Druckartikel: Problem mit Hochwasser in Wiesen bald gelöst?

Problem mit Hochwasser in Wiesen bald gelöst?


Autor: Christian Bauriedel

Bad Staffelstein, Dienstag, 15. Januar 2013

In Wiesen könnte das jahrzehntelange Ärgernis mit den Überschwemmungen ein Ende nehmen. Gespannt wartet man dort auf die Lösung des Hochwasserproblems, die im Kreisausschuss präsentiert werden soll.
Hoffen auf dauerhaften Hochwasserschutz: Die Wiesener Manfred Utz und Hans Bramann (v. l.) an der Pegelmesslatte am Damm.


Rekorde beim Pegelstand des Mains interessieren Manfred Utz nicht. Seine Marke sind die drei Meter. Ab dann wird es kritisch. Dann schwappt der Fluß über die Ufer. Steigt der Pegel noch einige Zentimeter mehr, ist es wieder soweit: Die Zufahrtsstraßen zum kleinen Ort laufen voll und Wiesen wird wieder für ein paar Tage unbequem, bis gar nicht erreichbar sein. Der 72-jährige steht an der Pegelmesslatte gleich am Damm in Wiesen. Aus seiner Jacke zückt er einen Zettel. Darauf eine Excel-Tabelle mit seinen Beoachtungen über die Meßwerte. "Seit rund 20 Jahren komme ich immer zur Hochwasserzeit hierher und schreibe mir die Stände auf."

Was dabei herauskam, ist ein akribisch geführtes Datenarchiv über die Pegelveränderungen des Mains an dieser Stelle. Auffällig hierbei: Seit Beginn der Baumaßnahmen an der ICE-Trasse hat sich etwas verändert. Der Main kommt schon früher aus seinem Bett.



Main kommt früher über die Ufer

Utz führt das auf die Uferabsenkung durch den Bau zurück. Früher sei das Wasser bei 3,25 gekommen. Jetzt sind es laut Utz nur noch drei Meter. "Es war Mitte der 90er Jahre, als die Bahn im Planfeststellungsbeschluss die Auswirkungen der Uferabsenkung berechnete", sagt Utz. Die Simulationen habe damals die Rhein-Main-Donau AG durchgeführt. Utz verlässt sich aber lieber auf sein privates Archiv. Und das zeigt eine klare Tendenz zur Verschlechterung zur Hochwasserlage in Wiesen.

Die Konsequenzen für das Dorf am Obermain sind bekannt.
Fast wie das berühmte gallische Dorf ist Wiesen in steter Regelmäßigkeit umzingelt. Allerings nicht von angriffslustigen Römern, sondern vom Mainwasser, das die Zufahrtsstraßen blockiert. "Bei mittlerem Hochwasser, wie an Weihnachten, haben wir hier nur noch die Straße nach Nedensdorf frei. Kommt noch mehr Wasser, sind wir abgeschnitten", sagt Hans Bramann, Stadtrat und Kreisrat der Freien Wähler. Zusammen mit Manfred Utz beobachtet er seit langem die Situation um sein Heimatdorf. Und es vergeht kaum ein Jahr, in dem nicht das Thema Hochwasser in Wiesen diskutiert wird. In Stadtrat, Bauamt, Wasserwirtschaftsamt, bei der Bahn und im Kreisausschuss.

Lösung in Aussicht gestellt

Bei letzterem tut sich jedoch nun etwas. Das neue Jahr könnte für die Wiesener das Jahrzehnte währende Ärgernis endlich beenden. Für die heutige Sitzung des Kreisausschusses wurde angekündigt, eine Lösung des Problems zu präsentieren. Andreas Grosch, Pressesprecher des Landratsamtes, spricht von einer "smarten Lösung" für den Ort: "Es wird ein guter Vorschlag sein, der den Wiesenern eine dauerhaft hochwasserfreie Zu- und Abfahrt garantieren wird." Ins Detail ging Grosch nicht. "Es liefen im Vorfeld noch Verhandlungen über Grundstücke und es mussten noch ein, zwei Abstimmungsgespräche geführt werden."

Ein Meter höher würde reichen

Für Utz und Bramann steht fest, dass nur eine Maßnahme wirklich hilft, die eine Zufahrt über den Main nach Bad Staffelstein gewährleistet. "Für die Wiesener wäre immer noch eine Anhebung der Kreisstraße nach Unterzettlitz am besten. Wie hoch genau, das müssen die Fachleute klären", betont Bramann. Utz fügt hinzu, dass schon eine geringe Anhebung helfen kann, wenn nur genug Durchläufe unter der Straße geschaffen werden. Dies verhindere auch, dass sich das Wasser an anderen Stellen aufstaut. Die beiden schätzen, dass eine Erhöhung der Straße um einen Meter locker reichen würde.

Es geht also um diesen Meter. Vielleicht sogar weniger, dann läge das Teilstück der Straße in Hochwasserzeiten im Trockenen. Bramann weist darauf hin, dass den Wiesenern völlig klar sei, dass eine teure Variante, etwa eine eigene, millionenschwere Flutbrücke nicht zur Debatte steht. Der Kreisrat betont, dass es vor allem um die Sicherheit im Notfall geht: "Bis ein Notarzt außen herum vom Klinikum über Neubanz und Nedensdorf zu uns kommt, kann es im Ernstfall schon zu spät sein." Die Verbindung über Unterzettlitz zu sichern, sei daher die einzig dauerhafte Lösung.

Ob es sich dabei auch um die "smarte" Variante handelt, die heute in der Sitzung vorgeschlagen werden soll, bleibt abzuwarten. Andreas Grosch vom Landratsamt spricht davon, dass das Problem "in enger Abstimmung mit dem Kreisbauhof und der Stadt Bad Staffelstein" ein für alle mal behoben werde. Und auch die Bahn sei mit im Boot und habe einen guten Beitrag geleistet.

In Wiesen hofft man darauf, dass jetzt, wo die Bahn vor Ort am Bauen ist, etwas voran geht. Bei einer Versammlung mit einem Vertreter der DB im Jahr 2011 habe dieser erwähnt, es sei nicht auszuschließen, dass sich das Unternehmen an den Kosten beteiligen würde.
Utz sieht es vor allem von der pragmatischen Seite: "Wenn die Baugeräte für die ICE-Strecke sowieso schon da sind, könnte man das doch quasi gleich mit machen", sagt er und deutet dabei auf die weißen Bagger, die in der Ferne stehen. Gleich gegenüber vom Punkt, an dem die Messlatte am Wiesener Hochwasserdamm steht.