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Perserkater wohnt mit im Pfarrhaus


Autor: Markus Häggberg

Ebensfeld, Sonntag, 14. Sept. 2014

Grzegorz Grinn stammt aus einer Stettiner Akademikerfamilie. Weil es sein Bischof so wollte, lebt er nun in Kleukheim. Ein Porträt.
Pfarrvikar Grzegorz Grinn mit seinem Perserkater "Happy" im PfarrhausFoto: Markus Häggberg


Andrzej Dziega - wenn der nicht gewesen wäre. Aber der Stettiner Erzbischof befand nun mal, dass jemand aus seiner Diözese in Deutschland Fundamentaltheologie studieren sollte. Das war dann Grzegorz Grinn. Seit kurzem ist der 33-Jährige Pfarrvikar in Ebensfeld und mit zuständig für fünf Pfarreien.

Heimweh? Ja, gelegentlich. Aber seit vier Jahren ist der junge Mann aus Polen schon in Deutschland, da legt man das ein wenig ab und nimmt ein bisschen fremde Mentalität an. Obwohl - die Mentalität der Menschen seiner Heimat und die derer aus Franken sei gar nicht so verschieden, findet Grinn.

"Wie alt bist du?", so laute die ihm am häufigsten gestellte Frage. Den Grund dafür weiß Grinn wohl, denn er sieht in manchen Momenten sogar noch jünger als 33 aus. Der Mann, der im Pfarrhaus in Kleukheim wohnt, schmunzelt, ihm wurde hier schon gesagt, dass man "noch nie einen so jungen Pfarrer gehabt" habe. Darum trickst er auch ein bisschen, denn statt sein Alter zu benennen, erzählt er lieber davon, dass er schon acht Jahre im Priesterstand ist.

Seine Familie sei "normal religiös", meint der Stettiner. Eine Akademikerfamilie, die Eltern Ingenieure, die Schwester Professorin für Biologie. Er selbst hat Fundamentaltheologie studiert, und einen Doktortitel hat er auch. Über die fundamentaltheologischen Studien von Leszek Kolakowski hat er promoviert. Auch hätte er sich vorstellen können, noch weiter zu studieren. "Aber wenn der Erzbischof was sagt, muss man gehorchen", sagt Grinn und schmunzelt wieder. "Und es sind ja nur sechs Stunden Fahrt bis in die Heimat."

"Gott gibt Gnade"

Seine eigenen Empfindungen, die er als Neuankömmling in Ebensfeld und Kleukheim und bei Bevorstehen eines Richtungswechsels im Leben hat, orientieren sich am Glauben. "Ich bin der Meinung, Gott gibt immer die richtige Gnade." In der Praxis aber hilft ihm noch etwas: "Ich war Pfadfinder, ich brauche nur ein Bett."

Seit dem 2. September ist Grinn mitsamt seinem Perserkater "Happy" vor Ort in Kleukheim, seitdem ist sein Alltag bestimmt vom Knüpfen von Kontakten, vom Kennenlernen der Umgebung, vom Vorbereiten der Predigten.

Aber am 2. September kam er nicht zum ersten Mal nach Kleukheim. Er lebte ja in Bamberg, und als er im Juli durch Erzbischof Ludwig Schick von seiner Versetzung erfuhr, machte er sich spontan auf den Weg, um sich im Ort umzusehen und die Kirche St. Wolfgang anzuschauen.

Vorerst drei Jahre lang wird Grinn in Kleukheim bleiben. So ist es bischöflich bestimmt. Irgendwann in dieser Zeit möchte er sich selbst noch eine Belohnung für seine Doktorarbeit gönnen. Es handelt sich hierbei um die Besteigung des Mont Blanc. Der Mann ist kletterbegeistert.