Brücken. Zwei Studenten aus Coburg wollen in Lichtenfels Licht ins Dunkel bringen.
Laut Statistik gab es seit 1999 im Verkehrsaufkommen im Güterverkehr einen Zuwachs von 37 Prozent. Dadurch ist die Belastung und gleichzeitig der Handlungsbedarf bei Brücken gestiegen. Über den Zustand kommunaler Brücken wurden bis jetzt nur Hochrechnungen angestellt, die nicht allgemeingültig sind. Das Difu - Deutsches Institut für Urbanistik - hat stichprobenartig mehrere Brücken in Deutschland untersucht. Die Ergebnisse wurden dann überschlagen und für bundesweit angenommen. Diese Zahlen und Ergebnisse stimmen jedoch meist nicht.
Die Hochschule Coburg und die bayerische Bauwirtschaft starteten deshalb ein gemeinsames Projekt: das Brücken-Screening. Viele Brücken an Gemeinde-, Ortsverbindungs- und Kreisstraßen könnten für die Kommunen nämlich ein gewaltiges Problem darstellen.
Im Zuge des Projektes von Egbert Keßler, Professor für Bauingenieurwesen an der Hochschule Coburg, können bei ihm zwei Bachelorarbeiten geschrieben werden. Diese Plätze haben sich Britta Gerhard und Pascal Kröckel gesichert.
Britta Gerhard wusste von Anfang an, dass sich ihr Bachelor arbeits-Thema um Brücken drehen soll. Bei ihrem Kommilitonen Pascal Kröckel war das etwas anders. Auf der Suche nach einem Thema fragte er auch bei Professor Keßler nach. "Zwischen Tür und Angel hat er mir dann von seinem aktuellen Projekt erzählt, dem Brücken-Screening. Das hat mir zugesagt", sagt Pascal Kröckel.
Lichtenfelser Brücken im Blick
Für Brücken, die dem Bund obliegen, werde relativ viel getan. Vernachlässigt werden da eher Brücken, für die die Kommunen zuständig sind. Oft wissen die Kommunen gar nicht genau, für wie viele Brücken sie zuständig sind.
Das erlebten die beiden Bauingenieur-Studenten gleich bei ihrer ersten Ortsbegehung in Lichtenfels. "Die Stadt hat angenommen, dass sie für fünf bis sechs Brücken zuständig ist. Als wir dann mit dem Amtsleiter jede einzelne Brücke abgefahren sind, hat sich herausgestellt, dass zwölf Brücken dazugehören", erzählt Britta Gerhard.
Die Stadt Lichtenfels komme dem Projekt entgegen und sei den beiden Studenten und ihrer Arbeit gegenüber recht positiv eingestellt. "Man muss aber auch aufpassen, dass sich die Städte nicht bevormundet fühlen. Das wollen wir nicht, wir wollen nur helfen", erzählt Pascal Kröckel.
Im Zuge ihrer Bachelorarbeiten wollen die beiden ein sogenanntes Systematisierungsraster anlegen. Aufgelistet werden dabei unter anderem der exakte Standort, Baujahr, Bauweise und eventuelle Schäden der Brücke. "Wir wollen die Regierung da rauf aufmerksam machen, das großer Handlungsbedarf besteht", erklärt die Studentin. Pascal Kröckel fährt fort: "Oft haben die Kommunen einfach nicht die Mittel und sind auf Unterstützung angewiesen. Wir sind sozusagen das Bindeglied zwischen Regierung und Kommune."
Nächste Woche steht in Bayreuth wieder ein Ortstermin an, bei dem die beiden Studenten gemeinsam mit ihrem Professor Brücken begutachten. Parallel dazu erstellen sie weiterhin die Listen über Eigenschaften einzelner kommunaler Brücken. Dazwischen läuft die Literaturrecherche.
Aktueller Stand der Arbeiten
Britta Gerhard schreibt in ihrer Bachelorarbeit über Systematisierungsraster und die rechtlichen Grundlagen, was die Baulast betrifft, und wer die Verantwortung für die Brücken hat. Pascal Kröckel kümmert sich in seiner Arbeit um Schäden, die an Brücken entstehen können. Nach einer allgemeinen Einführung zeigt er auf, welche Schäden die kommunalen Brücken wirklich haben und schlägt das weitere Vorgehen vor.
Allein in Bayreuth warten angeblich 40 bis 60 kommunale Brücken auf ihr Screening. "Das können wir in unserer Studienzeit nicht alles schaffen. Aber die Abgabe unserer Arbeiten bedeutet nicht das Ende des Projektes", so die Studentin.
Vielleicht führen andere Studenten das Projekt fort. "Es ist noch viel Luft nach oben für das gesamte Projekt", meint Pascal Kröckel.