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Neuer Laden bietet fair Geflochtenes


Autor: Ramona Popp

Lichtenfels, Donnerstag, 21. Februar 2013

In der Coburger Straße gibt es einen neuen Laden mit Flechtwaren. Carsten Baier, der sein Handwerk in Lichtenfels gelernt hat, wagt den Sprung in die Selbstständigkeit.
Carsten Baier vor seinem Laden in der Coburger Straße


Dass Besucher der Deutschen Korbstadt erst in der Tourist-Information fragen müssen, wo sie fußläufig Flechtwaren kaufen können, ist keine schöne Situation. Und auch die Lichtenfelser erleben nur einmal im Jahr, beim Korbmarkt, dass ihre Stadt wirklich diesem Titel gerecht wird.

Doch von ihrer Hände Arbeit zu leben, ist für heimische Korbflechter nicht so einfach, billige Import-Korbwaren gibt es zuhauf, und die Bewunderer hochwertiger Flechtprodukte sind leider nicht immer auch Käufer. Zwei schmucke Läden der Branche sind aus dem Stadtbild wieder verschwunden. Sie boten eine schöne Auswahl, aber zeigten wohl nicht den wirtschaftlichen Erfolg, um Bestand zu haben.

Es braucht schon Mut für den Schritt in die Selbstständigkeit.

Eine Existenz aufbauen

Carsten Baier hat das Schicksal, von staatlicher Grundsicherung leben zu müssen, nach Abschluss seiner Ausbildung zum Flechtwerkgestalter schon kennen gelernt. Zwei Jahre war er in Greifswald in einer Werkstätte für behinderte Menschen zum Aufbau einer Korbflechterei tätig.

Weil der Träger aber nicht an dieser neuen Abteilung festhielt, gab es für Carsten Baier dort keine Zukunft, obwohl ihm die Arbeit Freude machte. Zwischenzeitlich ist der aus der Kreisstadt Döbeln in Sachsen stammende 31-Jährige mit seiner kleinen Familie in Lichtenfels heimisch geworden. Und er fand, dass ein Laden, wie der, der ihm als sein eigener vorschwebte, hier noch fehlte. Zum Monatsanfang hat Carsten Baier nun in der Coburger Straße 30 eröffnet.

Vor Jahren führte Hildegard Mauscherning dort ihre Parfümerie, eine Anlaufstelle für edle Produkte und feine Geschenke. Danach herrschte bis auf einen Zwischenmieter Leerstand. Jetzt also Geflecht und Handwerk. Unter dem Motto "Fair flochten" bietet Baier eine große Bandbreite traditioneller und künstlerischer Flechtwaren an, neben selbst hergestellten auch welche von Rainer Groth und Henny Riedl, die sich beide im Landkreis als Korbflechter einen Namen gemacht haben.


Zusätzlich gibt es schöne und nützliche Dinge aus fairem Handel, "weil ich selbst gerne in solche Läden gehe, um mal ein Geschenk zu kaufen", wie Carsten Baier erläutert. Neben Fingerpüppchen und Fair-Trade-Schokobarren aus fernen Ländern hat er fleischfreie Brotaufstriche im Glas aus fränkischer Produktion im Regal. Ein bisschen Lebensphilosophie des Inhabers und eine Erinnerung an gemeinsame Brotzeiten an der Lichtenfelser Berufsfachschule, deren Atmosphäre auch was das Lernen angeht sehr nach seinem Geschmack war. Eine Werkstatt-Ecke gehört zum Korbmacherladen natürlich dazu, von da kann der junge Vater beim Arbeiten auch seine 15 Monate alte Tochter im Blick haben.

Seine Partnerin - übrigens auch gelernte Korbflechterin - ist inzwischen als Bauingenieurin wieder in Teilzeit im Beruf zurück. Mit seinem Geschäft befindet sich Carsten Baier neben Bio-Laden und Reisebüro in der Coburger Straße in guter Nachbarschaft. "Ich hoffe, dass es ankommt", sagt er.