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Vierzehnheiligen: Pater Christoph verlässt den Orden


Autor: Matthias Einwag

Vierzehnheiligen, Mittwoch, 11. Januar 2017

Christoph Kreitmeir, der bis vor kurzem dem Franziskanerkonvent Vierzehnheiligen angehörte, wird aus der Ordensgemeinschaft austreten.
Pater Christoph Kreitmeir in der Votivkammer der Basilika Vierzehnheiligen Foto: Matthias Einwag


In einem persönlichen Gespräch eröffnete Pater Christoph Kreitmeir dem Provinzial der Deutschen Franziskanerprovinz, Cornelius Bohl, seine Absicht, aus dem Orden auszutreten. Der 54-Jährige sagte auf Anfrage dieser Zeitung: "Ich werde den Franziskanerorden verlassen. Bis auf weiteres bin ich noch Mitglied des Ordens." Er strebe jedoch die Exklaustrierung an und werde sich um eine Stelle als Priester einer Diözese bemühen.

Exklaustrierung bedeutet, dass ein Ordensmitglied nicht mehr innerhalb der Klausur lebt. Das Ordensmitglied ist in dieser Zeit vom Gemeinschaftsleben befreit und ist nicht an die Klausurbestimmungen gebunden. Die Exklaustrierung stellt keinen Ausschluss aus dem Orden dar. Der Geistliche ist noch Ordensmitglied und an die Ordensgelübde gebunden, lebt aber außerhalb des Konvents.


"Es geht nicht um den Zölibat"

Begründend sagt Christoph Kreitmeir, dass er nach über 30 Jahren gemerkt habe, "dass diese Form des Ordens nicht mehr meine ist". Er werde nach dem Verlassen des Ordens jedoch weiter katholischer Priester bleiben. "Es geht nicht um den Zölibat, es geht um eine Lebensform, die mir nicht entspricht", fährt er fort. Er gehe ohne Groll, denn es sei nichts Negatives vorgefallen. Er suche jedoch nach einer neuen Form: "Ich bin weiterhin Franziskaner, werde weiter in der Kutte auftreten."

Reduzieren werde er jedoch sein Engagement bezüglich öffentlicher Vorträge. "Es ist kein Bruch, es ist eine Wende", umschreibt Christoph Kreitmeir die Neuausrichtung seines Lebens.

Jenen, denen er seine Entscheidung mitgeteilt habe, hätten verständnisvoll reagiert, sagt Christoph Kreitmeir. "Ich erleb' grade ganz viel Rückenwind", ergänzt er, denn er wolle sowohl als Buchautor und Mitarbeiter einer katholischen Internet-Plattform stimmig und authentisch bleiben.


"Im Herzen Franziskaner bleiben"

Wichtig ist ihm, dass sein Schritt "kein Bumerang für meinen Orden wird". Es tue ihm für den Orden leid, dass er diesen Schritt tun musste, doch nun müsse er schauen, wie es für ihn persönlich weitergehe. "Ich werde im Herzen Franziskaner bleiben, nur die Form werde ich ändern", kündigt er an.

Pater Heribert Arens, der Guardian des Franziskanerklosters Vierzehnheiligen, bedauert den Schritt Pater Christophs: "Wenn einer von uns geht, tut das immer auch weh, vor allem, wenn man die Gründe nicht versteht. Wir werden versuchen, mit ihm zu reden, wenn er das möchte."


Lebens-Eckdaten


Kindheit Am 15. August 1962 wurde Christoph Kreitmeier als das sechstes von neun Kindern geboren.

Ausbildung Er studierte Sozialpädagogik (Dipl. FH) mit Schwerpunkt Nichtsesshaftenhilfe und katholische Theologie (Lic. theol.) mit Schwerpunkt Pastoraltheologie. Parallel dazu absolvierte er eine Ausbildung in Logotherapie (sinnzentrierte Psychotherapie).

Werdegang Seit 1984 ist Christoph Kreitmeir Franziskaner. Nach der Weihe zum Diakon 1995 kam er zum pastoralen Einsatz in der damaligen Franziskanerpfarrei St. Ludwig/ Nürnberg im Arbeitermilieu. Dort wurde er 1996 zum katholischen Priester geweiht und konnte sich neben der vielfältigen Pfarrarbeit auf die logotherapeutische Begleitung von Ratsuchenden und auf die Begleitung von Trauernden konzentrieren. Von 1997 bis 1999 absolvierte er eine Ausbildung in "Personenzentrierter Gesprächsführung". Von 1998 bis 2004 engagierte er sich als Kurseelsorger und Pfarrvikar in Füssen im Allgäu sowie als Seelsorger in einer Klinik. Von September bis Oktober 2004 arbeitete er als Cityseelsorger und Vikar im damaligen Franziskanerkloster in Ingolstadt und von November 2004 bis Juni 2005 als Krankenhausseelsorger in Bad Tölz. Von Juni 2005 bis September 2016 war er im Franziskanerkloster Vierzehnheiligen unter anderem als Wallfahrtsseelsorger, Hausvikar, Leiter des Wallfahrtsbüros und Betreuer von Informationszentrum und Homepage www.vierzehnheiligen.de tätig. Auf dem Gebiet der psycho-spirituellen Lebensberatung hielt er am Obermain zahlreiche Vorträge, die stets gut besucht waren. Innerhalb der deutschen Franziskanerprovinz engagierte er sich im "Web-Team" und in der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit. Seit Oktober 2016 ist er Mitglied im Konvent des Klosters Frauenberg in Fulda.

Publikationen Christoph Kreitmeir veröffentlichte fünf Bücher, unter anderem "Glaube an die Kraft der Gedanken". Zudem hat er eine Homepage (christoph-kreitmeir.de), der die Daten dieser Box entnommen sind.