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Neuer Chef für Gottes "Bodenpersonal"


Autor: Andreas Welz

Vierzehnheiligen, Freitag, 16. Oktober 2015

Die süddeutschen Mesner haben sich in Vierzehnheiligen getroffen. Klaus Brobst aus Augsburg ging aus der Wahl als Vorsitzender hervor. Auch Mesner haben durch Kürzungen existenzielle Probleme. Dabei tut sich die Kirche schwer, überhaupt geeignete Bewerber zu finden.
Der neue Vorstand der süddeutschen Mesnervereinigung mit EDrzbischof Schick. Vorsitzender ist Reinhard Brock (l.).


"Priester haben Arme, Beine und Augen, der Kopf aber ist der Mesner." So beschrieb Erzbischof Ludwig Schick, die "Heiligen Meister", die für die Vorbereitung einer Messe unentbehrlich sind. Bei der Eucharistiefeier im Rahmen der Zusammenkunft der Süddeutschen Mesnerverbände in Vierzehnheiligen legte Schick das Manuskript seiner Ansprache in den roten Aktendeckel zurück und erzählte den Mesnern aus allen Diözesen Süddeutschlands die Geschichte von seiner ersten Begegnung mit "Gottes Bodenpersonal".

Bei seinem ersten Gottesdienst als junger Kaplan sei er aufgeregt gewesen. Der alte Messdiener, er war wohl Mitte Siebzig, hätte ihn beruhigt: "Das kriegen wir schon hin", hatte er gesagt. Er solle ihn nur genau beobachten. So sei es dann geschehen.

Eine unmerkliche Bewegung mit der Hand oder dem Kopf, immer im Blickkontakt leitete ihn der erfahrene Mesner durch die Feier der Eucharistie.


Als Lotse bewährt

"Das hat prima geklappt", erinnerte sich der Erzbischof. Mit dieser kurzen Erzählung beschrieb er die verantwortungsvolle Aufgabe der Messdiener, die auch Küster genannt werden.

In seiner Predigt betonte Schick, es sei ihm ein wichtiges Anliegen, den Mesnern seine Anerkennung, Wertschätzung und seinen Dank auszusprechen. "Kirche ohne Mesner ist nicht denkbar. Ohne Mesner wird es für das Gotteshaus sehr, sehr schwer", erklärte er.


Werbung in eigener Sache treiben

Alles Tun der Mesner stünde im Dienst des Herrn und sei Dienst für den Herrn und die Menschen. "Versuchen Sie immer wieder, in ihrem Dienst Menschen für den Dienst in der Kirche zu gewinnen", appellierte er an die rund 100 Delegierten, vier aus jeder süddeutschen Diözese.

Während der Tagung im Diözesanhaus erläuterte Bernhard Kuhn, stellvertretender Vorsitzender der Mesnervereinigung Bamberg, den Jahresbericht. Er erinnerte an den Diözesantag, als Erzbischof Schick den neuen Geistlichen Rat Peter Wünsche in sein Amt einführte. Ehrenpräses Prälat Hans Wich wurde für seine vorbildliche Arbeit gelobt. Der Erzbischof nahm auch Ehrungen vor. Unter den Ausgezeichneten ist auch Jürgen Hollmann, der 50 Jahre Dienst tat, davon 35 Jahre als Diözesanleiter.

Im Mittelpunkt der Tagung stand das Beratungsthema "Hauptamtlichkeit und Qualifizierung im Mesnerberuf". Die Zusammenlegung zu Pfarrverbänden habe zur Folge, dass immer weniger Pfarrer immer mehr Gemeinden betreuen. In den Einzelpfarreien fallen Gottesdienste weg, dem früher hauptamtlichen Mesner werden Stunden gekürzt. Manchmal gelinge es, dem Mesner andere Arbeitsbereiche zuzuweisen. Grundsätzlich wurde aber die Frage gestellt, ob das Ende der Hauptamtlichkeit gekommen sei.

Ist eine gute Qualifizierung als Mesner eine Herausforderung oder ist sie unmöglich, war das zweite große Thema der Tagung. Hier stellte sich heraus, dass Bewerber oft über mangelnde Sprachkenntnisse verfügen. In Augsburg sei von 30 Bewerbern nur einer genommen worden.


Kirchenfern

Dieser sei freundlich und anständig, habe aber überhaupt keine Ahnung, berichtete der Pfarrer. Er glaube, sein neuer Mesner sei zum letzten Mal bei seiner Erstkommunion in der Kirche gewesen.

Fazit der Diskussion: Das fachliche Mesnerwissen ist meist nicht das Problem. Es fehlt vielmehr vielen Menschen der heutigen Zeit Glaubenswissen. Viele seien kirchliche Analphabeten und auch theologisch viel zu weit weg. Hinzu kommen sprachliche Barrieren.

"Geht unser Beruf vor die Hunde?", formulierte Peter Werner, Diözesanleiter Rottenburg-Stuttgart die fundamentale Frage.