Platz aus Pflastersteinen für die Pilger
Autor: Matthias Einwag
Vierzehnheiligen, Donnerstag, 12. Mai 2016
Otto Hellmuth (86) aus Wolfsdorf pflasterte vor genau 50 Jahren die Fläche zwischen Basilika und Kloster Vierzehnheiligen.
Wenn Steine reden könnten... Die Pflastersteine auf dem Platz vor der Basilika Vierzehnheiligen könnten sicher viel erzählen. Zigtausend Wallfahrer trampeln ihnen Jahr für Jahr auf den buckligen Köpfen herum. Wenn die Steine sehen und reden könnten... Dann würden sie erzählen von Erzbischöfen, Wallfahrern und Soldaten, Hochzeitspaaren, Kirchenschweizern, Konzertbesuchern und Organisten - aber auch von Pferden, Hunden, Katzen und Spatzen, die im Lauf der Jahrzehnte auf dem Platz weilten. Doch Kopfsteine haben weder Augen noch Ohren und auch keinen Mund. Also muss der Handwerker für sie sprechen, der sie einst bearbeitet hat: Otto Hellmuth.
Der 86-Jährige aus Wolfsdorf arbeitete ab 1948 zehn Jahre lang als Hausmaurer für das Kloster.
Ab diesem Zeitpunkt war Otto Hellmuth Vorarbeiter beim Staffelsteiner Kreisbauzug. Vierzehnheiligen gehörte damit weiter zu seinem Zuständigkeitsbereich. Zusammen mit zwei Kollegen erhielt er 1966 den Auftrag, den Platz neben der Basilika, zwischen Franziskusbrunnen und Kloster, neu zu pflastern.
Drei Monate Bauzeit
Anfang März 1966 begannen die Pfasterer damit, Richtschnüre zu ziehen und dann die Granitsteine aus dem Fichtelgebirge nach und nach zu verlegen. Bis Ende Mai dauerte die schwere körperliche Arbeit, die meist in gebückter Körperhaltung ausgeführt werden musste. Die gesundheitlichen Spätfolgen bekommt der ehemalige Pflasterer jetzt, im Alter, zu spüren. Im Frühjahr 1966 fuhr Otto Hellmuth täglich mit dem Moped von seinem Wohnort Wolfsdorf nach Vierzehnheiligen zur Arbeit. Wie viele Granitsteine er und seine Kollegen auf der Ostseite der Basilika verlegten, weiß er nicht. Dass er aber die dreizeilige Wasserrinne in der Platzmitte anlegte, das weiß er noch ganz genau. "Die hab' ich gemacht", sagt er und weil seine Arbeit nach 50 Jahren noch aussieht, als wäre es erst vor kurzem entstanden, ist er ein wenig stolz auf sein Werk, auch wenn andere es nur mit Füßen treten.
Die einzige Vorgabe fürs Pflastern sei gewesen: Die schönere Seite des Steins soll oben liegen. Die Arbeiter sparten bei ihrer flächendeckenden Tätigkeit drei Fleckchen aus, in die ein Gärtner dann Ahornbäume setzte. Die Bäume stehen noch heute.