Krappenroth, Degendorf und Trieb erhalten ihr Trinkwasser nicht mehr aus Michelau, sondern aus dem städtischen Netz. In der neuen Leitung müssen 65 Höhenmeter überwunden werden.
Die langjährige Wasser-Ehe der Stadt Lichtenfels mit der Gemeinde Michelau endet in aller Freundschaft: Die seit 1968 aus dem Michelauer Hochbehälter am Krappenberg versorgten Ortschaften Krappenroth, Trieb und Degendorf bekommen seit Dezember Trinkwasser aus Lichtenfels. Dazu investierte die Stadt 300 000 Euro in die Erweiterung des Netzes und baute ein neues Pumpwerk. Am Donnerstag war offizielle Inbetriebnahme. Dazu war neben Bürgermeisterin Bianca Fischer auch Michelaus Bürgermeister Helmut Fischer zu dem kleinen Häuschen an der Krappenrother Straße gekommen.
16 Liter pro Sekunde Außen sieht es noch nach Baustelle aus (zum Verputzen reichte nach dem langen Winter die Zeit nicht mehr), aber innen laufen die Pumpen schon ganz nach Plan. Zwei davon befördern jeweils acht Liter pro Sekunde zu den östlichsten Stadtteilen, die dritte dient als Reserve, wenn eine andere ausfallen sollte. Zum Hochbehälter Trieb muss ein Höhenunterschied von 65 Metern überwunden werden. Die neue Wasserleitung ist 2005 Meter lang.
Die Wasserbeziehung Michelau-Lichtenfels ist einfach zu erklären: Michelau wollte einst seinen Hochbehälter am Krappenberg, also auf Lichtenfelser Grund bauen. Man kam vertraglich überein, dass die Gemeinde dafür die nahe gelegenen Lichtenfelser Stadtteile Krappenroth, Degendorf und Trieb aus ihrem Netz mitversorgte. Insgesamt verbrauchten die drei Dörfer mit ihren 695 Einwohnern rund 28 000 Kubikmeter im Jahr.
Notversorgung für Michelau Weil Michelau alle seine Ortsteile aus eigener Versorgung mit Trinkwasser beliefern und nicht länger von der Fernwasserversorgung zukaufen wollte, kündigte die Gemeinde den Vertrag mit Lichtenfels wegen Eigenbedarfs. "Wir sind euch dankbar, dass wir aus dem Vertrag aussteigen konnten", sagte Bürgermeister Helmut Fischer zu den Vertretern der Stadt Lichtenfels am Donnerstag. Vor allem sei man sich darüber im Klaren gewesen, dass Lichtenfels "eine Mordsinvestition" haben werde. Fischer bedankte sich außerdem dafür, dass Michelau nach dem Ausstieg aus dem Wasserlieferungsvertrag seitens der Stadt sogar eine Notversorgung eingeräumt wurde. Im Bedarfsfall können die Stadtwerke Lichtenfels eine beschränkte Wassermenge für die Gemeinde bereitstellen. Eine entsprechende Vereinbarung stehe vor dem Abschluss, wie der Leiter der Stadtwerke, Dietmar Weiß, anmerkte.
Problemlose Umstellung Engpässe in der Lichtenfelser Wasserversorgung seien nach dieser Erweiterung nicht zu befürchten. Durch Sanierungen habe man frühere hohe Wasserverluste herunterschrauben können und dadurch Kapazitäten gewonnen. Weiß spricht von einer problemlosen Umstellung in den drei Lichtenfelser Stadtteilen, die ihr Trinkwasser jetzt, wie ganz Lichtenfels, aus den Schwabthaler Quellen beziehen. Beide Wässer seien von nahezu gleicher Beschaffenheit; dies belege das Gutachten eines Fachlabors. Die Einwohner dürften den Wechsel also kaum bemerkt haben. Positiver Nebeneffekt ist laut Weiß eine Verbesserung der Druckverhältnisse in Krappenroth und des Feuerschutzes.
Der Bau der neuen Wasserleitung war im August 2010 begonnen worden. Sie verläuft weitgehend entlang der Gemeindeverbindungsstraße Lichtenfels-Krappenroth. Ein Kuriosum der Bauphase erwähnte Dietmar Weiß beim gestrigen Pressetermin: An der Straße wurden drei Sprengkammern entdeckt, die verfüllt werden mussten. Einige Tausend Euro hat dies gekostet.
Solche Kammern, auch Schächte, waren nach dem Zweiten Weltkrieg, zur Zeit des Kalten Krieges, erbaut worden, um feindliche Panzer durch Straßensprengungen am Vorrücken zu hindern.