Rathaus Michelau: Viel Überzeugungsarbeit geleistet
Autor: Ramona Popp
Michelau, Dienstag, 23. Juni 2015
Der Um- und Erweiterungsbau des Rathauses war in Michelau durchaus umstritten. Jetzt sind alle Michelauer aufgerufen, sich selbst ein Bild von der Veränderung im Ortskern zu machen. Dazu wird es am Freitag, 26. Juni, einen "Tag der offenen Tür "geben.

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Bürgermeister Helmut Fischer (CSU) hatte zuvor ausführlich auf die Entstehungsgeschichte dieses Um- und Anbaues zurückgeblickt, den er als "Zukunftsprojekt für die nächsten Generationen" bezeichnete. Ob es angemessen war, bei diesem Anlass teilweise mit Namensnennung auf Bürger einzugehen, die sich vor Baubeginn öffentlich gegen das Vorhaben ausgesprochen hatten, sei dahingestellt.
Die Kosten von rund 2,7 Millionen Euro bringe die Gemeinde aus Eigenmitteln auf, betonte der Bürgermeister. Bereits bei ersten Überlegungen zu einem An- und Umbau sei von etwa 870 000 Euro Baukosten die Rede gewesen, dies im Jahr 2002. Hinzugekommen seien neben der Preisentwicklung die Neugestaltung des Außenbereiches mit Straßenführung, Kanälen und Leitungen sowie die Berücksichtigung neuester Brandschutzvorgaben.
Der 115 Jahre alte Hauptbau wird seit 50 Jahren als Rathaus genutzt, wie Fischer darlegte. Ausgangspunkt aller Überlegungen - bereits unter seinem Amtsvorgänger - war das Fehlen eines behindertengerechten Zugangs. Zunächst hatten in der Gemeinde jedoch andere Projekte Priorität.
Der geschäftsleitende Beamte Norbert Eiser habe schließlich 2008 das wichtige Thema erneut vorgebracht und sich in der Folgezeit auch als eine Art Triebfeder für diese Maßnahme erwiesen. Im Interesse der Mitarbeiter, wie Fischer feststellte, denn es fehlte an Toiletten, an einem Besprechungszimmer, an einem Aufenthaltsraum und einer Teeküche. Die Registratur war überfüllt, das Gemeindearchiv ins Korbmuseum ausgelagert, das Trauzimmer zu klein, und die alten Türen und engen Flure ohne Wartebereiche gewährleisteten keine Vertraulichkeit bei Gesprächen. Nachdem der Gemeinderat grünes Licht gegeben hatte, wurden zehn Architekten angeschrieben, von neun abgegebenen Planungsvorschlägen kamen zwei in die engere Wahl.
Mit großer Mehrheit einigte sich der Gemeinderat auf die Planung des Bamberger Büros Eis-Architekten, und der Erwerb des Nachbaranwesens Tempel gab mehr gestalterischen Spielraum. Nach einer ersten Vorstellung der Planung wurden in Michelau Stimmen gegen das Projekt laut. Formgebung und Größenordnung wurden kritisiert, es gab Leserbriefe und Unterschriftensammlungen.
"So etwas ist mir noch nie passiert", räumte der verantwortliche Architekt Udo Freitag ein. "Und ausgerechnet in meiner Heimatgemeinde." Bei der offiziellen Einweihung am Dienstag konnte er sich allerdings über Lob freuen. "Schön geworden!" lautete beispielsweise das Kompliment eines Gemeinderates. Das Gremium hatte trotz Gegenwindes mehrheitlich an der Planung festgehalten.
Landrat Christian Meißner (CSU) beschrieb sich als Freund moderner und mutiger Architektur und schlug einende Töne an. Man könne nicht immer einer Meinung sein, müsse aber hinter einer demokratischen Entscheidung stehen. "Ob's einem gefällt oder nicht, ist jedem seine Sache."
Diese Frage dürfen die Michelauer nun für sich beantworten. Beim "Tag der offenen Tür" am Freitag können sie sich eine Meinung bilden.