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Oberlangheimer Krisengipfel oder: verschwunden im Funkloch


Autor: Redaktion

Oberlangheim, Mittwoch, 29. Juni 2016

Netzbetreiber und Politiker möchten die Situation verbessern. Aber Hoffnung machen sie wenig.
Funkloch-Jäger beim Diskurs: In Oberlangheim gibt es keinen Handyempfang. Foto: Linus Müller


Hans-Martin Rummenhohl war verschwunden. Auf dem Parkplatz in der Ortsmitte von Oberlangheim stand sein Dienstwagen der Deutschen Telekom, irgendwo in der Nähe musste er also sein. In wenigen Minuten sollte der Ortstermin beginnen, zu dem die CSU-Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner nach Oberlangheim geladen hatte. Normalerweise hätte irgendwer Rummenhohl einfach angerufen und so herausgefunden, dass er in der örtlichen Wirtschaft einen Kaffee trinkt. Aber Oberlangheim liegt im Funkloch.


Förderprogramm angeregt

Und eben dieses hatte Zeulner auch als Thema ausgegeben: Die "unzulängliche Mobilfunkversorgung im Stadtgebiet von Lichtenfels". Seit einigen Jahren schon köchelt die Problematik auf den Jurahöhen. Zu Beginn der Diskussion informierte Emmi Zeulner daher über die neuesten Entwicklungen: Sie hat das Problem bereits an das Staatsministerium von Ilse Aigner herangetragen.
Für die Finanzierung der Mobilfunkmasten hat sie ein Förderprogramm angeregt und seither "positive Signale empfangen".
"Ich hoffe, dass wir mit der Förderung vom Freistaat die Lücken in der Mobilfunkabdeckung schließen können", sagte Zeulner. Hierzu konnte Klaus-Peter Potthast vom Bayerischen Staatsministerium den Versammelten Mut machen: "Der Antrag auf Förderung hat gute Chancen im Landtag. Wir wollen möglichst schnell helfen." Förderung alleine reicht aber nicht aus: "Seitdem die Telekommunikation privatisiert wurde, zählt natürlich immer die Wirtschaftlichkeit. Am Ende des Tages muss ein Betreiber da sein", erklärte . Potthast.


Telekom baut keinen Mast

Das heißt: Ein Unternehmen muss die Mobilfunkantennen planen und betreiben, im Idealfall sogar mitfinanzieren. Für die Deutsche Telekom war deshalb Hans-Martin Rummenhohl den langen Weg nach Oberlangheim gefahren. "Ich muss klar sagen: Von unserer Seite ist eigenwirtschaftlich kein weiterer Ausbau geplant. Das rechnet sich wirtschaftlich einfach nicht", stellte er gleich zu Beginn fest. "Wenn Sie einen Mast bauen, können wir uns grundsätzlich vorstellen, diesen zu betreiben", ergänzte Rummenhohl in Richtung Emmi Zeulner, "aber die Probleme liegen im Detail."
Der Bau eines Mastes kostet etwa 250 000 Euro. Nach Einschätzung der Telekom müssten für eine funklochlose Abdeckung in Bayern 6000 weitere Masten gebaut werden. "Es gibt hunderte Oberlangheims in Bayern", stellt Rummenhohl fest. Das könnte für die Region zum Problem werden: Potthast erinnerte, dass in jedem Jahr nur eine bestimmte Anzahl an Mobilfunkmasten nachgerüstet werden können: "Es muss daher eine Priorisierung geben". Konkrete Angaben, wann und ob überhaupt bald in den Jurahöhen nachgerüstet wird, konnte er nicht machen.
Stellvertretend für die Anwesenden meldete sich der Lichtenfelser Stadtrat Roland Lowig (Wählervereigung Leuchsental-Jura) zu Wort. "Wir zahlen die gleichen Steuern wie alle anderen. Und wir zahlen auch unsere Beiträge an die Telekom. Wir möchten das gleiche Recht wie alle! Was ist denn, wenn jemand einen Autounfall hat oder ein Waldarbeiter sich verletzt?", echauffierte sich Lowig.
"Auf dem Berg dort oben ist zum Beispiel ein großer Zeltplatz. Es gibt dort keine Möglichkeit, jemanden anzurufen", erklärte er weiter. "Wie viele sind denn auf dem Zeltplatz?", fragte der Telekom-Sprecher. "Mir geht es nicht um Wirtschaftlichkeit, mir geht es um die Menschen", antwortete Roland Lowig. Menschen wie Gisela Hofmann, Bürgermeisterin der Gemeinde Königsfeld im Landkreis Bamberg. "Meine Eltern wurden gestern als Fußgänger von einem Auto erfasst, beide liegen im Krankenhaus. Ich stehe hier und habe kein Netz, ich bin nicht erreichbar", erzählte sie an den Minister gewandt. "Und wir klammen Gemeinden müssen nun auch noch die Mobilfunkanbindung mitbezahlen, nachdem wir schon so viel Geld in den Breitbandausbau gesteckt haben. Wenn es nötig ist, werden wir das tun, aber das kann doch eigentlich nicht sein", beschwerte sie sich.


"Nicht endlos Geld"

Für den Lichtenfelser Stadtrat waren die Zweite Bürgermeisterin Sabine Rießner (CSU) und Günter Lorenz vom Bauamt vertreten. Sie äußerten ebenfalls die grundsätzliche Bereitschaft, einen Mobilfunkmast mitzufinanzieren. "Aber wir haben auch nicht endlos Geld zur Verfügung. Vorher müssen wir wissen, wie hoch der Eigenanteil letztendlich ist." Potthast freute sich: "Es ist wichtig zu hören, dass die Bereitschaft da ist, einen finanziellen Beitrag zu leisten."
Emmi Zeulner hakte nach und wollte wissen, bis wann die betroffenen Bürger mit einer Mobilfunkantenne rechnen können. "Das kommt allein auf den Landtag an", musste Potthast eingestehen und dämpfte die Hoffnungen der Anwesenden mit der Aussicht auf eine sehr lange Wartezeit. "Es war sehr lohnend, die Nöte vor Ort konkret zu erfahren", zog Potthast für sich dennoch ein positives Fazit. "Wir werden schauen, dass wir gerade diese Gebiete anschließen", blickte Emmi Zeulner vorsichtig in die Zukunft. "Es wird jetzt sondiert. Ich bin zuversichtlich, dass man zeitnah eine Lösung findet."
Zuversichtlich wirkte Roland Lowig nicht, aber er äußerte dennoch die Hoffnung, "dass schnell etwas gemacht wird". Roland Lowig ist bei der Feuerwehr. Er weiß, wie wichtig die Netzanbindung in Notsituationen ist. Oder wenn jemand verschwunden ist.