Phoenix-Chef Jürgen Christ attackiert?
Autor: Ramona Popp
Altenkunstadt, Donnerstag, 16. Oktober 2014
Die Modellfluggruppe Phoenix möchte bei Zeublitz weiter ihrem Hobby nachgehen, verspürt aber seit Jahren Gegenwind. Jetzt wurde das Auto des Vorsitzenden beschädigt. Jürgen Christ sieht einen Zusammenhang.
Im September erst der Ortstermin für den Petitionsausschuss, Ausgang offen. Um das Baurecht für einen 2,50 Meter hohen Schutzzaun - vom Luftamt gefordert - geht es, aber nicht nur. Für die 31 Mitglieder der Modellfluggruppe Phoenix steht das Vereinsgelände auf der Kippe. Jetzt wurde auch noch das Auto des Vorsitzenden mutwillig beschädigt. Der vermutet eine gegnerische Aktion und hat eine Belohnung von 1000 Euro für Hinweise zur Ermittlung des Täters ausgesetzt. Das Auto wurde mit einem Gegenstand auf der gesamten Fahrerseite, vom Kotflügel bis zur Heckklappe, verkratzt. Der Schaden dürfte mindestens 1500 Euro betragen. "Was kommt als Nächstes?", fragt sich Vorsitzender Jürgen Christ.
Ein langes Hin und Her
Seit fünf Jahren schwelt der Streit um das Vereinsgelände, eine gepachtete Wiese zwischen Zeublitz (Gemeinde Altenkunstadt) und Wolfsloch (Gemeinde Hochstadt). Seit vier Jahren üben die Modellflugfreunde dort ihr Hobby aus. Zweimal sahen die Gerichte nach mehreren Instanzen das Recht auf der Seite des Vereins. Einmal ging es um die Genehmigung durch das Luftamt, einmal um die Zufahrt zum Grundstück. Inzwischen haben die Mitglieder zwar eine unbefristete Aufstiegsgenehmigung für Modellflieger. Aber den für bestimmte Modelltypen erforderlichen Schutzzaun dürfen sie nicht bauen, zumindest hat die Gemeinde Altenkunstadt mit Verweis auf den Flächennutzungsplan, der nur landwirtschaftliche Nutzung vorsehe, das untersagt. Es gehe aber nicht nur um den Zaun, sondern "um die Sportstätte selbst", erläutert das Landratsamt. Start- und Landebahn, Stellplätze und Schutzzaun stellten ein Gesamtbauvorhaben dar, das im Außenbereich errichtet werden soll und nur zulässig sei, wenn die Gemeinde ihr Einvernehmen erteilt. Doch tatsächlich errichtet werden soll nichts, außer dem Zaun, der bis jetzt ja auch nicht da ist.
Christ weiß, dass der Verein nicht bei allen Bürgern willkommen ist; er führt das überwiegend auf Unwissenheit und Fehlinformationen zurück und betont, dass er immer wieder das Gespräch suche. So war das auch, als sich jemand an seinem Auto ausließ. Es geschah wohl gerade zu der Zeit, als der Vorsitzende mit einem Vereinskollegen das Kirchweihfest in Wolfsloch besuchte. Man versuche, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, aufzuklären mit sachlichen Argumenten.
Keine Beschwerden dokumentiert
Derweil sind Aussagen von Gegnern im Umlauf, die objektiven Prüfungen nicht standhalten. So wird behauptet, um Anzeige bei der Polizei wegen Lärmbelästigung zu erstatten, müsse man die Namen der Verursacher kennen, ansonsten verlaufe jeder Anruf auf der Dienststelle im Sande. Selbstverständlich könne man bei einer Ruhestörung Anzeige gegen Unbekannt erstatten, betont Harald Göring von der Lichtenfelser Polizei. Er widerspricht auch der Aussage eines Kommunalpolitikers, es seien mehrfach Beschwerden wegen des Lärms bei der Polizei eingegangen und diese seien dokumentiert worden. Bis zum Jahr 2010 zurück hat Göring nachgeschaut, wie er auf Nachfrage wissen lässt, und keine Aufzeichnung eines entsprechenden Anrufes gefunden - weder aus Wolfsloch noch aus Zeublitz.
Das heißt natürlich noch lange nicht, dass sich nicht Bürger von Modellfliegern gestört fühlen. Lärmempfindlichkeit ist bekanntlich unterschiedlich ausgeprägt. Die Feststellung einer Bewohnerin von Wolfsloch, dass der Flugbetrieb für sie ein erheblicher Verlust an Lebensqualität sei, selbst wenn die Lärmbelästigung die Grenzwerte einhalte, müssen die Vereinsmitglieder zur Kenntnis nehmen.
Für Flugmodelle mit Verbrennungsmotor, bis zu fünf Kilo Gewicht und einem Geräuschpegel von 72 Dezibel hat der Verein eine Genehmigung, und nur für den Einsatz dieser Modelle gilt eine zeitliche Einschränkung. Zum Vergleich: Um die 80 Dezibel erreicht ein vorbeifahrendes Auto oder ein Rasenmäher. Für Modellflugzeuge unter fünf Kilogramm und ohne Verbrennungsmotor bedarf es überhaupt keiner speziellen Aufstiegsgenehmigung. Sämtliche Flüge auf dem Vereinsgelände, die Modelle und die Piloten sind in einem Aktenordner dokumentiert. "Wir fliegen zu 96 Prozent elektrisch", sagt Jürgen Christ. Im letzten Jahr hätte es insgesamt 40 Flüge mit Verbrennungsmotoren gegeben. Die Sorge, dass motorisierte Brummer häufiger ihre Runden drehen würden, wenn es erst den Schutzzaun gebe, sei unbegründet. Vielmehr dürften jetzt größere Segler - also leisere Flugzeuge - wegen des fehlenden Zaunes nicht starten. Ein Umstand, der für den Verein im sportlichen Wettbewerb ein Manko darstellt. "Unsere Baye rischen, Deutschen, Europa- und Weltmeister fliegen zurzeit im Namen von Kulmbacher Vereinen und repräsentieren nicht nicht den Landkreis Lichtenfels."