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Politik mahnt Hilfe für Scherer und Trier an


Autor: Tobias Kindermann

Michelau, Montag, 10. März 2014

Hinter den Kulissen wurde lang um eine Zukunft für Scherer und Trier gerungen. Nun hat das Unternehmen einen Insolvenzantrag gestellt. Doch es gibt auch positive Signale.
Scherer und Trier hat einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht in Coburg gestellt. Foto: Ramona Popp


Am Montagfrüh war es noch ein Gerücht, wenig später kam die Bestätigung vom Amtsgericht: Scherer und Trier hat einen Eigenantrag auf Insolvenz gestellt, bestätigte Sprecher Christian Pfab. Damit ist klar: Die Bemühungen der vergangenen Monate, dem angeschlagenen Unternehmen eine Zukunft zu geben, sind vorerst gescheitert.

2300 Personen sind beim zweitgrößten Unternehmen im Landkreis beschäftigt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde vom Amtsgericht Joachim Exner von der Nürnberger Rechtsanwaltskanzlei Dr. Beck und Partner bestellt. Seit einem Jahr war das Unternehmen auf der Suche nach einem Investor, sagte die Firmenleitung noch Ende Januar. Auch andere Lösungen würden geprüft. Eine Entscheidung werde in den nächsten Monaten erwartet.

Exner gibt sich in einer ersten Stellungnahme verhalten optimistisch: Die Produktion werde auf dem derzeit hohen Niveau aufrecht erhalten, so dass der Geschäftsbetrieb nahtlos fortgeführt werden könne, betonten Exner und Geschäftsleitung in einer Mitteilung. "Die Stabilität der Lieferkette zu den Automobilherstellern wird weiterhin vollumfänglich gewährleistet."

Auch in anderer Hinsicht gibt es positive Signale: Am frühen Nachmittag wurde die Belegschaft über die Situation informiert. Derzeit bestehen keine Lohnrückstände. Löhne und Gehälter sind für die nächsten drei Monate über das Insolvenzgeld abgesichert. Derzeit kümmert sich Exner um die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes. Die Auftragslage bei Scherer und Trier sei gut. Insolvenz haben die deutschen Gesellschaften der Scherer und Trier-Gruppe angemeldet, ausländische Betriebsteile sind nicht betroffen.

Für Landrat Christian Meißner (CSU) kam die Entwicklung nicht ganz überraschend. Er habe in den vergangenen Monaten versucht, an einer tragfähigen Lösung mitzuarbeiten, um eine Insolvenz abzuwenden. Er mahnt Unterstützung der bayerischen Staatsregierung an: "Quelle in Fürth, Loewe in Kronach, Siemens in Bad Kissingen - das alles sind Beispiele für die tatkräftige Unterstützung durch den Freistaat Bayern in vergleichbaren Situationen. Ich fordere dieses Entgegenkommen auch für den Landkreis Lichtenfels. Die Staatsregierung darf nicht wie im Oktober 2000, als bereits schon einmal mehr als 1400 Arbeitsplätze durch Insolvenz verloren gingen, abseits stehen."

Die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner (CSU) betont; "Die Technologien von Scherer und Trier sind zukunftsträchtig und die Produkte nachgefragt. Daher gilt es nun, Möglichkeiten zu finden, das Know-how von Scherer und Trier in Deutschland zu halten." Auch der Landtagsabgeordnete Jürgen Baumgärtner (CSU) macht Hoffnung: "Das muss nicht das Ende für das Unternehmen als Familienbetrieb bedeuten."