Am Freitag beginnt das Schützenfest. Vorher gibt es für die Schausteller viel zu tun - und für Dieter Brandmeier. Monatelang hat er alles geplant.
Zwei große Lkw fahren am regnerischen Vormittag durch die Coburger Straße. Vor der Einfahrt zur Schützenstraße bleiben sie stehen. Warnblinkanlage an, Straße verstopft. Das dauert aber nur wenige Minuten. Dann biegen sie nach rechts ab und fahren auf den Schützenplatz. Dort laufen schon seit Tagen die Vorbereitungen für das Lichtenfelser Schützenfest. Sie reihen sich ein in die vielen Laster, die schon ihren Platz gefunden haben. Die meisten Schausteller sind bereits da. Nachdem die beiden Fahrzeuge mit der Riesenschaukel namens "Artistico" an Bord nun eingetroffen sind, fehlt nur noch eine Bude, dann ist das Aufgebot komplett.
Direkt aus Goslar sind die beiden Fahrer des "Artistico" noch in der Nacht nach Lichtenfels gefahren. Bis Mitternacht war das Fahrgeschäft noch im Betrieb. Vier Stunden dauerte der Abbau, um vier Uhr morgens ging es weiter nach Franken, erzählen die Fahrer. Der Chef kommt erst am nächsten Tag nach. Deshalb bauen sie die 45 Meter hohe Schaukel heute noch nicht vor der Stadthalle auf.
Einzigartig im ganzen Land
Direkt daneben ist man schon etwas weiter. Die Männer vom "Devil Rock" sind seit gestern hier. Wenn alle vier mit anpacken, dauert der Aufbau des Fahrgeschäfts mit 24 Metern Durchmesser drei Tage. Rund 2000 einzelne Teile müssen dabei verbaut werden, schätzt der Chef, Jens Steffen: "Das ist ein ganz schönes Puzzle." In seinen Händen hält er eine Fernsteuerung. Damit bewegt er den Kran, der die großen, schweren Teile vom Lkw holt. Sieben Betriebsjahre hat Steffens Fahrbetrieb schon auf dem Buckel. Doch so ein Gerät kann beinahe ewig halten. "Das ist wie bei einem Oldtimer: Es kommt immer auf die richtige Pflege an", erklärt er.
"Das ist das einzige Fahrgeschäft dieser Art in Deutschland", sagt Dieter Brandmeier. Der Platzmeister des Schützenfestes kennt das Gelände wie kein anderer. Seit 1982 organisiert er den Festplatz mit, seit 2001 ist er Erster Platzmeister. "Das ist eine Jahresarbeit", sagt er, während er über den Platz läuft. Seine Unterlagen stets unter den Arm geklemmt, hier und da begrüßt er die Schausteller mit einem Händeschütteln.
45 sind in diesem Jahr gekommen. Die Bewerbungen aber, die er jedes Jahr bekommt, füllen drei bis vier Aktenordner, sagt er. Ende Oktober ist die Bewerbungsfrist dann vorbei, im Januar gibt es die Verträge. Zwei Wochen vor dem Schützenfest reisen die ersten der insgesamt rund 200 Leute an, die in den kommenden Tagen auf dem Festplatz arbeiten. Am Donnerstagabend muss alles stehen, denn Freitagmorgen nimmt das Landratsamt das Gelände ab.
Mischung, Platzierung, Route
Dazwischen ist Brandmeier mit der Planung beschäftigt. Er breitet eine Skizze des Geländes auf dem Tisch aus, mit allen Geschäften und Buden darauf. Bei der Platzverteilung müsse man auf die Mischung achten, sagt er. "Es muss für jeden etwas dabei sein."
Die Platzierung sei aber ebenfalls wichtig, denn nicht jedes Geschäft funktioniere an jeder Stelle, erklärt er. So könne er gegenüber eines Geschäfts, vor dem die Menschen gerne zum Zuschauen stehen bleiben, kein anderes Fahrgeschäft stellen. Sonst habe derjenige eine "Arschparade", wie es im Schausteller-Jargon heißt.
Für die Schausteller muss das Fest dazu in die jeweilige Tour-Route passen. Umwege machen sie nur ungern. Daher stimmt sich Brandmeier bei der Planung auch mit den Platzmeistern aus Kronach und Hof ab. Dort finden kurz nach dem Lichtenfelser Schützenfest ebenfalls große Volksfeste statt.