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Pfarrer Alt verlässt Banz nach 42 Jahren


Autor: Matthias Einwag

Kloster Banz, Dienstag, 06. August 2019

Seit 42 Jahren ist Hans-Werner Alt Pfarrer von Altenbanz und Banz. Diesen Monat wird er 75 Jahre und somit aus Altersgründen von seien Pfarreien entbunden. Im September zieht er in ein Kloster. In welches, das möchte er nicht verraten.
Pfarrer Hans-Werner Alt vor Ambo und Altar der Banzer Stiftskirche, die er vom Künstler Klaus Backmund hat gestalten lassen.Matthias Einwag


"In 42 Jahren habe ich nicht ein Jahr gehabt ohne Baustelle", sagt Hans-Werner Alt. Die Liste dessen, was der Geistliche in Altenbanz, Banz und Nedensdorf baulich geleistet hat, ist lang. Nun geht Pfarrer Alt, der seit seinem 33. Lebensjahr im Banzgau wirkte, in den Ruhestand. Ganz freiwillig geschieht das nicht: "Das ganze nächste Jahr bräuchte ich, um noch Dinge zu vollenden", sagt er, doch der Erzbischof verabschiede ihn, wie alle Pfarrer, mit Vollendung des 75. Lebensjahres.

Über seine Zukunft verrät er nur wenig. Ins Kloster werde er gehen, in welches, das möchte er aber nicht verraten. Der Pfarrer von Bad Staffelstein werde künftig als Pfarrverweser für die Pfarreien Altenbanz und Banz zuständig sein, ein Kaplan werde im Altenbanzer Pfarrhaus wohnen.

"Ich habe 42 Jahre renoviert, weil die Gebäude beider Pfarreien am Boden waren", sagt Hans-Werner Alt rückblickend. Als der 1971 zum Priester Geweihte 1977 in den Banzgau kam, seien beide Pfarreien verschuldet gewesen. "Das ist heute nicht mehr so", resümiert er, "aber was ich gebaut und angeschafft habe, ist bezahlt."

Das Pfarrhaus in Banz habe er als Bauruine übernommen, das in Altenbanz sei nicht viel besser gewesen. Beide Pfarrhäuser habe er von Grund auf sanieren lassen. Zweimal sei die Altenbanzer Kirche St. Laurentius renoviert worden, und die Banzer Stiftskirche "ist eine Dauerbaustelle". Die Nedensdorfer Kirche habe er ganz sanieren und eine Sakristei anbauen lassen.

Außen und innen saniert

Weil es in die Stiftskirche hineinregnete, fährt Hans-Werner Alt fort, habe er zunächst das Dach neu decken lassen. Es folgten die Installation einer elektrische Anlage und der Umbau der Krypta zur geheizten Winterkirche. Altar und Ambo wurden von dem Künstler Klaus Backmund neu gestaltet. Renoviert wurde auch die Außenfassade der Stiftskirche; die Muttergottes-Skulptur und die beiden Engel auf der Balustrade wurden dabei durch maßstabsgetreue Kopien ersetzt.

"Die Orgel ist ein Jahrhundertwerk", fährt er fort, als er resümiert, was in Banz alles unter seiner Verantwortung gemacht worden ist. Der Heilige Geist habe mitgeholfen, dass es gelang, die Seuffert-Barockorgel zu erwerben: "Wir haben die beste Barockorgel am Main", schwärmt er. Doch diese Orgel hat auch ihren Preis. Die jüngste Reinigung kostete 45 000 Euro.

Mit Orgeln Bleibendes geschaffen

Grundsaniert musste ferner das Jugendhaus St. Benedikt in Altenbanz werden. Die Altenbanzer Kirche erhielt unter anderem eine neue Sakristei und sie wurden in den vergangenen Jahren für rund eine Million Euro saniert. 250 000 Euro kostete die neue Orgel für Altenbanz. "Das war meine sechste Orgel", zählt Hans-Werner Alt auf, "drei in Banz, eine in Altenbanz, eine in Nedensdorf und eine im Kloster Kirchschletten."

Doch was bringt einen Geistlichen dazu, sich so sehr beim Renovieren zu engagieren? "Wenn das Zeug kaputt ist, dann meldet sich das - wenn's Wasser zum Fenster reinläuft, muss man's halt machen", antwortet Pfarrer Alt in unkonventioneller Sprache.

