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Perfektion mit vier Händen auf Schloss Oberau


Autor: Andreas Welz

Bad Staffelstein, Sonntag, 16. Sept. 2018

Franziska und Florian Glemser begeisterten mit ihrem anspruchsvollen Spiel auf Schloss Oberau bei Bad Staffelstein.
Franziska und Florian Glemser überzeugten beim Konzert auf Schloss Oberau.  Andreas Welz


Illustre Töne durchströmten beim letzten Konzert der Saison die ehrwürdigen Räume des Schlosses Oberau. Die Kultur-Initiative Bad Staffelstein hatte zu einem Klavierkonzert eingeladen. Die Nachwuchspianisten Franziska und Florian Glemser hatten für diesen Abend ein Programm mit bekannten und unbekannten Klavierstücken für zwei und vier Hände zusammengestellt.

Auf dem Programm standen Werke von Schubert, Bach, Debussy, Ajax und Johannes Brahms.

Ungewohnt für die Freunde der Kammermusik war das "Valse déconstruite für Klavier zu vier Händen" des schwedischen Komponisten Henrik Ajax (geboren 1980), der bei dem Konzert seiner Lieblingspianisten persönlich anwesend war.

Immer originell

Franziska und Florian Glemser sind für ihre abwechslungsreichen und originellen Konzertprogramme bekannt, in denen vierhändige Klaviermusik mit solistischem Repertoire durchmischt wird, der Komponist wiederum für seine originellen Ideen. So überraschte das Stück mit ungewohnten Klängen.

Florian Glemser griff unter dem Schalldeckel in die Saiten des Flügels und erzeugte dabei sphärische Klänge. Franziska ließ mit der linken Hand lustige Klangperlen durch den Raum schweben, während sie mit der rechten Hand mittels eines Paukenschlegels auf den Flügel eindrosch.

Mit den folgenden Choralvorspielen von Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) versöhnte Franziska Glemser das überwiegend ältere Publikum. Sie wählte eine Bearbeitung von Ferrucio Busoni (1866 - 1924), eines italienischen Pianisten. Die bekannten Sätze wie "Wachet auf ruft uns die Stimme" oder " Nun freut euch liebe Christengemein" interpretierte sie verhalten und gefühlvoll, aber auch mit lebhafter Betonung. Als eine in allen Feldern des Ensemblespiels erfahrene Musikerin vermochte sie diesem komplexen wie filigranen Repertoire emotionale Zwischentöne und Farben zu entlocken.

Nach der Pause stand Claude Debussy (1862 - 1918) auf dem Programm. Florian Glemser entdeckte die kreativen Aktivitäten des französischen Komponisten, die während seiner Schaffensphase in Rom in einem neuen Licht erschien.

Zauberhafte Atmosphäre

Hier funkelte und glitzerte es, hier wurde vom ersten Takt an eine zauberhafte Atmosphäre geschaffen, die den Hörer sofort in den Bann zog. Der junge Nachwuchspianist stellte sich als enorme Begabung mit seiner Gedächtnisleistung und brillanten Fingertechnik vor.

Werke von Joannes Brahms (1833 - 1897) beschlossen das Konzert. Die vierhändigen Stücke erzählten von böhmischen Träumen und romantischen Volksliedern. Den musikalischen Reigen eröffneten die Pianisten mit den sechs Fantasien "Souvenir de la Russie". Eine eigenwillige Interpretation der russischen Nationalhymne oder romantische Volkslieder im Walzertakt überzeugten. Nach drei "Vorhängen" gab es noch eine Zugabe: Schuberts Militärmarsch in D-Dur. Der Parforceritt über einen pompösen Marsch mangelte nicht an hämmernder Aggressivität, feierlichen Gesten und betulicher Kantabilität.

Schlossherrin Benedicta Freifrau von Dungern begrüßte an diesem Abend auch viele neue Gäste. Rund 30 Teilnehmer einer Geburtstagsfeier kamen aus Bayern, Thüringen und der Schweiz. Ihr besonderer Dank galt den Organisatoren der Kunstinitiative Bad Staffelsteins. "Im kommenden Jahr wird die Konzertreihe auf Schloss Oberau fortgesetzt", versprach sie.