Doch schließlich hat er nicht nur gebaut: Die Wallfahrt nach Eggenbach erweckte Hans-Werner Alt wieder zum Leben: In jährlichem Wechsel pilgern die Banzer und Altenbanzer Pfarrkinder nach Eggenbach und Vierzehnheiligen.

Seelsorglich war ihm die Jugendarbeit besonders wichtig. In Altenbanz gründete er einen Jugendchor, der heute rund 30 Mitglieder hat und von Yvonne Spindler und Siggi Trütschel geleitet wird. Am 13. Oktober, wenn in Banz das 300. Kirchweihjubiläum zusammen mit dem offiziellen Abschiedsgottesdienst Pfarrer Alts stattfindet, wird dieser Chor den musikalischen Rahmen schaffen. "Ich habe versucht, seelsorglich hier etwas mit der Jugend aufzubauen", sagt er, deshalb habe er auch Meditationskurse geleitet.

Wichtig sei ihm stets die Sterbebegleitung gewesen, sagt er. Hierbei, wie in der gesamten Seelsorge, komme es darauf an, glaubwürdig zu sein: "Die beste Predigt von einem Pfarrer taugt nichts, wenn der Anschauungsunterricht seines Lebens nicht da ist. Die Predigt, die ich in der Kirche halte, muss abgedeckt sein durch mein Leben."

Kindheit und Jugend

Geboren ist Hans-Werner Alt 1944 in Kladrau in Böhmen. Seine Eltern hatten sich in Marienbad kennengelernt, wo seine Mutter als Krankenschwester in jenem Militärlazarett eingesetzt war, in dem sein Vater eine Verwundung auskurierte. Nach dem Krieg bekleidete der Vater, der einer der wenigen Stalingrad-Überlebenden war, Stellen als Lehrer in Breitengüßbach und Zückhut, später in Lauf. Hans-Werner Alt wuchs als ältestes von vier Kindern (drei Jungen, ein Mädchen) auf und trägt bis heute in Lauf wegen des Berufs seines Vaters den Spitznamen "Schul-Hans". Gern erinnert er sich an seine Kindheit in Zückshut, wo er Gänse hütete und in einem Steinbruch spielte, den er als Junge als sehr groß empfand. Als er diesen Ort später als Erwachsener aufsuchte, stellte er amüsiert fest, dass der Steinbruch winzig ist.

Baumeister von Banz

"Ich will eueren Weg mitgehen", sagte Hans-Werner Alt einst bei seiner Amtseinführung in Altenbanz. Jetzt fügt er hinzu: "Und das mach' ich auch in Zukunft." Seine Aufgabe sei es, den Menschen zu helfen, einen Weg zu Gott zu finden. Dass er den Ruf als Baumeister von Banz trägt, ist dem Umstand geschuldet, dass vieles gemacht werden musste. "Gebaute Theologie" nennt er die einstige Klosterkirche, die er nach Kräften zu erhalten suchte. Die über die Jahrhunderte verloren gegangenen Ausstattungsteile wusste er akribisch und detailgetreu zu ergänzen.

Bekannt im weiten Umkreis sind seine Fatschenkinder, jene Jesuskinder aus Wachs, die er leidenschaftlich sammelte und alljährlich um die Weihnachtszeit ausstellt. Wie viele es inzwischen sind? "Ich hab keine Ahnung, ich weiß es wirklich nicht", antwortet er.

Seine Liebe gilt zudem den Engeln und Putti in Banz. Auf Altären und Baldachinen ergänzte er nach und nach, was unter den verschiedenen Vorbesitzern des ehemaligen Klosters verschwand. Fertig geworden ist er auch mit den Engeln noch nicht: "Da muss ich noch ein paar rekonstruieren - es fehlen noch acht Stück."

Theologischer Kirchenführer

Für die Zeit seines Ruhestandes im Kloster hat er sich unter anderem vorgenommen, einen theologischen Kirchenführer über Banz zu schreiben. Das Grobgerüst liege bereits vor.

"Und dokumentieren muss ich noch viel", ergänzt er, denn es gelte, den nachfolgenden Generationen aufzuzeigen was wann wie und warum gemacht wurde.

"Wenn ich damals gewusst hätte, was ich hier arbeiten muss, hätte ich den Mut dazu nicht gehabt", sagt er mit Blick auf die 42 Jahre in Altenbanz und Banz.